Mittwoch, 30. November 2016

#242

HOW I WISH

How I wish you were here


Ich frühstücke eine Mandarine und trinke schon den zweiten Christkindltee. Neben der Arbeit suche ich nach Rezepten für Zimtsterne und Bananen-Kekse. Die will ich morgen backen. In meinem Zimmer riecht es nach Bratapfel und mein Schreibtisch steht jetzt direkt am Heizkörper, weil es immer so kalt ist in diesen hohen Räumen. Obwohl es bereits Mittag ist, trage ich noch immer meinen Batman-Pyjama und habe mich noch nicht frisiert. Heute Abend spielen die Donots in meiner Stadt, aber gerade noch höre ich Pink Floyd und muss immer wieder an dich denken. Und lächeln. Dann ist mir auch gar nicht mehr kalt.
Das Leben kann so schön sein, wenn man es einfach als solches annimmt. 

 

Freitag, 25. November 2016

#241

WIR WIE PIRATEN IN DER SEE

Doch diese Tage sind längst passee


Es gibt Tage, da beweist dir das Schiksal, wie unberechenbar es ist. Es spielt mit dir und du wirst ein Teil des Schmetterlingseffekt. Heute ist so ein Tag.
Seit über zwei Monaten sollte sich das Mädchen eine Winterjacke kaufen. Seit Sommer läuft sie mit ihrer halb zerissenen grünen Sommerjacke mit dem Aufnäher auf der linken Schulter rum. 
Heute musste sie eine Winterjacke morgen, denn morgen gehts nachts raus. Heute hatte sie die letzte Chance. 
Zuerst musste sie aber noch für die Arbeit was machen, den Geschirrspüler ausräumen und Zähne putzen. 
Dann war sie im 2nd Hand Shop, dort gab es nichts passendes. Die zweite Station war ein ArmyShop. Auch hier nichts passendes. Zwischenstop beim Supermarkt - Buttermilch trinken. 
Weiter mit dem Fahrrad zum Skatershop im Einkaufszentrum am Bahnhof. Hier fand sie eine passende Winterjacke, die leistbar ist. Sie konnte sich aber nocht nicht sofort festlegen. Das Mädchen spaziert etwas im Einkaufszentrum herum, bevor sie zurückgeht und die Jacke kauft. Kurz unterhält sie sich noch mit dem Verkäufer und verlässt dann das Geschäft. Auf der Rolltreppe hört sie plötzlich eine vertraute Stimme: "Nanouk?". Erschrocken dreht sie sich um. "Du bist es also wirklich." Ihr Herz setzte einen kurzen Moment aus und ihr wird klar, wenn sie nur eine Minute irgendwo anderes schneller oder langsamer gewesen wäre, wäre das hier nicht passiert. So sieht sie jetzt in die dunkelbraunen Augen des Grazers.



 

Montag, 14. November 2016

#240

I BELIVE THAT LOVE IS GONNA LAST FOREVER

And it's all within my mind, and it's all within my mind

 


Ich gehe die Straße entlang. Wolfmother singt eine herzzerreißende Ballade in meinem Kopf, schafft es aber nicht meine Umwelt auszulöschen. Mein Blick bleibt an einem Pärchen hängen, das mir lachend und Hand in Hand entgegen kommt. Ich werde wütend. Warum auch immer. Ich bin doch gerne alleine, oder? Ich tippe auf meinem Handy rum und statt Wolfmother singen nun die Beatsteaks für mich. 
Zwei Wochen später sitze ich in meinem Zimmer, warte darauf, dass wieder Wochenende wird und höre wieder Wolfmother. Dazu grinse ich von einem Ohr zum anderen und kann damit nicht mehr aufhören. Faszinierend wie ein einzelner Mensch dich so positiv beeinflussen kann, oder? 


Samstag, 5. November 2016

#239

TRIED TO TAKE THAT ONE STEP CLOSER TO DISCOVER THE DARK SIDE OF LIFE

And it filled me up with madness and ended with inner strife


Nach über 24 Stunden bin ich mir sicher, dass er nicht zurücktexten wird. Ich könnte mich in den Arsch beissen, dass ich betrunken schwach geworden bin und dir eine Nachricht gesendet habe. Aber wie heißt es so schön? Keine Antwort ist auch eine Antwort. Jetzt weiß ich zumindest, dass du keine Lust hast mit mir ins Kino zu gehen. Aber viel wichtig ist, dass ich jetzt ein Teil deines Charakters kenne, der mir gar nicht gefällt. Egal wie unangenehm dir das ist, aber Ignoranz hab ich bestimmt nicht verdient. 
Ich bin auch gar nicht sauer. Nur irgendwie traurig, verunsichert und vor allem fühle ich mich bloß gestellt und nicht ernst genommen. 


