Sonntag, 31. Juli 2016

#232

STELLST DU DIR AUCH DAS ENDE VOR

vor jedem neuen Anfang?



Ich mache einfach alles kaputt.


Freitag, 29. Juli 2016

#231

WELL I NEVER PRAY

But tonight I'm on my knees 

 

23.45 Uhr: Ich entscheide ich mich, dass ich nach der Arbeit hier in der Bar noch etwas in die Stadt schauen will. Etwas Whisky trinken - mich betrinken. Der Abend war bereits sehr sinnlos flüssig. 
00.00 Uhr: Ich schreibe einem befreundeten Barekeeper eine Nachricht über Facebook. Seine Bar ist auf der anderen Seite des Flusses und auch wenn das nur eine Gehzeit von 10 Minuten bedeuten würde, gehe ich selten auf die andere Seite. Das liegt wohl daran, dass meine drei Lieblingsbars sich nicht dort befinden.
02.45 Uhr: Ich schließe ab. Ein Blick auf das Handy. Er hat die Nachricht noch nicht gesehen. Kurz zögere ich, bevor ich mich doch dazu entscheide den Fluss zu überqueren und mein sicheres Nest hinter mir zu lassen. 
03.05 Uhr: Er ist nicht da. Auch die anderen drei Kellner kenne ich nicht. Ich nippe an meinem Whisky und sehe den Leuten beim Tanzen zu. 
3.20 Uhr: Nachdem ich das dritte Mal blöd angebaggert werde von Menschen, die kaum mehr gerade stehen können, verlasse ich die Bar. Ich will noch in mein Stammlokal sehen, bevor es schließt. 
03:30 Uhr: Ich betrete meine Lieblingsbar. Mein Lieblingsbarkeeper und seine Kollegin schenken heute Nacht aus. Ich freue mich und begrüße ihn. Dabei fällt mir auf, dass der befreundete Barkeeper auch da ist. Ich begrüße ihn. Er bringt nichts raus. 
03:45 Uhr: Nachdem er mich immernoch ignoriert, gehe ich direkt auf ihn zu und frage ihn, ob ich ihn irgendwie gekränkt hätte. Er verneint. Ich mache mich Selbstvorwürfe. Frage ihn, was bei ihm so los ist. Er antwortet nur knapp, dreht sich zu seinem Kumpel um und ich bin wieder Luft. 
04.00 Uhr: Ich sitze mit meinem Whisky an der Bar. Es ist viel los und ich bin etwas genervt, als plötzlich die Barkeeperin vor mich tritt. Sie reicht mir die Hand hin und faselt irgendwas von Bros und Sisters und dass zwischen uns alles gut sein soll. Verwirrt und betrunken schaue ich sie aus großen Augen an. "Weißt du, dein befreundeter Barkeepr und ich sind ein Paar. Und seitdem er mich schon einmal betrogen hatte, bin ich halt nur etwas vorsichtig." 
Ich traue meinen Ohren nicht. Natürlich versichere ich ihr, dass ich in diese Richtung gar keine Motivation habe. Die restlichen zwei Stunden denke ich darüber nach, wie falsch und hinterhältig dieses Erwachsenwerden ist. Menschen betrügen uns und trotzdem lassen wir sie nicht los. Man wird von einer Freundesliste gestrichen, weil die Freundin es so will. Menschen finden Partner, obwohl sie alle einen Knacks haben. Vielleicht mache ich irgendwas falsch. 
06.00 Uhr: Nachdem ich den Barkeeper nicht mehr verstehe, da er nur englisch spricht, gehe ich nach Hause ins Bett. Mein Kopf dreht sich. Mein Herz möchte kotzen. 




 

Freitag, 22. Juli 2016

#230

SEHNSUCHT UND VERSTAND

reichen sich selten nur die Hand


Ich hasse mich dafür, dass ich einen ganzen Tag fast nicht gegessen habe. Ich hasse mich dafür, dass ich ständig aufs Smartphone starre. Ich hasse mich dafür, dass ich nachts im Bett liege und mich richtig schlecht fühle. Ich hasse mich dafür, dass ich anderen Menschen ständig von dir erzähle, wo wir uns doch erst dreimal gesehen haben. Ich hasse mich dafür, zu erwartet, du könntest mich mögen. Ich hasse mich, für meine ekelhaften Pickel. Ich hasse mich dafür, dass ich mich verliebt habe. Ich hasse mich dafür, dass ich mich nach Zuneigung sehne. Ich hasse mich dafür, dass ich mir so genau Vorstellungen davon habe, was ich mir wünsche. Ich hasse mich dafür, dass ich träume. Ich hasse mich dafür, dass ich dich so nett finde. Ich hasse mich dafür, dass ich mir schon wieder diese ekelhaften Hoffnungen mache. Ich hasse mich dafür, dass ich meine Laune davon abhängig mache, ob du dich meldest oder nicht. Ich hasse mich dafür, dass ich mich so sehr hassen muss. Ich weiß, das wird dich nicht davon überzeugen mich ein bisschen zu lieben. 
Und dann klingt die Stimme meine Schwester in meinem Kopf...ob ich wirklich noch nicht oft genug auf die Schnauze gefallen bin, dass ich immernoch an das Märchen des Happy Ends glaube. Wahrscheinlich hat sie recht....


