Mittwoch, 27. November 2013

#91

MORGEN WIRD ES BESSER

schon seit Wochen



Ein Höhenflug kann nie länger als zwölf Stunden dauern. Nein, kann es nicht. 
Ich kann mich nicht mehr an die wärmenden Worte des Mädchens festhalten, die sie gestern an mich gerichtet haben und die mir einen Höhenflug schenkten wie schon lange nicht mehr. Ich kann mich nicht mehr an das Lächeln des schnellen Wolfes festhalten, als er den Adventkalender gesehen hat, den ich ihm geschenkt habe. Er hat sich so sehr gefreut. Ich kann mich nicht mehr an den Brief erfreuen, den ich gestern bekommen habe. 
Warteliste, scheissverdammte Warteliste. Scheissverdammte vierzehn Ausbildungsplätze. Seit einem Jahr warte ich auf diesen Kurs und jetzt ist er nach weniger als zehn Stunden voll? Wieso verarscht mich das Leben so sehr? Wieso ich? Wieso muss ich leben? Lasst mich schlafen...für immer. Ich will mir die Haut vom Leib ziehen. Ein letzter Funke Hoffnung...Warteliste Platz zwei. "Du wirst immer nur Platz zwei sein!", flüstert eine Stimme in mir und ich stopfe mich mit Lebkuchen voll. Ich will kotzen. Ich will. Nein ich will nicht mehr.

Montag, 25. November 2013

#90

MEIN KOPF IST EIN GEFÄNGNIS - ICH HAB MICH DRAN GEWÖHNT

Alles zynisch, alles grausam, es hat alles keinen Sinn

 

 

Schon wieder so enorm viel zugenommen. Seit ich jetzt wieder zum Beziehungmensch mutiert bin, hab ich noch weniger Zeit für Sport. Um genau zu sein, gar keine Zeit dafür. Was soll der Mist? Keine Zeit. Dummes Geschwätz. Wer das wirklich will, der findet Mittel und Wege. Arbeit, Gaul, Freund, Konzerte hin oder her.
Also muss ich wieder besser planen. Heute früh hab ich zwar wieder gefressen, wie ein fast verhungertes Schwein, dafür hab ich mir aber vorgenommen, heute nichts mehr zu essen. Ich möchte mein Essen sowieso nur noch so verlegen, dass ich esse, wenn der der schnelle Wolf bei mir ist, denn er besteht immer darauf, dass ich esse. Er glaubt ich esse zu wenig, und sieht dabei leider nicht, dass er es ist, der viel zu dünn ist. Gut, dann muss ich mich ändern. Ich ertrage es nicht, dass er dünner ist als ich. Nein. Und dass er auch so viel schneller ist als ich, ich will wieder schnell werden. 
Und sobald ich bei meinen 10km bin, belohne ich mich selber mit einem neuen Paar Laufschuhe von Nike oder Puma. Außerdem werde ich SO niemals einen Marathon laufen und ich will ja so gerne. Aber ohne Training? Vergiss es, dummes Mädchen. 
Der schnelle Wolf hat den Kratzer am rechten Unterarm sofort entdeckt, wo ich doch immer versuche mich nicht an den Armen zu verletzten. Eigentlich würde ich ja versuchen mich gar nicht mehr zu verletzen... Die Katze. Er glaubt mir. Der entschlossene Spieler wird mir nicht glauben. Hoffe ich. 
By the Way ...am Freitag ziehe ich wieder mit dem entschlossenen Spieler um die Häuser, durch die Bars und über Berge. 
Ich freue mich drauf. Darauf ihm erzählen zu können. Und darauf, dass er auf alles eine Lösung weiß. 

PS.: Am Samstag hab ich mich verletzt - heute ist mir aufgefallen, dass an diesem Tag vor genau einem Jahr mein Ex mich so eiskalt verlassen hat, wie es jetzt draussen ist. Since one year a broken heart. Ich dachte nie, dass dieser Tag je kommen würde...