Mittwoch, 2. November 2016

#238

KANN ES DENN NICHT EINFACH MAL EINFACH SEIN?

Nicht dass ich zu dumm wär, oder bild ich mir nur ein? 


Eigentlich mag ich es nicht, wenn er dabei ist. Er gehört zu unserem Freundeskreis und ich mag ihn so gerne. Doch jedes Mal macht es mich traurig ihn zu sehen, weil ich mir sicher bin, dass da nie was sein wird. Dafür bist du zu perfekt. 
Es tut weh, zu wissen wie sehr man jemanden mag und dann plötzlich völlig hilflos ist. 

 

Dienstag, 13. September 2016

#237

NO MATTER WHAT I SAY OR WHAT I DO

I know how this will end 


Vor mehr als zehn Jahren haben sie sich tagtäglich versprochen, dass sie für immer bleiben. Jetzt bereut sie es, ihm nicht öfter gesagt zu haben, wie groß der Platz in ihrem Herzen für ihn ist. Er ist weg...nicht mit Absicht. Zehn Jahre sind vergangen. Und ich noch immer siehst du den Schmerz in ihren Augen, der nie vergehen wird. Nie. Und ich heul hier rum, weil ich ich mich scheisse fühle? Weil ich mich hasse. Wie schwach ist das? 
Ich wünsche mir so sehr für dich, dass das niemals passiert wäre. Ich...kann dem allem keinen Ausdruck geben. 

 

Montag, 12. September 2016

#236

I'M THE DIRT YOU CREATED

I can be your whore.


Das Mädchen beginnt jemanden zu mögen und diesem Moment hat sie (wieder einmal) verloren. Alles beginnt wieder zu zerfallen. Nichts gibt mehr Halt. Am wenigsten der Mensch, der sich in ihre Gedanken geschlichen hat. Der Photograph ist nicht viel besser, als jeder andere in den letzten Jahren Verwirrt. Unentschlossen. Planlos. In Zweifel verankert. Er wirft das Mädchen wieder aus der Bahn. Es ist wie es jedes Mal ist. Das Geld wird in Tabak investiert - sie bekommt keine Luft mehr. Die Nächte werden durchgefeiert - die Müdigkeit in ihren Gliedern treibt sie nur noch mehr an. Der Alkohol fließt in Strömen - die Stimmen werden leiser. Alles in ihr wird taub. Es ist dem Selbsthass ein Kinderspiel wieder in ihr Herz zu kriechen. Es gibt nicht, was ihn jetzt noch aufhalten könnte. Nur jetzt ist es erwachsener Selbsthass. Kein Blinder Hass mehr, der sich in Narben verankert. Nein, er zielt jetzt auf ihre Gedanken ab. Setzt sie außer Gefecht. Alles in ihr fleht nach aufgeben. Sich auf den Boden legen. Eins werden mit den harten Steinen unter ihr. Aufgeben. Nichts mehr fühlen müssen.
Irgendwo im letzten Eck ihres Herzens hat sie noch diesen kleinen Funken Hoffnung. Er gibt ihr jedes Mal ein Ohrfeige und treibt sie weiter an. Weitermachen. Nach Wochen des saufens, des vöglens und des kotzens, schafft sie es wieder irgendwie einen geregelten Tagesablauf auf die Reihe zu bekommen. Ob sie dabei glücklich ist? Nein. Glücklich sein spürt sie nur noch, wenn sie mit ihren Freunden unterwegs ist. Wenn sie keinen Grund zur Panik hat. Dann fühlt sich alles nach gut-werden an. Auch wenn am nächsten Tag, dieses Gefühl wieder verschwunden ist. Was bleibt ist Leere.

Ich bin zu alt für diesen Scheiss...