Dienstag, 19. Juli 2016

#229

HIER WAR ALSO EINMAL DEIN ZUHAUSE?

der Nebel drückt ihr Lachen hastig fort


Da bin ich nun. Nach zwanzig Stunden Autofahrt angekommen. So richtig angekommen. Die salzige Luft schlägt mir ins Gesicht und lässt mich kurz nicht zur Ruh kommen. Meeresluft ist gewöhnungsbedürftig. Ich wandere etwas weiter am Hafen entlang. Die Stadt schläft noch. Niemand ist auf den Straßen zu sehen. Einzig allein die Möwen erinnern daran, dass hier jemand lebt. Das Wasser schwappt immer wieder gegen die Schiffe die am Hafen stehen. Immer weiter und weiter. Den Deich entlang hinaus vom Hafen. 
Und dann liegt es vor mir. Das Meer. Die Nordsee. Diese Unendlichkeit raubt mir nocheinmal den Atem und ich weiß ganz kurz nicht wie mir geschieht. Diese Ruhe nimmt mich jetzt ganz ein, holt mich runter, lässt mich inne halten. Ich muss mich setzen. Minuten, Stunden verstreichen während ich einfach nur aufs Meer starre und merke, wie ich ein Stück zu mir zurück finde. 


Donnerstag, 7. Juli 2016

#228

WER IN DEN SÜDEN REIST, SUCHT ZERSTREUUNG.

Wer in den Noden reist, sucht sich selbst.


Seit fast zwei Jahren arbeite ich nun in dieser Bar. Noch nie habe ich hier jemanden so glücklich tanzen sehen. Ich bin froh darüber. Es lässt die Zeit schneller vergehen und die Müdigkeit überdecken. Das beruhigt meinen Geist, der sich seit Stunden um sich selbst windet. Ein Blick auf die Uhr. Halb Eins. Heute ist es soweit. Heute fliehe ich. Nicht ein halbes Leben lang, aber zumindest für eine Woche. Tausend Kilometer mit meinem kleinen Auto immer in Richtung Norden bis ich ans Meer komme. Um dort endlich Stille zu spüren. Mich zu spüren. Vielleicht mache ich ein Foto. Vielleicht kommt es hier rein. Vielleicht mache ich das. Vielleicht genieße ich aber ausschließlich nur für mich. 

Mittwoch, 6. Juli 2016

#227

ATEMLOS IN PANIK VOR DEM NÄCHSTEN 
NEUEN SCHUB

vor den ruhelosen Geistern, die man selber schuf


Die Furcht frisst mich mit Haut und Haar. Sie kriecht in mich rein und lässt es dort ganz kalt werden. Mir wird schlecht und mein Kopf dröhnt. Ich muss mich ganz fest mit den Armen umklammern, damit ich mich nicht völlig auflöse. Ich wünsche mir meine Klingen zurück, doch ich weiß, das ist dumm. Beim Autofahren bedrängt sie mich. Beim Lernen lenkt sie mich ab. Beim Fernsehen rüttelt sie mich. Sie kommt immer nur ganz plötzlich. Wenn ich alleine bin. Angst davor, was morgen ist. Angst davor, verletzt zu werden. Angst davor, zu entäuschen. Angst vor dem Arbeiten. Angst vor dem Heimkehren. Angst vor Veränderungen. Angst vor dem Glücklichsein. Angst vor der Angst. Angst vor dem Sein. 

#226

SUPPOSED TO BE HAPPY, BUT I'M ONLY 
GETTING COLDER

Wear a smile on my face, but there's a demon inside


Übermüdet und mit schweren Gewicht auf den Schultern setzt sich das Mädchen an den Familientisch. Ihr Mutter steht an der Tür. Nur das halbe Ohr hört zu. Warum versucht das Mädchen immer mit ihr zu reden? Liebe. Weil wegen Mutter und Tochter. Oder so ähnlich. Sie kennt es nicht besser. 
Das Mädchen erzählt von dem nahenden Treffen mit dem Photographen. Vorwurf.
Sie erzählt von ihrer bevorstehenden Reise ans Meer. Sorge.
Sie erzählt von ihr verletzten Pony. Ratschläge.
Sie erzählt von ihrem Vorhaben alles auf Eis zu legen, da der Reitunterricht so nicht mehr funktioniert. Etwas Wind aus den Segeln zu nehmen und endlich einen Kurs im Leben einzuschlagen. Nicht fünf verschiedene. Vorwurf. 
Das Mädchen beginnt wieder zu zweifeln, versucht aus sich zu gehen. "Ich kann nicht mehr." Unverständnis. 
Sie spürt wie die Tränen langsam hochsteigen, wie ihr Bauch sich verkrampft und ihre Stimme sich etwas hebt. Sie ringt um Aufmerksameit. Verständnis. Ratschläge. Unverständnis. Nebenbei was anderes machen. 
Das Mädchen nimmt die Kritik an. "Ich bin einfach zu dumm für das alles, ich habe alles verbockt. Von Anfang an, war das alles zum Scheitern verurteilt." Und als ihre Mutter sagt, sie solle nicht so wirres Zeug reden. Sie fragt, warum sie so törichte Dinge über sich selbst behaupten würde, erwacht der Dämon im Mädchen. Ihre Augen blitzen bitterböse auf und sie faucht ihre Mutter an, um etwas zu sagen, was sie nie sagen wollte. "Weil du mir das zwanzig Jahre lang eingetrichtert hast!"
Schuld. Schuld. Schuld. Schuld. Das Mädchen ist ein schlechter Mensch.