Montag, 31. März 2014

#123

IN THE SEA AGAIN

By the fallen stars

 

 

Der Grazer und ich sind jetzt "nur noch Freunde". Er ist froh darüber, könnte sich nie mehr mit mir vorstellen. Er hat sich über die Fotos gefreut. Ich sende ihm ein ":-)" und er glaubt mir. Doch warum macht er mir jetzt Druck? In jede Richtung die ich greife, bekomme ich einen Schlag auf die Finger. Jeder Versuch scheitert. Jede Bemühung zerschellt. Ich verstehe schon langsam die Welt nicht mehr. Ich hab seit Wochen nicht geweint. Ich kanns nicht mehr. 

Morgen starte ich das Projekt "Hunger als Form der Selbstdisziplin" Ich will versuchen 72 Stunden nichts zu essen (außer in der Arbeit, wenn wir Brotzeit essen müssen) Ich will dadurch nicht dünner werden, ich will mich selber drille. Ich will mich kontrollieren können. 
 Ich will, dass das niewieder passieren wird. 

Freitag, 28. März 2014

#122

ICH WAR LAUT, WAR SCHNELL, WAR SCHRECKLICH BITTER

in tausend Teile aufgesplittert

 


Jaja, manchmal ist die schwierigste Frage in deinem Leben, die Frage nach der richtigen Tinte mit der wir unsere Geschichten schreiben. Manchmal haben wir so eine blaue Tintenpatrone in den den Händen, wollen aber den Brief an dich in schwarzer Tinte schreiben, oder zumindest in roter. Und die größte Suche am Tag und in der Nacht, ist dann die Suche nach der Packung, die die schwarzen Tintenpatronen beinhaltet. Und während so der Zeiger deiner Uhr seinen Weg macht, verzweifelst du an der Suche nach der schwarzen Tinte, völlig vergessend, dass du deine Zeit verschwendest. Der Brief könnte längst schon im Kuvert sein. Du hättest längst schon deine Unterschrift darunter setzen können. Aber nein, du wolltest die blaue Tinte nicht verwenden und suchst stattdessen nach etwas, das du verloren hast. Jaja, und manchmal sind die größten Probleme in unserem Leben, eine kratzige Füllfeder. Manchmal ruht dein schlimmster Zorn daher, dass dein Füller eklige Geräusche macht und über das Papier schmiert. Du schüttelst die Feder und klopfst sie gegen die Tischkante, in der Hoffnung, dass sie dadurch wieder richtig funktionieren würde. Du studierst die feine Spitze der Feder und wischt sie sorgfältig mit einem sauberen Taschentuch ab, das sich schlagartig blau färbt, oder auch schwarz, oder rot, je nachdem welche Tinte du gefunden hast. Doch die Feder kratzt und kleckst immer noch und wutentbrannt wirfst du sie gegen das Bild deiner Freunde, das du auf dem Schreibtisch stehen hast, reißt die Seite Einzwei und versucht die Geschichte von Neuem zu schreiben. Doch der Füller kratzt noch immer. Manchmal versteifen wir uns darauf, die Fehler in unserem langjährig treuen Füller zu suchen und ihn notfalls auszutauschen. Das klappt vielleicht für einige Zeilen oder sogar Seiten ganz gut, bis die neue Füllfeder wieder über das Papier kratzt. Wir konzentrieren uns auf den Ärger über dieses dumme Schreibgerät und denken nicht im Entferntesten daran ein anderes Stück Papier zu verwenden. Wir erkennen nicht, dass es das Papier ist, das nicht für unsere Art zu Schreiben geschaffen ist. Und anstatt neuen Untergrund zu besorgen, entsorgen wir lieber unseren Füller, das direkte Verbindungsstück zwischen unserer Hand und unserer Geschichte.
Wir erkennen so vieles nicht, weil wir es ganz einfach nicht erkennen wollen oder nicht können. Wenn die Feder kratzt, ist es für uns selbstverständlich, dass sie daran Schuld hat, nicht unser grober Griff oder die harte Art, die wir uns über die Jahre aneigneten, die Feder über das Papier zu führen. Wir verkrampfen unsere Hände, versuchen mit aller Kraft unseren Brief festzuhalten, anstatt etwas Neues schreiben zu wollen, denn anfangen ist schwer. Anfangen ist mühsam. Ein einzelnes beschriebenes Blatt Papier sieht verloren aus. Doch mit welchen Gefühl lesen wir unsere Geschichte abermals durch, wenn wir sie denn Korrektur lesen. Ist es ein schlimmerer Anblick von hunderten vollgeschmierten Seiten oder ein einzelnes beschriebenes Blatt, dessen Schriftzug rein und schön ist?



