 

Montag, 5. September 2016

#235

OH, BABY, BABY, IT'S A WILD WORLD

It's hard to get by just upon a smile



Wenn ich nicht gerade mit einem Scheiss Gefühl in der Fresse wach werde, dann wache ich meistens mit Kopfschmerzen auf. Jägermeister lässt dich vergessen, was gesagt worden wurde oder was war. Das gute Gefühl - bis auf die Kopfschmerzen - bleiben. Doch was mir wirklich so gut tut, dass ich tagelang mit einem Grinsen im Gesicht rumlaufe, sind meine Freunde, klingt komisch, ist aber so - würde Peter Lustig jetzt wohl sagen 
Es ist Samstag Nacht. Ich lande mit dem Photographen noch im Bett, dann haut er ab. Alleine will ich in diesem frisch gevögelten Bett nicht bleiben, also schnappe ich mir die Autoschlüssel und fahre aus der Stadt. Eine Stunde später hebe ich schon das erste Bier mit meinen Leute, es ist Karaokabend. Oder es war Karaokeabend. Rausschmiss um halb fünf? Unmöglich - also auf zu einem unserer Leute. Auf der Tanke besorgen wir uns noch Eier und Brot, womit wir dann ein königliches Essen zubereiten. Wir machen die Nacht zum Tag, bis es Tag ist. Zu Mittag am Sonntag spielen wir noch eine letzte Runde Flunkyball und trinken noch einen White Russian. Die Sonne knallt uns auf unseren nackten Bauch und wir rauchen wahrscheinlich schon die zweite Packung Zigaretten leer. Dieses Leben ist so geil in diesen Momenten, dass ich es für keine Liebe der Welt tauschen möchte. Auch jetzt nicht. Die beschissenen Tage kommen bestimmt wieder und schlagen mir ins Gesicht, darum genieße ich diese um so mehr. Jede Sekunde sauge ich auf. Ich habe keine Zeit zu schlafen. 


Dienstag, 16. August 2016

#234

ALL THE ANGELS I KNOW

put concrete in my veins


Der große Bruder sieht mich völlig entgeistert an, als ich ihm erzähle, dass ich die Nummer von Cara aus meinem Handy gelöscht habe. Ich verschweige ihm, dass ich ihre Fotos von der Wand genommen und zerissen habe. Wenn mich meine Vergangenheit eines gelehrt hat, dann dass ich loslassen muss. So schnell und so radikal wie möglich, sonst hänge ich ewig an Menschen, die keinen Platz mehr in meinem Leben haben sollten. Rechtfertige mich über Monate oder Jahre für meine Schmerzen. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr tut es weh. Nachdem ich noch einen Schluck von meinem Bier nehme, obwohl ich schon mehr als genug intus habe, erkläre ich mich:"Ich gebe Menschen keine zweite Chance mehr, denn damit biete ich ihnen lediglich die Möglichkeit, mir ein zweites Mal weh zu tun." Er wirkt sprachlos. Hätte mir diese kalte Seite nicht zugetraut. Deine Geschichte verändert dich. Egal ob du willst oder nicht. 

Samstag, 6. August 2016

#233

EIN SPRÖDES STÜCK GLAS, SCHLUSSENDLICH ZERBROCHEN

Ein Tritt in die Scherben, durch Haut und durch Knochen.



Die Hand des Mädchen zittert, als sie am Telefon abhebt. Eigentlich zittert ihr ganzer Körper. Alles in ihr zittert. Als sie Caras Stimme hört, bricht ihre fast aber sie holt tief Luft und beginnt zu reden. Sie hält sich ganz knapp. Erwähnt, dass Cara eine ihrer besten Freundinnen ist, bevor sie fragt, was da zwischen ihr und dem Mankei läuft. Schweigen. Mehr als Worte erklären könnten. Sie versucht es trotzdem zu erklären. Versucht das Mädchen zu beruhigen als sie zu schreien beginnt. Stille. Das Handy ist aus. Das Telefonat beendet. Die Freundschaft euch. Das Vertrauen auch. 
Das Mädchen bricht. Endgültig. Es hat halt alles keinen Sinn mehr. Wozu nochmal aufstehen? Wozu wieder kämpfen? Wozu sich um Mitmenschen bemühen? Wozu die Wahrheit kennen wollen, wenn es dich kaputt macht?  
Cara war einmal wie der Fels in der Brandung. So wollte das Mädchen leben. Sie hat sie bewundert, geliebt und ihr alles anvertraut. Auch den Schmerz über Mankeis Verlust. Ihre blinde Verliebtheit. Alles aus und vorbei. Und dann geht sie einfach weg. Ohne Rücksicht auf Verluste. Also ob das nicht reichen würde, dass sie eine Lücke zurück lässt, reißt sie diese Lücke in ein tiefschwarzes Loch. Stößt das Mädchen da rein und will sich noch mit Worten wie "Ich weiß, ich kann dich verstehen und es tut mir Leid" entschuldigen. 

