Samstag, 17. April 2021

#277

YOU'RE LIKE NO ONE I KNOW
You're the life from another world


31.12.2020: Herzrasen, verschwitzte Hände, das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. So sollte man das Jahr nicht ausklingen lassen. Das Mädchen starrt auf ihr Smartphone, weiß nicht, was sie antworten soll. Da fragt er sie, einfach so, ob man nicht mal zusammen wandern gehen sollte. Sich über Fantasy-Bücher unterhalten. Zusammen die Natur genießen. Doch das Mädchen sitzt hier neben dem Lieblingspiefke. Seit über vier Jahren. Aber sie vermisst eine gemeinsame Zeit. Der Anstand zwingt sie dazu, eine Antwort zu schreiben. Nur nicht so ins neue Jahr starten.
"Nein, das geht nicht. Ich habe einen Freund."

Sie hat eine Grenze gezogen. Hier sind sie an einen Punkt gekommen, wo man sich alles Gute wünscht und jeder seiner Wege geht. Das weiß sie. Das weiß er.

Nur hält sich keiner der beiden daran. Und tief im Inneren weiß sie, dass sie Schuld hat.

 

01.04.2021: Herzrasen, verschwitzt Hände, das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Ihre Augen haben ihn erhascht und einen Moment achtet sie nicht darauf, wie sie ihre nächsten Schritte setzt.

Herzrasen, verschwitzte Hände, das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Und Angst. Angst sich den Kopf am Felsen aufzuschlagen, bewusstlos zu werden. Sie fällt, in doppelter Hinsicht. Die Flasche, die sie noch eben in ihrer Hand festhielt, zerbricht in viele, kleine Scherben. Blut läuft über die Arme und Beine des Mädchens und sie zittert vor Schreck am ganzen Leib. Und plötzlich steht der kecke Autor neben ihr und hilft ihr die Scherben aufzuheben. Dabei berührt er sie, wie ganz selbstverständlich an ihrer Schulter. So wie alles an ihm wie selbstverständlich schein. Herzrasen, verschwitzt Hände, das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

Und dann sitzen sie dort unten am See. Zwei Stunden. Reden über Bücher, über die Berge und darüber, wie sehnsüchtig er als Teenager auf einen Vampir gewartet hatte. Sie springen zweimal in Unterwäsche in den eiskalten See. Einfach, weil es egal ist. Einfach, weil es einfach ist. Weil der kecke Autor einfach ist. Weil er für das steht, was dem Mädchen fehlt.

Leichtigkeit.

Freiheit.

Freude.

Zum Abschluss umarmt er sie. Herzrasen. Er könnte sie mit seinen Armen doppelt umschlingen, so groß ist er. Verschwitzt Hände. Und hätte er sie geküsst, sie hätte es geschehen lassen. Das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.  


 

#276

I GOT A TIME BOMB
ticking in my head, ticking in my head

Ich rase sehenden Auges auf einen Abgrund zu. Und wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern, bis es kracht. Nur in welchem Abgrund ich mir das Genick breche, da bin ich mir noch nicht sicher. Ich bewege mich auf einem Felsen im Kreis, und um mich herum geht es gefühlt kilometerweit in den Abgrund. Ganz gleich in welche Richtung ich mich wende. Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis ich es richtig verkackt habe und mein Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzt. Ich hoffe, ich kann dann meinen Humor noch aushalten und mich darüber kaputtlachen. Oder zumindest lachen, kaputt werde ich dann bereits sein.

Ich dachte nicht, dass ich mich nochmal in einen anderen Menschen verliebe. Ich dachte nicht, dass da noch Platz in meinem Herzen ist. Ich dachte nicht, dass ich nochmal an jemand anderen denken kann. Aber anscheinend ist man mit 28 doch noch nicht zu alt für Humbug.

Natürlich liebe ich den entschlossenen Spieler noch. Das wird sich nie ändern. Und ich denke, dass ich auch den Lieblingspiefke liebe. Aber in den letzten Wochen fühlte es sich mehr wie eine Beziehung mit Ablaufdatum an. Je weiter wir zusammenrücken, desto weiter wünsche ich mir dir weg.

Was sage ich in den letzten Wochen... in den letzten Monate.