Dienstag, 26. Januar 2016

#199

ES GIBT DOCH IMMER NOCH LICHT, EGAL WIE FERTIG DU BIST.

und es gibt immer noch etwas zu gewinnen.

 


Mein Herz rast. Es rastet nicht. Es rast. Wie Meerschweinchen auf Speed hämmert es gegen meinen Brustkorb. Vom Kopf, dem Knautsch auf meinem Kragen, kommt ein Befehl. "Herzrasen bitte einstellen". Der Befehl kommt nicht durch. Oder wird ignoriert. Das Herz tanzt weiter im Kreis. Wieder der Kopf. "Herz - das Tanzen sofort abstellen!" Der Befehl drang durch, doch das Herz kichert nur und dreht sich im Kreis. Der Kopf wird nun böse und brüllt hinunter zum Herz. "Hör sofort mit diesem Scheiss auf. Wenn du wieder auf die Fresse fliegst, kann ich nächtelang auf dich Acht geben und muss versuchen diese Laden instand zu halten!!". Das Herz hält inne. Es rastet nun. Es rastet und denkt darüber nach. Kurz lässt sie sich von diesen strengen Worten einschüchtern. Wer schlägt sich schon gerne die Knie auf und muss warten bis die Wunden verheilen? Niemand tut das gern. Es macht schon irgendwie Sinn, was der Kopf da von sich gibt. Aber er macht es dem Herz auch nicht leicht. Irgendwo aus einer Ecke des Kopfes fällt ein Gedanke hinunter zum Herz, und ehe der Kopf noch etwas dagegen unternehmen kann, grinst das Herz über sein ganzes Gesicht. Es strahlt. Es wird wärmer. Es wärmt den ganzen Körper um sich herum. Es beginnt zu tanzen, zu pochen, zu klopfen. Es ist glücklich. Es freut sich über sein Leben. Der Kopf will noch einen Befehl nach unten schicken, aber dann erreicht ihn ein Befehl des Herzens:"Sei glücklich!"


Dienstag, 19. Januar 2016

#198

WHEN YOU LOSE SOMETHING YOU CANNOT REPLACE

Tears stream down your face


Dieses Verhalten hätte ich von mir erwartet - aber nicht von dir. Was ist aus dir geworden? Oder bin ich es, die sich so verändert hat? Du fragst mich noch, nachdem ich von deinen Lippen lesen musste, dass du dich wieder verliebt hast, ob du mit ihr in meine Bar zurückkommen darfst. Natürlich. Jederzeit. Ich bin nicht so. Das weißt du doch. Schmerz. Aber was erfahre ich von den anderen Menschen? Du warst längst da. Hast längst diese Tische mit ihr beschmutzt. Du hast auf meine Meinung geschissen. Das ist es, was du gemacht hast. Deine lächerliche Entschuldigung kann mich mal. Der Brief wird hier auf meinem Laptop bleiben. Frag mich nicht sowas, wenn du es dir doch egal ist. Sag mir nicht. dass du mich noch immer liebst, wenn deine Zukunft jetzt die ihre ist. 
Und ganz plötzlich wird mir bewusst, warum das alles so hat kommen müssen. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich habe ihn betrogen. Das ist der Schmerz, der schon lange überfällig war. Ich hab es verdient, so behandelt zu werden. 

 