Nichts weißt du...garnichts.


Sonntag, 31. Juli 2016

#232

STELLST DU DIR AUCH DAS ENDE VOR

vor jedem neuen Anfang?



Ich mache einfach alles kaputt.


Freitag, 29. Juli 2016

#231

WELL I NEVER PRAY

But tonight I'm on my knees 

 

23.45 Uhr: Ich entscheide ich mich, dass ich nach der Arbeit hier in der Bar noch etwas in die Stadt schauen will. Etwas Whisky trinken - mich betrinken. Der Abend war bereits sehr sinnlos flüssig. 
00.00 Uhr: Ich schreibe einem befreundeten Barekeeper eine Nachricht über Facebook. Seine Bar ist auf der anderen Seite des Flusses und auch wenn das nur eine Gehzeit von 10 Minuten bedeuten würde, gehe ich selten auf die andere Seite. Das liegt wohl daran, dass meine drei Lieblingsbars sich nicht dort befinden.
02.45 Uhr: Ich schließe ab. Ein Blick auf das Handy. Er hat die Nachricht noch nicht gesehen. Kurz zögere ich, bevor ich mich doch dazu entscheide den Fluss zu überqueren und mein sicheres Nest hinter mir zu lassen. 
03.05 Uhr: Er ist nicht da. Auch die anderen drei Kellner kenne ich nicht. Ich nippe an meinem Whisky und sehe den Leuten beim Tanzen zu. 
3.20 Uhr: Nachdem ich das dritte Mal blöd angebaggert werde von Menschen, die kaum mehr gerade stehen können, verlasse ich die Bar. Ich will noch in mein Stammlokal sehen, bevor es schließt. 
03:30 Uhr: Ich betrete meine Lieblingsbar. Mein Lieblingsbarkeeper und seine Kollegin schenken heute Nacht aus. Ich freue mich und begrüße ihn. Dabei fällt mir auf, dass der befreundete Barkeeper auch da ist. Ich begrüße ihn. Er bringt nichts raus. 
03:45 Uhr: Nachdem er mich immernoch ignoriert, gehe ich direkt auf ihn zu und frage ihn, ob ich ihn irgendwie gekränkt hätte. Er verneint. Ich mache mich Selbstvorwürfe. Frage ihn, was bei ihm so los ist. Er antwortet nur knapp, dreht sich zu seinem Kumpel um und ich bin wieder Luft. 
04.00 Uhr: Ich sitze mit meinem Whisky an der Bar. Es ist viel los und ich bin etwas genervt, als plötzlich die Barkeeperin vor mich tritt. Sie reicht mir die Hand hin und faselt irgendwas von Bros und Sisters und dass zwischen uns alles gut sein soll. Verwirrt und betrunken schaue ich sie aus großen Augen an. "Weißt du, dein befreundeter Barkeepr und ich sind ein Paar. Und seitdem er mich schon einmal betrogen hatte, bin ich halt nur etwas vorsichtig." 
Ich traue meinen Ohren nicht. Natürlich versichere ich ihr, dass ich in diese Richtung gar keine Motivation habe. Die restlichen zwei Stunden denke ich darüber nach, wie falsch und hinterhältig dieses Erwachsenwerden ist. Menschen betrügen uns und trotzdem lassen wir sie nicht los. Man wird von einer Freundesliste gestrichen, weil die Freundin es so will. Menschen finden Partner, obwohl sie alle einen Knacks haben. Vielleicht mache ich irgendwas falsch. 
06.00 Uhr: Nachdem ich den Barkeeper nicht mehr verstehe, da er nur englisch spricht, gehe ich nach Hause ins Bett. Mein Kopf dreht sich. Mein Herz möchte kotzen. 