Freitag, 22. November 2013

#89

AND EVERY WORLD IS LIKE A TRIGGER

Like a mirror and shows no mercy

 



Ich liege zitternd neben dem schnellen Wolf, meine rechte Hand verkrampft und vergräbt sich in der Decke so fest, das es weh tut. Doch ich kann sie nicht lösen. Mein ganzer Körper verkrampft sich, zittert und zuckt. Mein Atem geht unregelmäßig, mal hebt und senkt sich mein Brustkorb schnell und mal gar nicht, weil ich nicht mehr ausatmen kann. Das ganze wirkt wie ein Asthma-Anfall und ist doch lediglich...ja was war es denn eigentlich? 
Der schnelle Wolf berührt mich sehr vorsichtig und sanft an der Schulter und nimmt meine linke Hand, die sich schlagartig in seine krallt. Ich will das gar nicht, aber ich kann nicht anders. Ich liege am Rücken und die Welt dreht sich. 
"Hey, was ist los?", fragt er mich flüsternd, er macht sich Sorgen. Er macht sich immer Sorgen und ich bin das arrogante Arschloch, das auf "ich kann das auch alleine" machen muss und ihn nicht an mein Herz lässt. Keine Worte verlassen meine aufeinandergepressten Lippen. Was soll ich ihm sagen? Oder besser formuliert, WIE soll ich ihm das erklären? 
Also atmete ich immer weiter, während er mir immer wieder Worte zuflüstert. Durch mein Schweigen verlagere ich die ganze Schuld auf ihn, denn er ging einen Schritt zu weit, ohne es zu wissen. Obwohl ich schuldig bin - ich ganz alleine. Wieso habe ich nicht einfach was gesagt? Nein, ich lag nur apathisch da und dachte, ich will weg, doch ich mag ihn so gerne, dass ich ihm gerne so nahe wäre. Doch ich kann nicht, es geht nicht.
Und während mein Atem langsam ruhiger wird und die Muskeln sich wieder entspannen, zieht er mich zu sich. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust, der Rhythmus seines Herzschlages beruhigt mich ungemein und die Sekunde bevor ich einschlafe wird mir klar. "Mädchen, du hast ein Problem."




 

Samstag, 16. November 2013

#88

DAS SOLL HIER KEIN SELBSTMITLEIDSBRIEF SEIN UND ICH WILL KEINE AUSREDEN SUCHEN.

Ich bin selber schuld, dass ich so saudämlich bin

 


 


Warten auf den entschlossenen Spieler. Rauchen. Frieren. Schädel gegen die Wand. Zwecklos. Diese Woche sollte grandios und unvergesslich werden. Unvergesslich wird sie bleiben - wo ist das Koks mit dem ich mir die Birne wegdröhnen kann um all den Scheiß mal zu vergessen? Um mich endlich zu vergessen. Um mich endlich vergessen, verzichtbar und verloren zu machen?



Montag, 11. November 2013

#87

WAS HELFEN DA SCHON WÖRTER, WENN MAN DEN ANDEREN HALT NICHT KENNT?

Alles schon veschwendet, das war doch alles schon mal da

 