Montag, 18. Januar 2016

#197

UND DU FLIEGST WEITER

Richtung Unbekannt


Ich wusste immer, dass es das Mädchen treffen wird, wenn es weiter geht. Aber ich wusste nicht, dass das Mädchen so heftig darauf reagieren würde. Es ist so, wie es jedes Mal war. Er sagt nichts darüber, bis sie sich mit Fragen herantastet und dann die erlösende Wahrheit aus seinem Mund kommt. Die Wahrheit die ihr das Recht gibt so zu reagieren, wie es das Mädchen jedes Mal macht. Sie ist das Opfer, alle anderen sind scheiße, die ganze Welt ist gegen sie und jeder kann sie mal gern haben. Mädchen, du hast den entschlossenen Spieler verlassen, nicht er dich. Es ist sein gutes Recht eine neue Beziehung einzugehen. Nach mehr als 150 Tagen. Vielleicht waren es aber auch nur seine Worte, die in ihr diese alten Wunden aufkratzten. Er macht nun alles anders. weil er sie damals mit dem Verhalten verletzt hat. So wie die Expartner, die sie vorher hatte. Vielleicht ist das Mädchen nu dazu da Erfahrungen zu machen. Aus Fehlern zu lernen. Alle scheinen aus ihren Fehlern zu lernen - nur das Mädchen kapiert diese Lektionen nicht. Sie weiß, das ist nun das Ende einer Freundschaft. Im Nachhinein betrachtet, war es doch vorhersehbar. Es tut weh, es tut sehr weh. Doch sie liebt Schmerzen. Der Rückfall auf ihrer Haut unterschreibt diese Behauptung mit Blut. 
Es ist doch so, dass wir am Ende alle alleine sterben müssen und deswegen alleine bleiben. Die Menschen ziehen weiter und das Mädchen läuft immer davon oder hinterher. Dummes Mädchen. So viele Menschen haben ihr die Hand gereicht, doch sie hat sie immer mit einem Stock voller Nägel weggeschlagen. Vielleicht sollte sie sich diesen Stock in die Brust rammen und all dem ein Ende setzen? 
Machs gut entschlossener Spieler, auch deine Geschichte endet nun hier. Wir machen einen Strich durch deinen Namen. Niemand wird hier übrig bleiben, bis dieses Buch schlussendlich nur noch vom Mädchen erzählen kann. Aber auch hier, wird irgendwann mal ein Strich gemacht. Ein Schlussstrich.


Sonntag, 17. Januar 2016

#196

SIE HAT GESAGT, DASS SIE BRENNEN WIRD

doch niemand hat's gehört


Es heißt, dass man nie in Bösen auseinandergehen soll, denn man kann nie wissen, was passieren wird, nachdem man mit bösen Gedanken aufeinander auseinander gegangen ist. Daran denke ich jedes Mal, wenn ich von "zuhause" in meine Wohnung 50km entfernt fahre. Ich wünsche mir oft, dass ich viel, viel weiter weg wohnen würde. Aber manche Umstände lassen sich nicht ändern. Genausowenig, wie sich familäre Umstände ändern lassen. Wie oft habe ich schon Ratschläge gehört. So 0815 Bravo Tipps. Zusammensetzen. Über alles reden. Sich helfen lassen. Wie soll man miteinander reden, wenn man doch nicht mehr miteinander reden will, weil die Wut, ja der Hass, aufeinander so übermächtig geworden ist? Wie soll man sich gemeinsam an einen Tisch setzen, wenn man doch kein Wörtchen mehr miteinander reden will. Nicht mehr reden kann. Weil, wie gehabt...Hass und dieser Gefühlskram. 
Trotzdem tut es jedes Mal aufs Neue so unglaublich weh, wenn die Situation "zuhause" eskaliert. Wenn sie wieder da ist. Ohne ein Hallo. Ohne ein Danke. Ohne ein Bitte. Ohne Fragezeichen. Nur Rufzeichen. Nur Sofort. Nur sie, sie, sie. Alles dreht sich um sie. Selbst dann, wenn es um ihr Kind geht, dreht sich alles um sie. Und sie schreit, und schreit, und schreit. Wie kann ein Mensch so viel schreien? Wie kann ein Mensch allein, so laut schreien? Wie kann man seine Mutter weinend zurück lassen?
Es ist einfacher, sie weinend zurück lassen, weil man nie gelernt hat, sie zu umarmen. Verkrüppeltes Seelenleben. Was soll ich noch dagegen tun? Oder dafür? Ich stehe am Bahnhof. Meine Finger zittern. Nicht etwas weil es kalt und ich eine rauche - weil ich fertig bin. Weil ich bebe vor Zorn. Weil mich die Wut von innen schüttelt. Ich möchte kotzen, weil sich Ekel in mir breit macht. Ekel vor ihr, meiner Mutter und am meisten vor mir selbst. Neben mir steht eine junge Frau, kaum älter als ich. Sie wartet auf den Zug - worauf sonst? Mit ihr wartet ihre Mutter. Zusammen. Gemeinsam vergeht die Zeit viel schneller und es ist kaum mehr so kalt. Ich bemitleide mich selbst und strenge mich sehr an, damit ich mich erinnern kann, wann meine Mutter mit mir jemals auf einen Zu gewartet hat. Nein, wir waren nie so eine Familie gewesen. Aber ich habe mir seit ich denken kann, so eine Familie gewünscht. Liest das jemand? Jemand, den ich duzen kann? Denn weißt du was? Ich glaube, dass ich niemals im Leben je eine eigenen Familie gründen kann. Die Angst in mir ist so weit verbohrt. Die Angst davor, genauso so zu werden wie sie. Die Angst davor, zu versagen. 