 

Freitag, 22. Juli 2016

#230

SEHNSUCHT UND VERSTAND

reichen sich selten nur die Hand


Ich hasse mich dafür, dass ich einen ganzen Tag fast nicht gegessen habe. Ich hasse mich dafür, dass ich ständig aufs Smartphone starre. Ich hasse mich dafür, dass ich nachts im Bett liege und mich richtig schlecht fühle. Ich hasse mich dafür, dass ich anderen Menschen ständig von dir erzähle, wo wir uns doch erst dreimal gesehen haben. Ich hasse mich dafür, zu erwartet, du könntest mich mögen. Ich hasse mich, für meine ekelhaften Pickel. Ich hasse mich dafür, dass ich mich verliebt habe. Ich hasse mich dafür, dass ich mich nach Zuneigung sehne. Ich hasse mich dafür, dass ich mir so genau Vorstellungen davon habe, was ich mir wünsche. Ich hasse mich dafür, dass ich träume. Ich hasse mich dafür, dass ich dich so nett finde. Ich hasse mich dafür, dass ich mir schon wieder diese ekelhaften Hoffnungen mache. Ich hasse mich dafür, dass ich meine Laune davon abhängig mache, ob du dich meldest oder nicht. Ich hasse mich dafür, dass ich mich so sehr hassen muss. Ich weiß, das wird dich nicht davon überzeugen mich ein bisschen zu lieben. 
Und dann klingt die Stimme meine Schwester in meinem Kopf...ob ich wirklich noch nicht oft genug auf die Schnauze gefallen bin, dass ich immernoch an das Märchen des Happy Ends glaube. Wahrscheinlich hat sie recht....


Dienstag, 19. Juli 2016

#229

HIER WAR ALSO EINMAL DEIN ZUHAUSE?

der Nebel drückt ihr Lachen hastig fort


Da bin ich nun. Nach zwanzig Stunden Autofahrt angekommen. So richtig angekommen. Die salzige Luft schlägt mir ins Gesicht und lässt mich kurz nicht zur Ruh kommen. Meeresluft ist gewöhnungsbedürftig. Ich wandere etwas weiter am Hafen entlang. Die Stadt schläft noch. Niemand ist auf den Straßen zu sehen. Einzig allein die Möwen erinnern daran, dass hier jemand lebt. Das Wasser schwappt immer wieder gegen die Schiffe die am Hafen stehen. Immer weiter und weiter. Den Deich entlang hinaus vom Hafen. 
Und dann liegt es vor mir. Das Meer. Die Nordsee. Diese Unendlichkeit raubt mir nocheinmal den Atem und ich weiß ganz kurz nicht wie mir geschieht. Diese Ruhe nimmt mich jetzt ganz ein, holt mich runter, lässt mich inne halten. Ich muss mich setzen. Minuten, Stunden verstreichen während ich einfach nur aufs Meer starre und merke, wie ich ein Stück zu mir zurück finde. 


Donnerstag, 7. Juli 2016

#228

WER IN DEN SÜDEN REIST, SUCHT ZERSTREUUNG.

Wer in den Noden reist, sucht sich selbst.


Seit fast zwei Jahren arbeite ich nun in dieser Bar. Noch nie habe ich hier jemanden so glücklich tanzen sehen. Ich bin froh darüber. Es lässt die Zeit schneller vergehen und die Müdigkeit überdecken. Das beruhigt meinen Geist, der sich seit Stunden um sich selbst windet. Ein Blick auf die Uhr. Halb Eins. Heute ist es soweit. Heute fliehe ich. Nicht ein halbes Leben lang, aber zumindest für eine Woche. Tausend Kilometer mit meinem kleinen Auto immer in Richtung Norden bis ich ans Meer komme. Um dort endlich Stille zu spüren. Mich zu spüren. Vielleicht mache ich ein Foto. Vielleicht kommt es hier rein. Vielleicht mache ich das. Vielleicht genieße ich aber ausschließlich nur für mich. 

Mittwoch, 6. Juli 2016

#227

ATEMLOS IN PANIK VOR DEM NÄCHSTEN 
NEUEN SCHUB

vor den ruhelosen Geistern, die man selber schuf


Die Furcht frisst mich mit Haut und Haar. Sie kriecht in mich rein und lässt es dort ganz kalt werden. Mir wird schlecht und mein Kopf dröhnt. Ich muss mich ganz fest mit den Armen umklammern, damit ich mich nicht völlig auflöse. Ich wünsche mir meine Klingen zurück, doch ich weiß, das ist dumm. Beim Autofahren bedrängt sie mich. Beim Lernen lenkt sie mich ab. Beim Fernsehen rüttelt sie mich. Sie kommt immer nur ganz plötzlich. Wenn ich alleine bin. Angst davor, was morgen ist. Angst davor, verletzt zu werden. Angst davor, zu entäuschen. Angst vor dem Arbeiten. Angst vor dem Heimkehren. Angst vor Veränderungen. Angst vor dem Glücklichsein. Angst vor der Angst. Angst vor dem Sein. 

