Montag, 2. November 2015

#185

I CAN THINK OF A THOUSAND REASONS WHY

I don't belive in you, I don't belive in you and I


Ich stehe auf, verabschiede mich und möchte gehen. Die Nacht draußen ist so verdammt kalt und ich fall betrunken fast über den Gehsteig. Der entschlossene Spieler kommt mir hinterher. Stur gehe ich gerade aus weiter, schlucke meine Tränen runter, doch er stellt sich mir in den Weg. Er redet auf mich ein. Will wissen was los ist. Er fragt mich immer wieder, warum ich einfach abhaue. Ich starre stur gerade aus an ihm vorbei, bis zum ersten Vorwurf mir gegenüber. Ein Lächeln. Der Startschuss. Jetzt darf ich auch Vorwürfe machen. Ich bin ein Arsch. Trotzdem mache ich weiter. Ich werfe ihm vor, dass er mir gegenüber außergewöhnlich abweisend ist, mir dadurch ein noch schlechteres Gewissen macht und in mir die Frage aufwirft, warum er mich in der Arbeit besuchen kommt, wenn er doch nichts von mir wissen will? Diese Bar ist mein Revier. Und wenn das schlechte Gewissen groß genug ist, sodass ich es wieder gut machen will, blockt er mich ohne einen Grund ab. Verschweigt einen Grund. Er beginnt von Ehrlichkeit zu faseln. Ich lache. Wegen seiner Lüge. Wegen all meinen Lügen, denen er nie auf die Schliche gekommen war. Dann rückt er mit der Sprache raus. Er fährt eine Woche auf Urlaub. Alleine. Wollte allein gelassen werden. Das schlechte Gewissen überkommt mich wieder. Ich komme mir so dumm vor. Wegen so einer Kleinigkeit drehe ich fast völlig durch.
Er redet weiter. Davon, dass ich alles wegwerfe. Das weiß ich doch. Davon, dass man so einen Mann wie er es ist, niewieder finden wird. Das weiß ich doch. Dass ich doch noch in ihn verliebt sei. Das weiß ich doch. Alles weiß ich davon. Das braucht er mir doch nicht erzählen. Das Lachen verschwindet und ich beginne hemmungslos zu weinen. Ich WILL nicht glücklich sein. Ich KANN nicht glücklich sein. Ich habe ANGST vorm glücklich sein, weil ich es nicht verdient habe. Ich will eine Hure, ein Arschloch ein Miststück sein. Denn das ist einfach. Alle sehen mich so. Es ist so einfach sich selbst also solches darzustellen und sich schlussendlich selbst so zu sehen. Ich versuche das in Worte zu fassen, ihm zu erklären. Tränen trocknen. Die Luft ist kalt. Fremde radeln in der Finsternis an uns vorbei. Und er verlässt mich mit den Worten: "Wenn du mal aufhören würdest dich mit all deiner Energie gegen das Glücklich sein zu wehren, könntest du es auch sein." So sieht er das also. Natürlich bin ich mit voller Absicht so verdammt scheisse. Ich laufe nach Hause. Lösche seine SMS. Das wars. Das war das schrecklichste was du mir je hast vorwerfen können. Das Herz ist jetzt für dich verschlossen. Ich werde dich nicht mehr mit meinen Gefühlen belästigen. Ich bin nicht die, für die du mich gehalten hattest. Leb wohl, entschlossener Spieler. Das Spiel ist hier mit diesem Entschluss zu Ende.