Sie dreht ihren Kopf demonstrativ weg. Sie kann ihn nicht ansehen. "Nun schau doch nicht immer weg, wenn wir darüber reden!", meint der entschlossene Spieler leise. Doch sie antwortet nicht, sie kann nicht hinsehen. Warum eigentlich nicht? Sie hat noch nie darüber nachgedacht, warum sie nicht hinsehen kann, wenn das Gespräch auf ihre Verletzlichkeit fällt und das tut es heute schon sehr oft. Er lässt einfach nicht locker, dabei wollte sie nur einen Ratschlag, wie sie mit ihrem Freund reden sollte. 
Sie wirft ihm einen hastigen Blick zu und dreht sich dann wieder weg. Ihre Beine wippen nervös, sie spielt mit ihrem Ring, der an ihrem rechten Ringfinger steckt. Die roten Fingernägel glänzen ungewöhnlich in der lauwarmen Novembersonne. Sie hat sich schon ewig nicht mehr die Fingernägel lackiert. Die Situation spitzt sich immer mehr und mehr zu, das war nicht zu verleugnen. Sie spürt es ganz klar und deutlich. Der Druck in ihr steigt und sie weiß nicht, wie lange sie das noch aushalten kann. Bei jedem anderen Menschen würde sie wahrscheinlich einfach aufstehen und gehen, doch sie kennt den entschlossenen Spieler schon länger und sie fühlt sich wohl in seiner Nähe, auch wenn sie sich unwohl fühlt. Er stellt ihr ein Ultimatum, dass sie ihm entweder jetzt das Geheimnis verraten solle oder es niewieder erwähnen darf, was sich aber schwierig gestaltet, weil er immer wieder damit anfängt. Ablenkung unmöglich.
Sie atmet tief ein, und nicht mehr aus, hört ihm aufmerksam zu. Immernoch mit den Beinen wippend. Wie war es soweit gekommen? Ach ja, er fragt ständig und so geschickt, dass sie jedes Mal, wenn sie versucht ihm auszuweichen, eine Antwort dadurch gibt. 
"Hat es jetzt einen psychischen oder einen physischen Grund, warum du nicht mit ihm schlafen kannst und du dir deswegen den Kopf so zerbrichst?"
Innerlich lacht sie, doch in der harten Realität, ist ihr das Lachen vergangen. 
"Irgendwie...beides." Ihre Stimme ist zu einem Flüstern geworden. Er wird es jetzt verstanden haben was sie meint. Die Außenwelt ist plötzlich wie in einem grauen Nebel gehüllt, die Geräusche sind ausgeblendet und sie kann nur noch die Birken anstarren, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Der entschlossene Spieler redet mit ihrem Hinterkopf. Sie spürt seine Blicke in ihrem Nacken. Er geht aufs Ganze. 
"Ja, hattest du einmal einen Unfall?"
"Unfall?....So ungefähr."
Pause. Eigentlich braucht es jetzt keine Worte mehr.
"Hast du dich selber verletzt?" Jetzt ist seine Stimme zu einem Flüstern geworden. Die Story ist raus. SCHEISS ADS-SCHLAMPE!
Das Wippen der Beine ist im Laufe des Gespräches auf ihren ganzen Körper übergegangen sie zittert. Das Nicken ist kaum merklich - aber ist da. Sie nickt. Ja. Hass. 
"Und das sieht man jetzt noch?"
"Jap."
Kurze knappe Antworten, das Gespräch stirbt ab. Die Sonne hat sich hinter den grauen Wolken versteckt. Haltet die Welt an, das Mädchen will aussteigen.
   
   


Donnerstag, 7. November 2013

#86

SEX HABE ICH GENUG

das Leben fickt mich jeden Tag



Er will mit mir schlafen. Und ich will das auch. Wirklich, ich würde so gerne. Aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. Mein Kopf. Er ist so voller wertloser Gedanken, dabei bin ich so gerne in deiner Nähe. Du berührst mich. Du küsst mich. Ich spüre es, dass du mich begehrst. Ich spüre den Drang, du willst mich. Doch du willst mich nicht, weil du ein Mann bist. Du willst mich, weil du mir so nahe wir möglich sein möchtest. Doch es geht nicht. Sex...er war ein süßer Schmerz. Wie kann ich das ändern? Du berührst mich, streichelst mich und ich ziehe deine Hand weg, entziehe mich deiner Berührung, werde taub, wenn du zu nahe kommst. Du wirst zärtlicher, meine Hände schlafen ein und ich möchte in mich hineinkriechen. 
Ich weiß du verstehst nicht. Du legst dich zurück und trotz der Dunkelheit, die um uns lag, kann ich sehen, dass du enttäuscht bist, oder gekränkt, oder so. Ich möchte erklären, doch ich kann nichts sagen. Ich möchte so gerne, doch ich kann nicht. Ich möchte so gerne dieses perfekte und wunderschöne Mädchen für dich sein, für das du mich hältst. Ich möchte so gerne, doch ich kann nicht. Wie soll ich diese Narben erklären? Wie soll ich es erklären? Du suchst die Schuld bei dir, so wie du es immer tust, weil du keinerlei Selbstwertgefühl hast. Warum? Wie soll ich etwas erklären, das ich selber nicht verstehe?
Sechs Schnitte. Sechs saubere Wunden. Sechsmal ein süßer Schmerz. Der Krach hinter uns. Schon wieder ein Autounfall. Ich mag nicht mehr. Vielleicht könnte ich noch, aber ich mag nicht mehr. 
Kannst du das verstehen? 