Dienstag, 25. März 2014

#121

IMMER WENN MEIN HERZ NACH DIR RUFT

schicke ich meine Soldaten los, um es wieder zum Schweigen zu bringen

 



Ich hab es verkackt. Ganz einfach verkackt. Bin seit zwei Tagen krank gemeldet und ich finde mich selber einfach nur erbärmlich. Ein Wunsch, mich besaufen und mit dem nächstenbesten Arschloch eine Nacht zu verbringen. Einfach abhauen und ne Woche mit dem Auto rumfahren, nachts im Wald schlafen. Einfach alles hinschmeissen und irgendwas anderes machen. Egal was, irgendwas das schmerhafter ist, als dieser Schmerz jetzt.
Ich habe es total versaut, meine Chance verspielt und eine zweite Chance gibt es nicht. Ich kann das verstehen. Du bist verletzt. Du willst ein Mädchen, das sich selber kennt, das weiß was es will, das sich selber gern hat. Du willst...nicht mich. Warum war ich so töricht, das erst jetzt zu erkennnen? Erst jetzt zu erkennen, wie sehr ich dich mag, wie sehr ich dich an meiner Seite haben will.
Ich habe seitdem nicht geweint, kein einziges Mal. Jedes Mal, wenn der Schmerz in der Brust zu groß wird, greife ich zu anderen Mitteln. Schmerz um Schmerz zu töten. Irgendwann werde ich hoffentlich nichts mehr spüren. Irgendwann wird hoffentlich alles wieder gut. Und ich weiß, das ist nicht das Ende der Welt und es ist auch nicht das Ende meines Lebens. Es fühlt sich nur so an. Ich fühle mich in meinen Gefühlen gefangen, doch ich habe den Schlüssel zum Käfig, kann ihn aber nicht benutzen. Oder kann ich ihn nicht verwenden? Ich will mir einfach selber schaden, auch wenn ich weiß, dass ich das nicht will.
Warum ist es so schwer sich Fehler einzugestehen? Warum ist es so schwer diese Fehler auszustehen?
Schmerz um Schmerz zu töten. Schmerz umd Schmerz zu töten. Nur nicht weinen, das wäre so nicht tragbar. Das wäre zu schmerzhaft.
 Ich bin einfach nur lächerlich.




Donnerstag, 20. März 2014

#120

YOU KNOW MY HEART YOU SAW MY SMILE

You saw my heart you know my smile




"Für dich würde ich viele Dinge ändern!", sage ich während ich die Zigarette ausdrücke und weiß, dass ich es wirklich ernst damit meine. Deswegen bin ich in eine Apotheke. "Happy Pills" denke ich bei mir und werfe eine der grün-roten Pillen ein. Rein Pflanzlich. Jaja. 
Ich war immer ein Gegner von unnötigen Medikamenten, dazu zählen für mich auch "Glücklich-Macher". Ich nehme ab und an ein Aspirin, wenn die Nacht davor zu lange war. Ich nehme ab und an leichte Schmerztabletten, wenn mich meine Natur plagt. Aber ich ansonsten lehne ich doch alles ab. Bis zu diesen Zeitpunkt.
Ich hatte nicht erwartet, dass sie nach 3 Tagen wirken, aber sie tun es. Vielleicht eine Spur Gleichgültigkeit, doch der Druck ist weg. Die Gedanken waren nicht mehr so präsent.
Ich habe gesagt, dass ich für dich viele Dinge ändern würde und das versuche ich auch. Ich versuche, dich wieder von mir zu überzeugen. Ich weiß ganz genau, dass es hoffnungslos ist, doch mein Herz will nicht aufhören zu hoffen. Es will nur eines. Dass du am Sonntag sagst: "Bitte bleib!"