Freitag, 15. Januar 2016

#195

THE WORLD IS FAR FROM BEING ONE

A glimpse of hope is enough to stay strong


Doch ja, es macht einen Unterschied, wenn ein zwanzigähriger weint oder wenn es ein Fünfzigjähriger macht. Es ist etwas anderes, wenn ein zwanzigjähriger Mann zu weinen beginnt, weil er verletzt wurde, als wenn ein fünfzigjähriger Mann zu weinen beginnt, weil er dir vom Krieg erzählt. Was machst du in so einer Situation? Auch weinen? Einen Schnaps trinken? Verdammt, du musst doch hier nur die Barkeeperin. Ich hab ihm ein ein Taschentuch gereicht und gewartet. Zugehört und gewartet. Die Tränen fallen auf den Tresen und er wischt sich mit den Händen das Gesicht trocken. Ich habe Mitleid - aber gleichzeitig bin ich froh, all diese Dinge nie gesehen haben zu müssen. 
Ich bin nicht stolz auf unser Leben. Wäre es nicht so viel leichter, alls zu zerbomben um es wieder neu aufzubauen? Geld einfach auszulöschen. Wieder ganz unten anzufangen. Dieser Gedanke macht mir Angst. Ich mache mir Angst. Mensch sein könnte so wunderbar sein. 


Mittwoch, 13. Januar 2016

#194

BUT I'M JUST A FOOL I WANNA MOVE THROUGH

where there is absent for you so hold on


 Ich fühle momentan wieder so viel!

 


