Dienstag, 9. September 2014

#145

I WANT TO LIVE LIFE, AND NEVER BE CRUEL

And I want to live life, and be good to you.

 

 

Ich habe hier alles in mich reingestopft, was ich finden konnte. Warum? Weil ich weiß, dass ich in mir Gefühle trage und ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Die Welt dreht sich wiedermal zu langsam. Warum kann ich nicht ganz normal eifersüchtig sein, wie andere Mädchen und Frauen und andere Menschen es auch sind? Nein, ich bin ja etwas "besonderes"- wieso kann ich nicht einfach "normal" sein?
Alles ist so verschwommen und ich taste ins nichts. Ich habe die ganze Nacht mit dem entschlossenen Spieler verbracht und ich glaube, dass ich ihn sehr, sehr gerne mag. Ich traue mich nicht von Liebe zu sprechen, zu groß ist der Respekt vor diesen Gefühlen.
Vielleicht haben wir eine Art offene Beziehung. Und er hat da noch zwei andere Frauen, mit denen er sich trifft. Da wäre zuerst die ehemalige Schulkollegin, mit der er sich nur zum Sex verabredet. Ich weiß das, und es ist mir egal. Ich denke nicht viel über sie nach, und ich fühle nichts, wenn er mir von ihr erzählt. Doch dann ist da noch die Blonde. Sie ist sehr schön und klug. Ruhig und ausgeglichen. Sie wäre die möglicherweise die perfekte Partnerin für den entschlossenen Spieler. Das habe ich ihm auch schon gesagt. Doch seine Antwort fiel anders aus, als erwartet. Er würde mich lieber haben wollen, doch mein Verstand sagt mir, dass das unvernünftig ist. Und ich merke, dass ich ihn loslassen würde, nur damit die beiden zusammen sein könnten. Ich bin nicht eifersüchtig auf sie, wenn sie sich treffen. Nun ja, ich bin vielleicht etwas traurig, wenn er nicht Zeit für mich hat, aber Eifersucht fühlt sich anders an. Und es ist nicht die Eifersucht, die mir das atmen schwer macht. Es ist der Gedanke daran, dass er eine Frau verletzen würde, nur wegen mir. Ich wäre Schuld. Das schlechte Gewissen plagt mich jetzt schon, obwohl er noch nicht einmal mit ihr geschlafen hat. Doch ich würde mich trotzdem freiwillig hinten anstellen und ihr den Vortritt lassen. Ich würde mein Herz brechen lassen, nur weil ich nicht will, dass eine andere Person unglücklich wird, weil ich das für vernünftig halte. Wieso bin ich so? Wieso kann ich den entschlossenen Spieler nicht einfach vor die Wahl stellen? Ich sehe doch, wie sehr er mich mag, ich sehe es ganz klar in seinen Augen. Doch vielleicht liebt die Blonde ihn? Mehr als ich ihn liebe? Ich weiß es nicht, woher denn? Ich weiß doch noch nicht einmal, warum ich so denke. Ich weiß nur, dass wir reden müssen und dass dieser Text hier richtig mies geworden ist. Und nun werde ich, nachdem ich Eis, Pizza, Schokolade und ein Haufen Gummibärchen gegessen habe, zu ihm gehen und mit ihm reden. Doch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich will ihm nichts verbieten. Ich will nur, dass er sie nicht verletzt. Und das, obwohl sie noch nicht einmal weiß, dass ich existiere.
Leben ist schwer. Lieben ist noch viel schwerer. Und sich für jemanden aufgeben, tut einfach nur weh. Sehr weh. Meine Seele fliegt. Wohin?

"Sie wäre die vernünftigere Wahl, das weißt du."
"Das ist mir egal. Ich war vierzig Jahre lang vernünftig. Ich will auch endlich unvernünftig und verliebt sein!"