Ich würde bleiben. 

 

Montag, 17. März 2014

#119

ICH BRÜH ALLES NOCHMAL AUF

und ich Idiot halt den Kaffee für dich warm verdammt!

 

"Es könnte schon sein, dass die Gefühle wieder mehr werden, aber ich kann es dir nicht versprechen!"
sagt der Grazer zu mir.

Gut gemacht, Mädchen.

"Gut, dann werde ich mich bemühen und alles dafür tun!"


#118

AND I'LL HIDE FROM THE WORLD BEHIND A BROKEN FRAME

 I can't face the shame!

 

 Der Moment, wenn du nur noch panisch im Kreis laufen willst, solange bis dir deine Knöchel wegknicken und du dir schmerzhaft deine Knie aufschlägst und dir beim Sturz die Schulter ausrenkst. Liegen bleibend und schwer atmend, wünscht du dir nichts sehnlicher, als ein riesiges Klavier oder ein Kühlschrank, der zwölf Kisten Bier fassen kann, der dir vom elften Stock auf deine Birne klatscht. Es wäre ein schreckliches Geräusch, wenn es deinen Kopf zerbarstet, doch du wärst zumindest deine Gedanken los. Schreckliche Welten in deinem Bauch.

Noch fünf Mal schlafen, bis ich dich wieder sehe, und es wird von Minute zu Minute unerträglicher.


 