#226

SUPPOSED TO BE HAPPY, BUT I'M ONLY 
GETTING COLDER

Wear a smile on my face, but there's a demon inside


Übermüdet und mit schweren Gewicht auf den Schultern setzt sich das Mädchen an den Familientisch. Ihr Mutter steht an der Tür. Nur das halbe Ohr hört zu. Warum versucht das Mädchen immer mit ihr zu reden? Liebe. Weil wegen Mutter und Tochter. Oder so ähnlich. Sie kennt es nicht besser. 
Das Mädchen erzählt von dem nahenden Treffen mit dem Photographen. Vorwurf.
Sie erzählt von ihrer bevorstehenden Reise ans Meer. Sorge.
Sie erzählt von ihr verletzten Pony. Ratschläge.
Sie erzählt von ihrem Vorhaben alles auf Eis zu legen, da der Reitunterricht so nicht mehr funktioniert. Etwas Wind aus den Segeln zu nehmen und endlich einen Kurs im Leben einzuschlagen. Nicht fünf verschiedene. Vorwurf. 
Das Mädchen beginnt wieder zu zweifeln, versucht aus sich zu gehen. "Ich kann nicht mehr." Unverständnis. 
Sie spürt wie die Tränen langsam hochsteigen, wie ihr Bauch sich verkrampft und ihre Stimme sich etwas hebt. Sie ringt um Aufmerksameit. Verständnis. Ratschläge. Unverständnis. Nebenbei was anderes machen. 
Das Mädchen nimmt die Kritik an. "Ich bin einfach zu dumm für das alles, ich habe alles verbockt. Von Anfang an, war das alles zum Scheitern verurteilt." Und als ihre Mutter sagt, sie solle nicht so wirres Zeug reden. Sie fragt, warum sie so törichte Dinge über sich selbst behaupten würde, erwacht der Dämon im Mädchen. Ihre Augen blitzen bitterböse auf und sie faucht ihre Mutter an, um etwas zu sagen, was sie nie sagen wollte. "Weil du mir das zwanzig Jahre lang eingetrichtert hast!"
Schuld. Schuld. Schuld. Schuld. Das Mädchen ist ein schlechter Mensch. 

Dienstag, 28. Juni 2016

#225

ICH WOLLTE NIE MEHR ALS NUR DAS WAS MIR ZUSTEHT

jetzt will ich alles und nichts dafür hinnehmen


Das Mädchen setzt sich zu ihm auf das Sofa. Jeder sitzt in seine Ecke gepresst, die Zigaretten umklammernd. Den Kaffee so langsam es geht trinkend. Nur nicht zu Nahe kommen. Seine Maske hat ihr gegenüber keine Gültigkeit mehr. Das schien er erkannt zu haben - vielleicht hat er sie nach dem dreistündigen Fotoshooting auch einfach nur satt. Die Möglichkeit steht im Raum.
Gezielt und ohne lange zu warten fragt sie ihn aus. Fragt ihn, wie es ihm dabei geht, Menschen abzulichten. Ihre Schönheit für immer einzufrieren. Ihre Fehler aufzuzeigen, ohne es zu wollen. Menschen sehen am liebsten ihre eigenen Fehler. Konzentrieren sich darauf. Und plötzlich verliert ein Kuss seinen Reiz, wenn man ihn ablichtet. Menschen bilden sich ein hässlich zu sein, selbst dann wenn sie dem Kitsch entsprechend unter einem Rosenbusch stehen und sich tief in die Augen schauen. Der Photograph erzählt davon zerknirscht. Fast schon enttäuscht. Die beiden jungen Menschen investieren noch mehr Mut in ihr Reden und er fällt ein Urteil, als er meint, dass er mit seinen Werken nie zufrieden ist. Es noch nie war. Er spricht von Kunst. Wie gern er Kunst machen würden. Das Mädchen drückt ihre Zigarette aus, stellt die Tasse weg und steht auf.
Im großen hohen Raum, ist an einer der weißen Wände eine Fotowand angebracht mit seinen Lieblingswerken. "Das ist doch Kunst.", meint sie und zeigt auf ein Foto, das ihn selbst zeigt. Er sitzt in einem alten, schweren Stuhl und ließt ein Buch. Der Qualm seiner Zigarette schlägt wunderschöne Wellen im schwachen Licht der Glühbirne. Sein Körper vermischt sich mit der Dunkelheit. "Und das ist gut geworden. Das ist mein Lieblingsfoto von dir.", murmelt das Mädchen. 