Dienstag, 12. Januar 2016

#193

UND DU WIRST 21, 22, 23

und du kannst noch gar nicht wissen was du willst


Oft lese ich Texte anderer Blogger und Bloggerinnen und denke mir so bei mir: "Warum kann ich nicht so wunderbar schreiben?". Ist es mir wirklich so wichtig, wie gut ich schreibe? Nein eigentlich nicht, denn das sind meine Worte und die anderen sind die ihren. Mir war das Schreiben schon als Kind wichtig. Ich wollte immer Schriftstellerin werden. Für Kinder. Ich schrieb die tollkühnsten Geschichten. Witzige Geschichten. Voller Fantasie. Ich gebe oft meinem Lehrer in der höhrern Bildungsanstalt die Schuld für mein Versagen. Aber das wäre nicht fair. Das stimmt so nicht ganz. Ich begann nämlich irgendwann mit weniger Fantasie aber mit sehr viel Gefühl zu schreiben. Ich zeigte mich nackt in meinen Schularbeiten - natürlich nur im Sinne meiner Worte. Ich schrieb aus tiefsten Herzen. Diese Gefühle wurden bewertet. Mit einer Zwei oder einer Zwei Minus. Meine Sitznachbarin bekam ständig Einsen, obwohl sie in meinen Augen nur Mist schrieb und ihr die Texte nie so wichtig waren, wie mir. Ihr war nur die Zahl darunter wichtig. Ich wollte auch irgendwann diese Eins. Denn ich war ja gut im Schreiben oder? Also hab ich angefangen mich zu verbiegen und schrieb den schmierigen Mist, denn mein schmieriger Lehrer sehen wollte. Und siehe da - eine Eins. Oder auch nicht. Und so ging das weiter. Ich verbog mich in allem was ich tat. Aber halt nie so ganz. Ich war weder das Eine noch das Andere. Ich war Nicht Nichts und doch irgendwie unwichtig. Vergesslich und Vergessbar. Gibt es dieses Wort überhaupt? Ach egal. 
Komisch, welche Gedanken dir in den Sinn kommen, wenn du die Bar schließt und durch den Schnee nach Haus stapft. Mir hat es heute sehr zugesetzt, dass ich eine Bewerbung abgeschickt habe, obwohl ich das gar nicht wollte. Ich will mich auf mein Studium und auf meine Pferde konzentrieren. Aber der Staat will Geld von mir. Alle wollen Geld von mir. Und für Geld muss man manchmal seine Seele verkaufen. Ich muss Dinge tun. Ich muss mich verbiegen. Links. Rechst. Nur nicht zurück. Abwarten. Das sage ich mir. Meine Zeit wird kommen. Der Schwarzhaarige aus der Bar meinte, ich wäre mit 25 bestimmt verheiratet. Das will ich nicht. Der Spanier, den ich Vitor nenne, erzählt mir von glitzernden Schnee mit Wasser im Nachtlicht. Ich stelle mir das schön vor. Bei uns sind heute große dicke Schneeflocken vom Himmel gefallen. Und an dieser Ecke, wo ich jetzt stehe, hat sich der junge Vater von mir letztens verabschiedet. Ich lebe nicht schlecht, wieso rede ich mir dann ständig ein, dass es mir schlecht geht? Vielleicht geht es mir aber auch nicht gut und ich genieße diese wunderbaren positiven Gefühle jetzt umso mehr. Vielleicht bin ich aber auch nur glücklich, weil ich heute Karottennudeln gekocht habe. 
Und vorhin wusste ich noch so viel, was ich schreiben wollte, aber das liegt jetzt schon so weit fern. Ich habe es auf der Straße liegen lassen. Vielleicht nimmt jemand diese ganzen schönen Worte mit und erfreut sich daran. Sonst bleiben sie eben nur für mich alleine. Und ich gebe mir eine Eins darauf, weil sie mir gefallen. Nein - ich gebe mir keine Note, weil ich mich nicht benoten will.
Ich guck mir meine Fußabdrücke im Schnee an. Wisst ihr was? Es liegt gar kein Schnee, aber ich stelle mir vor er wäre da. Und der Spanier ist gar kein Spanier. Und Vitor heißt er eigentlich auch nicht. Und wer sich verbiegt, kann das auch alles wieder ausbiegen. Zurückbiegen. Irgendwann. 


Samstag, 9. Januar 2016

#192

PLÖTZLICH IST SO EIN KRUMMER GEDANKE DA 

und im nächsten Moment stürze ich schon ab

 