Samstag, 15. März 2014

#117

WHY DON'T WE JUST BUILD ANOTHER CASTLE IN THE SKY

You don't have to worry



Der Zug tuckert gleichmäßig vor sich hin und ich lehne meinen Kopf gegen das Fenster. Ich beobachte, wie die Welt da draußen an mir vorbeizieht.
Mit halb geschlossenen Augen kommt mir ein Gedanke. Es ist viel mehr ein Wunsch, als ein Gedanke. Ich stelle mir vor, wie der entschlossene Spieler und ich in seinem neuen Haus gemeinsam Zeit verbringen. Draußen ist es bereits Nacht und das Licht in dem leeren Raum, das bald der Essbereich sein wird, reicht gerade mal aus, dass wir uns sehen können. Die Dunkelheit, die durch dir große Glasfront in das Zimmer strömt, ist stärker als das Licht, das die Stehlampe spendet. Er sucht eine der Platten raus, streicht sanft darüber und geht in die Hocke. Vorsichtig legt er die schwarze Scheibe in den Plattenspieler und kommt dann zurück zu mir ans Fenster. Es knistert und die Musik beginnt zu spielen. Vielleicht von den Rolling Stones, vielleicht von Queen oder einer anderen Band, die er in seiner Jugend sehr gerne hörte und immernoch gerne hört. Ich nehme einen Schluck von meinem Glas Rotwein, bevor ich nach seiner Hand greife, die er mir entgegenstreckt. Sie fühlt sich kalt an, er hat immer kalte Hände, doch ich mag seine Hände. Ich lächle, weil ich es mag, wie er mit geschlossenen Mund grinst und die roten Stirnfransen ihm leicht ins Gesicht hängen, seine Augen blitzen dahinter mutig. Und dann nimmt er Stellung ein, ich mache verspielt einen leichten Knicks und sage irgendwas blödes, was ich immer sage und er antwortet auf meine Anspielung mindestens genauso blöd. Dann tanzen wir, ich lache, weil ich es mich amüsiert undgleichzeitig finde ich es ein bisschen befremdend, doch nicht unangenehmt. Er packt mich fester um meine Hüfte und zieht mich enger zu sich her, ich kann seinen Atem spüren und hören wie sein Herz schlägt. Wir tanzen und tanzen, witzeln blöd rum und vielleicht würden wir uns wieder küssen. Einfach so, weil wir beide gerne küssen und weil es uns gefällt. Die Nacht würde vergehen und wir sitzen beide vor der riesigen Glasfront und sehen zu, wie das Licht die Sterne frisst, während er den Arm um mich legt. 
Nein, es ist nicht so, dass ich verliebt wäre in den entschlossenen Spieler. Vielleicht ein bisschen, aber es ist ein anderes verliebt sein. Manchmal möchte ich ihm die Augen auskratzen, weil er so untreu ist. Manchmal möchte ich ihn einfach nur umarmen. Es ist die besondere Freundschaft, von der ich hoffe, dass sie uns noch lange erhalten bleibt. Es ist diese Ehrlichkeit, die so leicht zwischen uns möglich ist. Ich weiß, ich werde ihm nie so wichtig sein, wie ich er mir wichtig ist. Man könnte meinen, wenn ich nicht verliebt in ihn bin, dann wäre er ein Ersatzvater, oder zumindest ein Onkel, aber das ist es nicht. Es ist eine wahre Freundschaft, so fern es möglich ist, manchmal küssen wir uns, weil wir es gerne herausfordern. Es ist diese Art Freundschaft, die es nicht erfordert, täglich Kontakt miteinander zu haben, sondern der es ausreicht sich ein oder zweimal im Monat zu sehen und bei einem Frühstück die Welt zu ergründen oder gemeinsam nachts die Bars unsicher zu machen. 
Manchmal ist das Schicksal wirklich fies zu uns Menschen. Ich freue mich, dass er sich jetzt ein Haus gekauft hat und es den Anschein hat, dass er sesshaft wird, dass er es endlich ernst meint mit seiner Freundin, doch es bedeutet auch, dass er wirklich alt wird. Ich ärgere mich über jedes graue Haare mehr, dass ich an ihm entdecke. Warum kann ich nicht 10 Jahre älter sein oder er 10 Jahre jünger. Wäre es dann noch dasselbe? Es ist nunmal so, dass ich 21 werde und er wird 42. Wir lieben uns nicht, vielleicht ein bisschen, wir genießen nur die Begegnung miteinander und wir wissen beide nicht, wieviel Zeit uns zusammen vergönnt ist, bevor man sich auseinander lebt. 
Ich wünsche mir nur einmal mit ihm zu tanzen...auch wenn ich es nie zugeben würde.
Der Zug hält und ich steige aus. Bis auf weiteres ein Mal. 


Dienstag, 11. März 2014

#116

HOW COULD YOU SHOOT A GOOD MAN DOWN

And leave without mourning

 
 


Ich zitterte am ganzen Leib, als ich das Auto am Rande einer Wiese zum stehen brachte. Der Wagen rutschte ein Stück weit auf der feuchten Erde. Der Motor verstummte und die Autotür fiel laut zurück ins Schloss. Ich lehnte ich mich gegen die Fahrertür und zündete mir eine Zigarette an. Hatte schon lange nicht mehr geraucht, doch heute war es wieder mal so weit. Ich ließ den Kopf gegen das kühle Metall sinken und die Nebelschwaden versteckten mein Gesicht. Ich fühlte das Ende. Ich fühlte Elend.
Wie konnte ich nur? Wieder ein Herz auf dem Gewissen. Wieder einen Mann zum Weinen gebracht. Wieder diesen Blicken begegnen. Der schnelle Wolf war nach wenigen Minuten aufgesprungen und aus dem Haus gerannt, hinaus in die kalte Dunkelheit. Es war noch immer verdammt kalt, ich vergrub meine freie Hand in meine Jackentasche.
Nein, ich bin ihm nicht hinterhergelaufen. Er wäre sowieso schneller gewesen und was hätte ich ihm sagen sollen? Was hätte ich tun sollen? Nach vier Monaten waren wir schon am Ende unserer Beziehung angekommen und für mich gab es kein zurück mehr. Depressionen waren wieder in mein Leben gekrochen und haben es sich gemütlich gemacht. Vielleicht hätte ich reden sollen, hab ich aber nicht. Vielleicht hätte er nicht drängen dürfen, hat er aber. Wie man es dreht und wendet, für mich blieb es gleich. Gleich wichtig und gleich schmerzhaft. Das Mädchen und der schnelle Wolf. Wie hätte das gut gehen sollen? 
Doch die Sorge um ihn ist groß. Wo ist er hin? Was hat er vor? Will er etwas Dummes machen? Ich wischte mir eine Träne aus dem Gesicht und hoffte den schnellen Wolf morgen auf der Arbeit zu sehen. Heute würde ich nicht schlafen können. 
Doch trotz dem Schmerz und all der Übelkeit war da irgendwo Erleichterung. Erleichterung darüber wieder hingehen zu können, wo man wollte, ohne schlechten Gewissen. Erleichterung darüber, keine Verantwortung mehr tragen zu müssen. Verantwortung, die man nicht mehr tragen konnte, weil die Kraft fehlte. 
Ich bin ein gefühlskaltes Arschloch. 