Mittwoch, 6. November 2013

#85

ES IST DER TOD, DER WIE EIN STERN UNVERHOFFT VOM HIMMEL FÄLLT

und irgendwo am Horizont lautlos im Meer versinkt. 

 

 

Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Mitten in der Nacht. Wo wart ihr um diese Zeit? Ich war bei meinem neuen Freund und hab ihn geküsst. Oder ich bin eben vor dem Fernseher eingeschlafen. Vielleicht hing ich mit den Gedanken gerade der Vergangenheit nach, während ich seine Hand genommen habe. Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Völlig alleine. Im Dunkeln. Wir reden und schreiben dauernd davon, dass wir uns so alleine fühlen, obwohl tausende Menschen um uns herumschwirren, wie in einem Bienenstock. Und trotzdem nehmen wir uns das Recht, dass wir uns vor ihnen freiwillig verstecken und behaupten wir seien alleine. Noch schlimmer, wir beschuldigen sie, dass sie uns alleine lassen. Doch dieser toter Junge. Er war wirklich alleine. Zum völlig falschen Zeitpunkt. Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Er hatte Asthma. Er ist erstickt. Warum starb er an einen so grausigen Tod? Was war Schuld daran, dass ihn dieses Schicksal heimsuchte? Weil er mit dieser Krankheit auf die Welt kam? Weil er an diesen Tag seinen Freunden auf der Arbeit half? Weil es an diesen Tag nicht regnete? Ich schreibe davon, dass ich das Gefühl habe zu ersticken. Dass es in mir droht zu sterben. Doch weiß ich wirklich wie es ist, dazuliegen und zu wissen, wenn es sich nicht sofort beruhigt, dann ist es aus und vorbei? Ein Vierzehnjähriger Junge stirbt. Was hat er im letzten Moment gedacht? Was dachte er, als er sein Asthmagerät aus der Tasche zog? Was fühlte er, als es ihm aus den Fingern glitt und er immer panischer wurde, weil er es im Gebüsch nicht mehr wieder finden konnte. Weil es finster war. Weil es für ihn noch nie so finster gewesen ist, wie in diesen Moment. Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Er geht in die Knie, er kämpft und kämpft ums Überleben. Wieso gehe ich so leicht in die Knie? Wieso habe ich das Gefühl überleben zu müssen, wo ich doch gar nicht wortwörtlich um mein Überleben kämpfen muss? Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Was zurück bleibt sind Freunde und Familie. Sie bleiben zurück, sie hatte keine Chance ihm zu helfen, sie fühlen sich verlassen und verraten. Vielleicht zertrümmern sie Tische und Stühle und schreien in die Nacht. Ich zertrümmere nichts und ich schreie nicht, mein Schmerz kann gar nicht so groß sein, wie der seines Bruders. Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Er liegt am Boden. Er liegt im Schlamm. Wir suhlen uns im Selbstmitleid, beschweren uns über unser graues Leben, ohne zu sehen, dass wir freiwillig den Schwarz-Weiß Sender schauen. Wir glauben am Boden zu liegen, ohne überhaupt zu merken, dass so viele liebe Menschen uns die Hand reichen wollen. Ein vierzehnjähriger Junger stirbt. Es war keiner da, der ihm die Hand reichen hätte können. Der einen Arzt hätte anrufen könne. Der ihn retten hätte können. Und trotzdem stellen sich jetzt alle die Frage, warum sie nichts geahnt hatten. Ein vierzehnjähriger Junger stirbt. Sein Leben ist vorbei. Nach vierzehn kurzen Jahren. Er wird nie einen Beruf erlernen. Er wird nie heiraten können. Er wird nie Kinder kriegen können. Er wird niewieder etwas tun können. Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Zog sein kurzes Leben an ihm vorbei, als er sich schlussendlich hinlegte? An wen dachte er zum Schluss? An seine Mutter? An seinen Vater? An seinen Bruder? An ein Mädchen aus seiner Klasse? An seinen Schmerz? An Luft? Oder dachte er einfach nur "Warum ich?" Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Einsam und alleine, mitten in der Nacht. Was hast du zu diesem Zeitpunkt gemacht? Hast du geschlafen? Hast du geweint? Hast du dich geschnitten? Hast du gekotzt? Hast du dich selbst bemittleidet, weil du leben musst? Er musste sterben. Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Alles was er uns hinterlassen hat, ist Schmerz. Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Sein Weg ist hier zu Ende. Er liegt am Boden. Es ist eisig kalt in dieser Nacht. Seine Hand sucht noch immer verzweifelt nach dem Inhalationsgerät, dass nur wenige Zentimeter von ihm entfernt im Gras liegt und seine Aufgabe nicht erfüllt. Sein Brustkorb hebt sich noch ein letztes Mal, doch er senkt sich nicht wieder. Nie wieder. Ein letzter Gedanke, der sich in seinem Kopf festsetzt. Ein letzter Wunsch. Ein letzetr Augenblick, ehe sein verzweifelter Todeskampf vorbei ist. 
Ein vierzehnjähriger Junge stirbt. Und wenn du noch nie versucht hast einen erkalteten Körper wieder aufzuwecken, dann erzähl mir nicht davon, dass du wüsstest wie sich Schmerz anfühlt. Ich weiß es auch nicht...und ich will es gar nicht wissen.
Ein vierzehnjähriger Junge ist gestorben. Die Novermbertage werden noch grauer. Und keiner von uns weiß es zu schätzen, wie glücklich wir sein dürfen zu leben, und nicht allein sein zu müssen. 