Ich wollte davon schreiben, wie wunderbar die letzten zwei Tage waren. Wie wunderbar gut die Musik war. Wie wunderbar gut sich das Lachen angefühlt hat. Wie wunderbar glücklich ich war. 
Und dann kommt dieser Moment gestern, der mich so sehr lähmt, ich kann kein Wort mehr über meine Lippen bringen. Ich komme nachts Heim, setzte mich nochmal kurz vor den Fernseher. Eine Werbung. Ich denke es war eine Werbung, die mich triggert. Ich erkenne den Auslöser nicht, oder zu spät, aber plötzlich habe ich nur noch diesen einen Gedanken im Kopf. Ich will mich auslöschen. Nicht mehr da sein. Aufstehen und ein letztes Mal fallen. Ich wehre mich gegen den Gedanken. Es ist so furchtbar anstrengend und ermüdend. Um mich abzulenken, gehe ich ins Bad und will mir die Zähne putzten. Mein Blick fällt auf mein Spiegelbild und ich erstarre. Da stehe ich nun, schaue mir selbst in die Augen und erkenne eine zerbrochenes Mädchen. Mein Blick ist grauenhaft. Ich sehe so hässlich aus. Unglücklich. Dieses Unglücklich-Sein macht mich hässlich. Ich will das nicht mehr. 
Aber selbst im Bett kann ich kaum mehr atmen. Diese Gedanken fesseln mich. Ich sollte gar nicht mehr hier sein. Nein, ich will das nicht. Ich versuche mich an das Konzert erinnern. Daran, dass ich glücklich war dort vor der Bühne. Es ist so, als hätte nicht ich das erlebt, sondern jemand anderes. 


Samstag, 2. Januar 2016

#191

KEIN PLAN WO ICH BIN, WENN ICH NICHT BEI DIR BIN.

Denn bei mir bin ich nicht.

 

Diese Nacht ist es angenehm in der Bar. Jene, die sich zu Silvester ins Koma gesoffen haben, liegen wohl immernoch in ihrer eigenen Kotze. Die Menschen kommen um mir ihr Katerleiden zu raunzen und ich höre ihnen zu. Ein Gast erzählt mir von seinen Plänen im kommenden noch so jungen Jahr, ehe er mich fragt, was ich 2016 geplant hätte. Stotternd versuche ich Worte zu formen, aber da ist nichts. Nichts was mich wirklich weiter bringen würde. Es geht halt wieder so dahin, wie die letzten Monate. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann mal abzunehmen. Trostlos. 
Die Stunden vergehen wie im Flug. Nach 2:00 Uhr setze ich mich dann zu vier jungen Männern. Wir trinken Bier, rauchen Zigaretten und sie reden. Und reden. Und reden. Und erwähnen immer wieder die Philosophie...und die Musik...und Schopenhauer...und Schubert...und noch viele weitere. Und ich versinke in meiner Dummheit. Leerer Kopf. Leeres Herz. Kurz nach drei brechen sie dann auf und gehen nach Hause. Ich bleibe alleine zurück. Die Vernunft siegt und so gehe auch ich nach Hause und lege mich in mein Bett. Stille. Leere. Sie umarmen mich und füllen mich aus. 
In mir ist es kalt. Egal wie fest ich mich in die Decke einwickle. Egal wieviel heißen Tee ich trinke. In mir bleibt es kalt. Ich bin kalt. Kaltes Herz. Kalte Seele.
Ich fühle kaum mehr etwas und ich kann noch nicht einmal sagen, dass es mich auffrisst, denn es ist nichts mehr da, was man in mir fressen kann. Ich warte auf den Moment, der mich aus diesen Schlaf befreit. Als wäre ich Dornröschen. Schlafend, die auf einen Prinzen wartet. Nur ist das Leben kein Märchen und es kommt kein Prinz, höchstens vielleicht ein Kleinlaster. Und ich werde nicht wachgeküsst, höchstens mit einer Ohrfeige wachgerüttelt. Falls das helfen sollte. Meine Gedanken werden dunkler von Tag zu Tag und von Ort zu Ort. Ich habe Angst, dass ich Dinge tue, wenn ich sie schon denke, die mir keine Möglichkeit mehr geben ein Leben zu gestalten. Mein Leben irgendwie. Sollte es meines sein. Ich lebe von Tag zu Tag. Ich schiebe meine Verpflichtungen, um dann wieder gestresst zu sein. Ich denke an verletzte Menschen und schlagartig wird mir übel, weil das schlechte Gewissen mir seine langen Finger in den Rachen rammt. 
Ich weiß gar nicht mehr, was ich hier schreibe. Alles ist in schwarz getunkt und wie oft wollte ich hier schon alles ändern. Aber da sind keine Ideen. Keine Anzeichen an Wärme. Kein Interesse. An nichts. Ich fühle keine Euphorie. Keine Wut. Keine Enttäuschung mehr. Keine Liebe mehr. Ich freue mich schon irgendwie auf Dinge - Turbostaat veröffentlicht ein neues Album - aber doch auch nicht. Ich rede mir ein mich zu freuen, aber in Wahrheit ist da nichts. Aber woher kam dieses Nichts? Bin ich wahrlich schon so kaputt? So ein Scherbenhaufen? Ich verletzte mich selbst nicht einmal mehr. Manchmal sehne ich mich danach, weil es irgendwie die Leere füllte. Doch kaum denke ich an die Nähe einer Klinge, versagt die Motivation es zu tun. Selbst diese Tätigkeit füllt meine Leere nicht mehr. Soll ich das Gut heißen? Oder ist das schlechtes Zeichen? Ein sehr viel schlechteres?
Ich finde keine Ende. Ich erkenne kein Ende. Ich erkenne keine Zukunft. 