Here is a story
'bout a boy and a girl
She woke up one morning
And felt alone in this world
Despite the love for her
He couldn't keep her from leaving again
She had to do it

She cried in the nights
He brought her flowers in the daytime
She tried and she tried
To forget the past and all her past crimes
Despite the love for her
He couldn't keep her from leaving again
She had to do it

How could you shoot a good man down
And leave without mourning
Brokenhearted on the ground
Like the others before him
Her burden heavy as a rock
Ain't nobody gonna stop her
Go ahead and walk alone
And regret it some elsewhere

He cried in the nights
She got no flowers in the daytime
He gave up the fight
While she was out committing new crimes
Despite the love for her
He couldn't keep her from leaving again
She had to do it

How could you shoot a good man down
And leave without mourning
Brokenhearted on the ground
Like the others before him
Her burden heavy as a rock
Ain't nobody gonna stop her
Go ahead and walk alone
And regret it some elsewhere

Her burden heavy as a rock
Ain't nobody gonna stop her
Go ahead and walk alone
And regret it some elsewhere

How could you shoot a good man down
And leave without mourning
Brokenhearted on the ground
Like the others before him
Her burden heavy as a rock
Ain't nobody gonna stop her
Go ahead and walk alone
And regret it some elsewhere

Her burden heavy as a rock
Ain't nobody gonna stop her
Go ahead and walk alone
And regret it some elsewhere