Donnerstag, 23. Juni 2016

#224

DAG SEM NÓTT, HJARTAÐ VAR ÓRÓTT,

Þrotið þol, lamað bros

Day and night, heart was uneased. Broken will frozen smile.
 
Meine Hände zittern. Ich rauche noch eine. Ich rauche eigentlich nicht, außer wenn ich betrunken bin oder äußerst nervös und gestresst. Nachdem ich wegschnippte, öffne ich die Tür mit dem silbernen Knauf. Meine Beine machen sich schwer, als ich über die Treppen steige. Ohne Zögern. Ohne langes Grübeln. Ohne dass ich davonlaufen könnte, klingel ich an der Tür und sie wird mir geöffnet. Ein älterer Mann begrüßt mich recht freundlich. Aus meinem trockenen Hals kommt nur ein einsilbige Begrüßung. Gemeinsam gehen wir in sein Behandlungszimmer, wo ich Platz nehmem darf.
Er setzt sich mir gegenüber in einem sicheren Abstand. Ich atme durch. Sehe mich um. Betrachte das Zimmer. Es ist nichts besonderes. Weder besonders schick noch besonders nachlässig eingerichtet. Ein Zimmer eben. Mit vier Wände. Vier Ecken. Einer Zimmerpflanze. Und ein Haufen Bücher. Aber was erwatet man anderes von einem Psychotherapeuten? 

Eine Stunde später habe ich sein Zimmer verlassen. Rauche noch eine. Treffe mich mit dem entschlossenen Spieler auf einem Kaffee in der Burg. Die Sonne tut gut. Es ist noch lange nichts gut. Aber es ist auch nicht so beschissen, wie es gestern war. Als ich mir nicht sicher war, jemals wieder aufzustehen. 


 

Dienstag, 21. Juni 2016

#223

SO HELP ME, PLEASE SOMEONE COME QUICK

I think I'm loosing it


Ich habe keine Worte mehr für das, was in den letzten 20 Tagen passiert ist. Ich kann nicht erklären, was da in mir passiert. Und ja, es fühlt sich so an, als wäre es IN mir. Ich spüre es ganz deutlich in meinem Brust und Bauchraum. Ab und an sind mein Arme taub und mein Kopf fühlt sich an, wie eine leere Hülle. Ich bin ein nichts. Ich könnte mich in Luft auflösen. Immer wieder will mein Körper weinen, doch ich hindere ihn solange ich noch nüchtern bin. Ich verzehre mich danach, einfach zu jemanden ins Bett zu kriechen und mich in den Arm nehmen zu lassen. Doch da ist niemand. Zum Glück. Und wäre da jemand, ich würde ihn verscheuchen. Ich will nicht darüber reden, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ich kann das nicht erklären. Ich kann nur erzählen, wie ich stundenlang dasitze und einfach nichts tue. Wie ich der Zeit beim Vergehen zusehe. Wie mich die Schuld mit jeder Sekunde auffrisst. Wie ich immer mehr und mehr einfach flüchten will. Mich begraben will. Das alles zu Ende gehen lassen. Alles, alles ist anstrengend. Lachen, atmen, schlafen. Nicht, nichts macht mir noch Freude. Musik, Freunde, Pferde. Ich bin nur noch eine leere Hülle, die bald in sich zusammenfallen wird. Ist dann endlich alles vorbei? Darf ich einfach aufgeben? Darf ich endlich? 

