HELP ME BELIVE IT'S NOT THE REAL ME
I can't escape myself
Ich komme von der Feier nach Hause, die
schon den ganzen Abend mein Herz bewegt hat. Ich habe wahrscheinlich
dreimal Psychologe gespielt und immer wieder gehört, wie viel ich
doch nicht weiß und wie sehr ich mir doch Mühe gebe und liebe.
Dabei will ich doch einfach nicht, dass sich jemand streitet. Ich
gebe ihm einen Gute-Nacht-Kuss und er schläft ein, endlich. Und dann
Stunden später komme ich nach Hause. Schließe die Tür leise, wo
ich sie doch zuknallen möchte. Ich möchte eine Bombe mitten im Haus
zünden, obwohl ich gar keine Wut in mir verspüre. Ich will einfach
nur, dass ihr alle wach werdet und zu mir stürzt. Ihr sollt auf mich
eintreten und mich anschreien. Ich will, dass ihr mich beschimpft und
mich demütigt. Ich will zusammengekauert am Boden liegen und in die
Fliesen beißen, egal wie weh es tut, Hauptsache ich spüre eure
Nähe, die mich zertrümmert. Ich will euren Hass spüren, lasst ihn
mich spüren. Fickt mich so hart es geht, damit es mich innerlich in
allen Poren zerreißt, solange ich spüre, dass ihr es seid, dich ich
seit mehr als zwanzig Jahren an meiner Seite wissend sehe. Ihr macht
mir das Leben so schwer, doch ein Leben ohne euch wäre nicht
vorstellbar. Lieber will ich jeden Tag eure Schmerzen auf mich
nehmen, als nur einen Tag ohne euch ein Sein zu sein müssen. Nehmt
mich. Hasst mich. Verletzt mich. Natürlich sehne ich mich nach
Liebe. Mein innigster Wunsch wäre Liebe. Nicht Liebe um zu küssen
und nebeneinander zu schlafen. Sondern familiäre Liebe, die man sich
nicht aussuchen kann, sondern in die man geboren wird. Doch die
familiäre Liebe von euch ist so verstörend, doch ohne diese kann
ich nicht. Ich will den Schmerz, den ihr mir zumutet, nur um mich mit
Grund selbst zu verletzen. Welchen Grund hätte ich zu bluten, wenn
es euch nicht gäbe. Diese Stille im Haus ist unerträglich. Ich will
in eure Zimmer platzen und euch etwas an den Kopf werfen, nur damit
ihr euch wie hungrige Tiger auf mich stürzt und in Stücke
auseinander nehmt. Ich sehne mich so sehr nach Schmerz, dass ich mich
frage, ob ich mich je nach Liebe gesehnt habe. Ob ich nicht denn
genauso schlimm bin wie ihr. Ob nicht mein Tod, euer Friede sei.
Schlagt mich. Hasst mich. Demütigt mich. Aber ignoriert mich nicht.
Denn das lässt mich schweben in einer Unwissenheit, ob ich denn
überhaupt noch bin, oder nur ein Traum war, den ihr euch vorgestellt
habt. Ich weiß, dass ihr mich eigentlich lieb habt, doch ihr könnt
mir das nicht beweisen. So beweist mir, dass ich anwesend bin. Egal
wie. Hauptsache Aufmerksamkeit. Ich brauche keine Liebe und keine
Zuneigung. Ich brauche Realität.