How could she leave without mourning
I'm like the others before me


Sonntag, 9. März 2014

#115

YOU CAN DECIDE IF YOU WANNA GO ON WITH THIS LIFE

Just make sure you're changing anything tonight



Der Grazer stößt sie von sich weg. Selbst in der Dunkelheit kann sie das wütende Blitzen in seinen Augen erkennen. "Hast du eigentlich eine Ahnung, was du hier machst?", fährt er das Mädchen scharf an. Sie antwortet nicht und er kickt mit seinem Bein gegen das Klettergerüst. Sie will etwas sagen. 
Dann öffnet sie die Augen. War das alles nur ein Traum? Das Mädchen spürt Wärme. Etwas Warmes war neben ihr. Ein vertrauter und angenehmer Geruch fährt ihr durch den Kopf. Sie hebt den Kopf leicht und sieht den Grazer, der sich neben ihr eingekugelt hat. Es war also kein Traum. Sie fällt zurück in die Kissen und erinnert sich daran, wie alles plötzlich eskalierte. Gleichzeitig kann sie seinen Kuss noch auf ihren Lippen schmecken. Er küsste einfach unglaublich gut. Wie sehr hat sie seine Küsse vermisst, auch wenn sie es nie zugeben würde. 
"Ich will einfach, dass du dich endlich entscheidest!", seufzt er, während sie nebeneinander auf der Rutsche sitzen und sich eine Jacke teilen. "Es gab keinen Tag an dem ich nicht an dich denken musste. Ich vermisse dich." Er hält dabei ihre Hand fest. "Ich bin kein Spielzeug, das man einfach wegpacken kann, wenn man keine Lust mehr hat damit zu spielen. Und vor allem hab ich auch Gefühle und ich habe keinen Bock mehr, dass du mir weh tust. Also sag mir einfach die Wahrheit!" Doch egal was das Mädchen sagt, es ergibt irgendwie keinen Sinn. 
Am nächsten Tag ist es so wie jedes Mal. Sie sitzen im Zug nebeneinander, halten sich und schweigen. Genießen die gemeinsamen Augenblicke und wünschen sich, dass der Zug niemals ein Ziel findet. Doch spätestens dann, wenn das Mädchen am Bahnsteig steht und der Zug mit ihm davonfährt, bricht sie in Tränen aus.
Streit mit dem schnellen Wolf. Küsse mit dem Grazer. Und sie, das Mädchen, mit dem Gefühl das allergrößter Arschloch in dieser Welt zu sein. Egal wie sie sich entscheiden wird, es wird ein bereits verletztes Herz zermürbt.
Doch was geschehen ist, ist geschehen und jetzt liegt es an ihr eine Entscheidung zu treffen. Heute Nacht. Und egal wie sie sich entscheidet, die nächsten Wochen werden ihre persönliche Hölle sein.
Wer wird sie noch halten, wenn sie sich unter dem Bett verstecken muss?
Wer wird sie noch hören, wenn sie sich die Stimmbänder aus dem Rachen reist?
Wer wird sie noch sehen, wenn sie langsam immer weiter in sich untergeht?
Wer wird sie noch halten, wenn sie immer weiter und weiter nach unten fällt...völlig grundlos?
Wer?
Wie kann man nur so unfähig sein, ein geordnetes Leben zu führen?




Sonntag, 2. März 2014

#114

KOMM UND LÜG MICH AN!

Gib mir dein Wort, gib mir eine Form in der ich leben kann

 

 Gerade eben, als die Milch zu köcheln begonnen hat, bricht in mir etwas zusammen. Ich möchte mich auf den kalten Fliesenboden legen und ganz fest mit den Händen um mich schlagen. Ich will schreien, so laut und so hässlich, dass niemand es überhören kann. Ich will, dass mich jemand tritt, so fest in den Bauch, dass ich mich übergeben muss. Doch ich tue das alles nicht. Alles was ich tue, ist die Temperatur der Herdplatte zurückzudrehen und in mein Zimmer zu gehen. Das Blut, dass durch die Spalten in meiner Haut rinnt, scheint das einzig menschliche an mir zu sein, so denke ich. Der Druck in mir wird weniger, ich kann wieder gerade gehen, ohne gegen die nächste Tür laufen zu wollen. Ich kann die Milch zu Ende kochen. Der Schmerz in meinem Oberschenkel begleitet mich. Kurz wird mir schwindelig, doch nichts passiert. Nichts passiert hier. Nichts verändert sich. Einmal geht es bergauf und dann wieder so steil bergab, dass ich mich nicht auf den Füßen halten kann. Und es scheint mit jeden Sturz ins Tal hinunter schlimmer zu werde. Es scheint jedes Mal schmerzvoller zu sein. Er wird intensiver. Es verlangt nach mehr und mehr, Ich kotze, ich schneide, ich ramme meinen Kopf gegen Wände und kratze mit die Arme blutig. 
"Das Pferd hat mich gegen die Wand gedrückt!" - "Hab mir versehentlich die Tür an den Kopf geschlagen." - "Ich hatte Magenkrämpfe und musste mich übergeben. Hab wohl was falsches gegessen."
Niemals sehe ich euch in die Augen, wenn ich euch belüge, aus Angst ihr könntet den Schmerz in meinen Augen sehen, den ich nicht verstehen kann. Ich bin wieder so weit unten. Da ganz unten am Boden, wo ich nicht hinwill. Ich will das doch alles gar nicht, doch ich kann nicht anders. Es ist wie im Kreis rennen und gegen den Wind spucken. Ich finde keinen Ausweg. Noch nicht.
Irgendetwas muss sich ändern. Schon wieder. Doch nichts passiert.