 

Donnerstag, 2. Juni 2016

#222

SELTSAM IM NEBEL ZU WANDERN

einsam ist jeder Busch und Stein


Nachts um drei Uhr schläft diese Stadt. Zwischen den Büschen hinter unsere Wohnhaus ist es stockfinster und kein Schatten zu erkennen. Hier steh ich nun und stecke mir den Finger in den Rachen.
Einmal kotzen bitte, weil mich dieser Abend gefressen hat.
Zweimal kotzen bitte, weil der Mankei mich abserviert hat. 
Dreimal kotzen bitte, weil mein Barchef darüber mit mir reden möchte, wieviel und ob ich noch arbeiten soll.
Viermal kotzen bitte, weil mein Pferd einfach nicht gesund wird. 
Fünfmal kotzen bitte, weil der entschlossene Spieler angekrochen kommt und in meinen Wunden gräbt. 
Sechsmal kotzen bitte, weil ich es nicht ertrage dass sich meine Helden in Luft auflösen.
Siebenmal kotzen bitte, weil ich mich selbst so sehr hasse. 
Achtmal kotzen bitte, doch es kommt nur noch Magensäure aus mir raus. 



 

Sonntag, 29. Mai 2016

#221

UND ES STICHT IMMER DANN VON DER SEITE

wenn der Kopf schon auf dem Boden liegt




Du
darfst kannst
niemanden
vertrauen.


Mittwoch, 25. Mai 2016

#220

UND DU HOFFST, DASS SICH ALLES ZUM GUTEN WENDET

doch du glaubst schon längst nicht mehr an irgendwas



Aus dem Nichts werde ich gefragt, wie es mir geht. Ich scheine die Trennung so schlecht zu verdauen. Essen verdaue ich aber gut. Du kannst mich das nicht aus dem Nichts fragen. Ich wurde nicht verlassen. Ich habe nicht verlassen. Nicht diesesmal. Ich bin nur Zuschauer. Und dieser Film ist gerade ziemlich beschissen. Doch die Türen raus sind verschlossen. Die Luft im Kinosaal stinkt. Ich könnte kotzen, aber ich tu es nicht. Auf der Arbeit sitze ich fünf Minuten vor dem Computerbildschirm, während der Film weiterläuft. Mühsam schlucke ich die Tränen hinunter. Du kannst mich nicht aus dem Nichts fragen, was los ist. Fick dich! Ich bin okay, ok? Hier geht es nicht um mich. Das wird es auch nicht mehr wieder. Der Zynismus vergiftet mich. Mein Herz bekommt schon kaum mehr Luft. Ich lasse das zu. Alles, alles ist besser. Besser als Glauben. Besser als Vertrauen. Besser als dieser Film. Vergifte mich. Ich will nicht mehr an jemanden glauben müssen. Oder an etwas. Oder an dich. Oder an mich.


Dienstag, 24. Mai 2016

#219

CONSIDER THIS THE SLIP

That brought me to my knees, failed


Das Mädchen dachte sich, dass ihre größten Probleme jene sind, die von der Liebe zurückgelassen wurden. Sie dachte auch, dass sie gesund sei. Ihr Leben im Griff habe. Es gibt so vieles, was sie gedacht hatte. Doch das alles scheint nun so weit weg und doch greift es sie direkt an. Sie hat keine Lust mehr ihre Gedanken teilen zu müssen. Mit anderen Menschen zu reden. Sie reagiert aggressiv, wollte jemand Nähe zu ihrem Herzen suchen. Da waren schon so viele. S. war da, der Fußballtrainer war da, der entschlossene Spieler, der Grazer und auch der schnelle Wolf. Sie alle waren da und haben Spuren darin hinterlassen. Der Mankei hätte auch fast das verrostete Schloss öffnen können, doch der findet den Schlüssel zu seinem eigenen Herzen nicht und ist somit eingeschlossen.
Und das Mädchen? Das schließt ihr Herz jetzt mit einem weiteren Schloss zu. Sie schließt die Türe dazu hinter sich. Lässt ihre Gefühle, ihren Glauben und ihre Hoffnung darin zurück. Sie will nicht mehr. Sie muss nicht mehr. Sie kann nicht mehr. 
Der große Bruder und Cara trennen sich nach zehn Jahren Beziehung. Helden zeigen Schwäche. Vorbilder lösen sich in Luft auf. Der Glaube an die Liebe, zerplatzt wie eine Seifenblase. Das Leben rinnt durch die Finger wie Sand. Woran kann man sich festhalten, wenn alles zerrinnt?



Freitag, 20. Mai 2016

#218

ICH GLAUBE MORGEN WIRD ES BESSER

schon seit Wochen


Ich habe heute den Glauben an die Liebe verloren. Es gibt kein Happy End. Es gibt kein für immer. Das hat es nie gegeben...