 

 

Freitag, 1. Januar 2016

#190

ALLES GUT

denk dran


Sylvester beschreibt einen glücklosen Zeichentrick-Kater. Silvester beschreibt im europäischen Raum den letzten Tag des Jahres. Irgendwie auch ein glückloser Abend. Eine verfluchte Nacht. Ich habe dieses Jahr wieder gearbeitet. Und obwohl alle um mich herum so glücklich schienen, war ich am Rande der Verzweiflung. Es ging mir so dreckig. Jede Minute hatte ich gegen meinen eigenen Hass zu kämpfen. Nicht, dass ich andere Menschen hasste, sondern ganz einfach nur mich selbst. Es fiel mir immer schwerer und schwerer ein müdes Lächeln aufzusetzen. Das fiel auch den anderen Menschen auf. Doch niemand, nicht eine einzige Person war daran interessiert, was mit diesem verfluchten Mädchen los ist. Wer hat es verflucht? Warum hat es sich selbst verflucht?
Gut, ich habe auch keinen danach gebeten, sich für mich zu interessieren. Aber ich habe auch niemanden gebeten mich zu beschimpfen. Ich bin die Zicke in der Bar. Ich bin der Besen. Ich bin die mies gelaunte Kellnerin. Diejenige, die arbeitet und sich kaum mal hinsetzen darf. Meine Kollegin setzt sich zu den Gästen, trinkt mit ihnen, lacht mit ihnen, trinkt noch mehr, steht draußen und knutscht. Genau - meine Kollegin ist nicht die Zicke. Ich liebe meine Kollegin. Ich mag sie wirklich gerne. Aber ich hasse mich. Diese Umstände machen es für mich nicht gerade leichter, dass gut gelaunt durch die Bar tanze und mich daran erfreue ausgenutzt zu werden. Nicht ernst genommen zu werden. 
Ich gebe mir ja wirklich Mühe. Doch wenn nicht einmal einige Kurze und Marihuana helfen, was dann noch? Ist es das, wie mein neues Jahr werden soll? Ich starte mit Hass hinein. Liege hier in meinem riesigen Bett, heule fast und verfluche meine Freunde. Doch schuld alleine bin ich. Ist es das Leben noch wert, so weitergeführt zu werden? Wirklich? Ich verliere meinen Glauben. Ich verliere mich. Ich habe eine Situation erreicht, die ich niemals für möglich gehalten habe. Ich fühle nichts mehr. Keine Euphorie über Neujahr oder fucking Weihnachten. Kein Kribbeln, wenn mich jemand küsst. Keine Gefühl der Zuneigung für irgendeinen Menschen. Ich verliere das Fühlen...das Lieben.