REST IN PEACE
2. November 2013 
bitte wünscht mir kein Beileid. Der Junge wohnte zwar in meinen Ort, aber ich habe ihn nicht persönlich gekannt. Doch keine Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen Freunden. 

selbst die allertraurigsten...
 


 


Samstag, 2. November 2013

#84

"LASST MICH HIER BITTE LIEGEN! ICH WILL MICH ERSCHIESSEN!"

"Glaubst du wirklich du wirst mich so leicht los? Ich lass dich nicht alleine. Ich lass dich nicht los!"

 


 

Das Mädchen weiß nicht, ob er wirklich vorgehabt hätte den Balkon hinunter zu springen, aber ehrlich gesagt, wollte sie es gar nicht herausfinden. Alles was sie tun konnte, war zu versuchen seinen Tobsuchtsanfall aufzufangen. Ihn aufzufangen, bevor er überhaupt springen kann. Er schreit, Wut und Selbsthass blitzen in seinen Augen auf, aber auch Traurigkeit. Traurigkeit liegt in seiner Stimme. Er schreit das Mädchen an, dass er sie alleine lassen soll, doch sie packt ihn und hält ihn fest. Sie versucht ihn so fest wie es ihr möglich war zu halten. Der schnelle Wolf lässt seine Glieder sinken, lehnt sich an ihre Schulter und vergräbt sein Gesicht in ihren Haaren. Weint er? Sie weiß es nicht, sie will es auch nicht wissen. Zittert er, weil ihm kalt ist, oder weil gerade er gerade wieder mit sich selber in einer der vielen Schlachten, in seinem eigenen Krieg, kämpft? Sie will es gar nicht wissen. Sie will ihn jetzt einfach nur festhalten und ihm versichern, dass er jetzt nicht alleine ist. Er bäumt sich noch zwei oder dreimal auf, übergibt sich, doch sie lässt ihn nicht los. Er will sich losreissen, in der Dunkelheit erfrieren, doch sie lässt ihn nicht los. Will seine kalten Finger wärmen. Sie hält ihn mit ihrer letzten Kraft fest, nicht aus Angst ihn zu verlieren, sondern aus Angst, er könnte sich selber verlieren. Und irgendwann hat er aufgegeben und schläft erschöpft neben mir ein. Sie wollte weinen, doch sie kann nicht. Nicht mehr. Nicht schon wieder. Sie weiß, was zu tun ist, auch wenn es heißen wird, dass sie wieder in die Rolle des starken Mädchen gedrängt wird, obwohl sie das Gefühl hatte, sich ihre Haut vom Leib zu reißen. Sie musste es für ihn tun, Gebrochenes Lächeln. Wieder. Schon wieder. Wo ist das Vertrauen in den Menschen hin? Wo ist das Vertrauen in die Liebe hin? 
Wir verletzen Menschen, die uns lieben. Wir lieben Menschen, die uns verletzen. 
Schon wieder...