Sonntag, 12. April 2015

#167


I'LL NEVER SAY THAT I WON'T EVER MAKE YOU CRY

but you saved my life


Ich liege im Bett und denke über Menschen nach. Darüber wie sie leben und darüber wie sie lieben. Wisst ihr was ich denke? Wenn man jemanden liebt, und dieser in Schwierigkeiten steckt, so möchte man ihm helfen. Es sei denn, der andere möchte nicht, dass man ihm hilft, weil er selbst nicht sieht wie bitter nötig er die Hilfe hätte. Und man hilft ihm dann nicht, versucht es selbst. Doch warum holt man keine Hilfe? Genau! Aus Angst den anderen zu verlieren. Aber ganz im Ernst, wenn man den anderen so sehr liebt, das man möchte, dass er glücklich ist, so hilft man, auch wenn das nicht in seinem ermesse liegt. Wir lieben diesen Menschen so sehr, dass wir wollen, dass er wieder heil ist und dafür nehmen wir sogar in Kauf, dass wir ihn verlieren und somit ein Stück Glück verlieren. Glück, das wir aber dem anderen vergönnen. Ja, so sollte es sein.
Ich liebe den entschlossenen Spieler. Ich werde ihn immer lieben, denn er war da, wenn alles unter mir zerbrach. Irgendwann aber werde ich ihn wahrscheinlich verlassen müssen. Er weiß das, so gut wie ich. Denn irgendwann haben wir uns so sehr geliebt und ausgesogen, dass wir alles von uns hatten was nur irgendwie ging. Ich liebe ihn, mehr als ich je jemanden geliebt habe. Doch es gibt irdische Dinge, die man nicht ändern kann und uns eine gemeinsame Zukunft schier unmöglich machen. Aber ich liebe ihn. Ein für immer gibt es nicht. Für keinen von uns. Doch lieben tu ich ihn. Solange ich atme, werde ich ihn lieben und an ihn denken. Und er wird mich solange er denken kann liebe. Er ist ein Teil von mir geworden. Ich bin ein Teil von ihm geworden. Wir würden uns beide loslassen, wenn wir sehen, dass der andere das Glück gefunden hat, dass aus uns kaputten Menschen, wieder ganze Menschen macht. So sehr lieben wir uns.

Mittwoch, 8. April 2015

#166

MEIN KOPF IST EIN GEFÄNGNIS

ich hab mich dran gewöhnt

 


Wir hassen. Hassen. Hassen. Nacht für Nacht wandern wir durch die Gassen. Nachts sieht diese Stadt so dreckig aus. Vielleicht ist sie es auch wirklich. Wir gehen von Bar zu Bar. Sitzen. Trinken. Starren. Man kennt uns bereits. Die Menschen, die uns das Bier geben, sehen uns an. Mitleid. Mitleidige Blicke. Sie reden mit uns. Oder auch nicht. Morgen schon haben sie uns vergessen. Wir hassen. Und am meistens hassen wir uns selbst. Natürlich gibt es Tage. Tage an denen für uns die Sonne scheint. Doch was wollen wir hier noch? Wir hassen uns schon beim nächsten Wolkenbruch. Wir glauben, das Glück gibt es für uns nicht. Wir hasse. Und am meisten hassen wir uns. Taub. Betäubung. Wir trinken Alkohol. Rauchen Gras. Benebeln unser Hirn. Am nächsten Morgen wachen wir auf. Fremde Betten. Fremde Zimmer. Fremde Wände. Fremde Menschen. Aber immernoch das selbe beklemmde Gefühl in unserem Herzen. Wir könnten kotzen. Tun es aber nicht. Ist es der Stolz? Ist es die Feigheit? Flucht. Flüchten. Doch vor was flüchten, wenn das größte Monster in uns selbst sitzt? Wir hassen uns. Und egal was wir versuchen. Alleine schaffen wir es nicht. Werden wir es nie schaffen. Aber zusammen können wir nicht. Denn eigentlich gäbe es keinen Grund uns zu hassen. Uns selbst so zu zerstören. Aber was kann man noch kaputt machen? Wir können nichts zerstören. Schlechtes Gewissen. Nur uns kaputt machen. Ohne Verantwortung. Wir hassen uns. Wir haben es nicht anders gelernt. Wir möchten lieben. Aber der Hass wird immer da sein. Immer in uns wohnen. Woher Hilfe nehmen? Hilfe? Wer kann Hilfe sein? Du kannst dir nur selbst helfen. Aber wir schaffen es nicht. Wir hassen uns. Wir wollen uns nicht helfen lassen. Wir wollen leiden. Hass.


Montag, 6. April 2015

#165

I TEAR MYSELF TO SHREDS

to prove that I'm someone that I could never be

 

 

Das Mädchen hält einen Brief in ihren Händen. Sie hatte keinen Brief erwartet, zumindest keinen auf dem mit Kugelschreiber ihr Name geschrieben wurde. Sie öffnet ihn und holt eine violette Karte hervor. Ein Einladung. Eine Einladung zu einer Hochzeit. Schon wieder. Und sie erinnert sich daran, wie es vor wenigen Wochen war. 
Der entschlossene Spieler saß am Steuer ihres kleines Wagens. Sie waren auf den Weg nach Hause. Die Hochzeit seines Freundes dauerte lange und sie hatten noch einen weiten Nachhauseweg. Es war eine schöne Hochzeit. Sie war sehr lustig. Alle waren gut gelaunt. Alle redeten und scherzten miteinander. Der schönste Augenblick, den das Mädchen miterleben durfte, war jener, als das Brautpaar miteinander tanzte und der Bräutigam seine schwangere Frau ansah. Er sah ihr so tief in die Augen. Sein Gesichtsausdruck war zufrieden. Und glücklich. Ja er liebte diese Frau wirklich. Er liebte sie sogar sehr. Die Schwester der Braut hatte ein ganzes Kuchenbuffet gebacken. Alles war so schön. So Friedlich. Und das Mädchen? Das Mädchen schwärmte im Auto von dieser Hochzeit, bis ihr klar wurde, dass ihre Geschwister niemals eine so schöne Hochzeit haben würden. Dass sie niemals Teil einer so schönen Hochzeit sein wird. Dass auch das Mädchen niemals eine so schöne, friedliche Hochzeit haben wird. Der Schmerz war so groß, dass sie nicht verhindern konnte zu weinen. Verheimlichen konnte sie es vor dem entschlossenen Spieler, aber nicht verhindern. 
Und jetzt ist sie wieder auf eine Hochzeit eingeladen worden. Sie mag keine Hochzeiten. Nicht weil sie das Esse nicht mag. Oder die Kirche sie nervte. Sie vergönnte allen ihr Glück. Doch der Schmerz nach jeder Hochzeit ist so groß, dass sie sich am liebsten irgendwo im Inneren dieser Erde verkriechen möchte und aufhört ihren Atem spüren zu müssen. Die Sehnsucht nach einer heilem Familie ist so groß, weil sie weiß, dass sie es nie bekommen wird, was sie begehrt. 
Ihre Mutter reißt sie aus ihren Gedanken. "Wer hat dir da geschrieben?" - "Ach, nur eine Glückwunschkarte von einer Freundin.", lügt das Mädchen, denn sie erinnert sich auch die Worte, die ihre Mutter erst kürzlich sagte. So ganz nebenbei. "Ich denke nicht, dass ich es jemals erleben werde, dass eines meiner Kinder jemals glücklich heiraten wird"