Sonntag, 31. August 2014

#144

GLÜCK IST LIEBE, NICHTS ANDERES. 

Wer lieben kann, ist glücklich.


Den Spruch hat er auf ein kleines Zettelchen geschrieben. Seine Schrift war unverwechselbar. Zuerst dachte sie, als sie das Geschenk sah, dass sie einfach ein dankbares Lächeln faken könnte. Doch nicht, wenn sie das hier lesen musste. Hermann Hesse. Er hatte Hermann Hesse zitiert. "Glück ist Liebe. Nichts anderes." Immer wieder streicht sie mit dem Finger über das Papier. Sie steht auf und legt sich ins Bett. Er legt sich zu ihr, merkt, dass etwas nicht stimmig ist. Ihre Kehle ist trocken. Zu müde um einschlafen zu können, sie hasste dieses Gefühl. Sie würde jetzt einfach weinen wollen, denn dann wäre es verständlich, dass sie nicht reden konnte und wollte. Doch sie kann nicht, das weiß sie. Darum drängt ihr Körper, sich anders abzufangen. Sie will mit dem Kopf gegen die Wand. Sie will sich die Arme aufkratzen. Sie will ihre Haut zerfetzen. Sie will sich beißen. Sie will schreien. Doch nichts. Nur der Atem geht langsam. Doch plötzlich hört sie sich selbst flüstern. "Und was, wenn ich nicht glücklich bin? Nie?" Sie wusste, dass der schnelle Wolf ihre Worte sehr wohl verstanden hatte und legte ihr die Hand auf die Schulter. Nein, sie konnte diese Berührung, die sich wie eine Brandwunde anfühlte, jetzt nicht ertragen. 
Sie stand auf. Begann im Kreis zu wandern und sich die Haare zu raufen. Immer wieder wollte, er sie halten und sie beruhigen. Er flehte sie an, mit ihr zu reden. Jede Berührung tat weh. Und dann graute der Morgen und die Nacht war vorbei und sie redeten und redeten. Bis er wütend wurde. Zuerst auf sich selbst. Dann auf sie. Sie wollte das nicht. Er war immer der gute Wolf gewesen und sie war das böse, hinterlistige Rotkäppchen. Ja genau so war es. Ein Märchen. Und Märchen gibt es nicht. Also ging sie. Und er versperrte die Tür hinter ihr...


Samstag, 16. August 2014

#143

HI FREAKS - WIR SIND GEWILLT ZU ÜBERSEHEN

Was wir jetzt noch nicht verstehen

 


Wir stehen da oben am Berg. Unter uns die Stadt, die wir beide so sehr lieben. Ihre Lichter erhellen diese bewölkte Nacht, aber man kann ihre Schreie heute nicht hören, dafür sind wir zu weit weg. Das Gras reicht uns bis knapp unter die Knie und hinter uns hört man die Wälder schlafen. Es ist gerade so schön neben dir zu stehen. Sich eine Decke zu teilen und deine Schulter an meiner Schulter zu spüren. Wir reden leise miteinander, als ob wir Angst hätten hier jemanden aufzuwecken zu können. Doch hier sind nur wir beide. Wieder nur wir beide. Allein. Und doch fühle ich mich nicht alleine. Etwas traurig vielleicht, doch ganz bestimmt nicht alleine. Wir reden über viel belangloses und erzählen uns aus unseren Schulzeiten. Wir reden über meine Zukunft und darüber, wie du deine Zukunft damals gesehen hast, die jetzt zur Gegenwart geworden ist. Wir reden darüber, wie schwer die Welt damals zu verstehen war und wie gern man sich dort wieder zurückwünschen würde. Aber eigentlich sagen wir die meiste Zeit gar nichts, sondern genießen diese Zweisamkeit bis früh in den Morgen. Bis die Kälte uns im Herzen erreicht hat und weder die Decke noch unsere Körper ausreichen, um uns wieder warm werden zu lassen. Doch diese Nacht war schön. Diese Nacht war eine eigene Geschichte. Diese Nacht waren wir uns wieder so nah, obwohl sich nur unsere Schultern berührt haben.
Diese Nacht waren wir die Sternschnuppen, auf die wir eigentlich gewartet haben. 



Freitag, 15. August 2014

#142

ZU GROSSE WORTE HABEN WIR VERMIEDEN

Aus Angst, wir könnten uns zu sehr verlieben

 

Hey entschlossenes Spieler.
Du ich bin beim zweiten Glas Wein und schon etwas beschwippst. Vielleicht ist es auch gar keine gute Idee dir jetzt zu schreiben.
Ich weiß grad gar nicht, in welcher Phase ich mich befinde.
Ich weiß nur, dass ich den schnellen Wolf echt gern hab und ich dem Ganzen eine Chance geben will. Vielleicht ist das nicht für die Ewigkeit, aber ein Versuch ist es wert oder?
Und ich weiß, dass ich dich auch echt gern habe, nur hab ich mir die letzten Monate es verboten, dich mehr gern zu haben, als ich darf. Das liegt bitte in KEINSTER WEISE (!!!! -> in diesem Fall sind Satzzeichen Herdentiere) an dir. Ich will nicht, dass du dir Vorwürfe oder der gleichen machst. Ich will nicht, dass du glaubst, du hättest einen Fehler gemacht oder etwas falsches gesagt. Ich will nicht, dass du versuchst etwas zu korrigieren. Du hast mir nie weh getan, in keinster Weise (okay, damals als du mich vor der Bibliothek sitzen gelassen hast, gings mir echt bescheiden, um nicht beschissen zu sagen, denn dann gibts ja wieder nen Euro oder so, aber das lag an meiner miesen Stimmung, dass ich dir das so übel nahm, unter anderen Umständen, wäre mir das egal gewesen) Ich will nicht, dass du weinst, weil du das Gefühl hast, etwas verpasst zu haben. Egal wie bescheuert diese Welt manchmal läuft, irgendwie hat doch alles einen Grund, oder? Das muss gar keinen Sinn haben, es hat eben einen Grund.
Ich denke gerne an dich, du hast so viel für mich getan, manchmal habe ich sogar das Gefühl, stets in deiner Schuld zu stehen.
Wer weiß, was die Zeit bringt, aber im Moment will ich nicht reden, im Moment will ich das nicht ausdiskutieren, okay vielleicht würde ich es schon wollen, aber ich kann einfach nicht. Ich kanns nicht...
Ich will nicht in eine Ecke gedrängt werden, sodass ich nur noch die Möglichkeit habe mich hinter meinen Händen zu verstecken. Dann ist kein Fluchtweg mehr da, kannst du dich erinnern? Ich will nicht, dass unsere Freundschaft so endet, wie damals mit meinen Ex-Trainer.
Möglichweise hast du wirklich Recht und ich hätte schon viel früher erkennen müssen, dass du bereit gewesen wärest für etwas Ernstes. Aber ich bin jung und naiv. Wenn ich mir meine Blog/Tagebucheinträge durchlese erkenne ich das ganz deutlich, sehe es in einem anderen Licht. Und das tut mir schrecklich Leid.
In letzter Zeit habe ich auch schon überlegt, ob ich dir den "Schlüssel" zu meinem Tagebuch geben sollte. Das wäre das ultimative Zeichen für mein Vertrauen in dich, doch im Moment kann ich das nicht. Im Moment bin ich einen Schritt zurück gewichen. Bitte gib mir Zeit. Bitte warte nicht ewig. Bitte versaue dir das mit der Blonden nicht. Wenn alle Geschichten Liebesgeschichten sind, ist unsere auch eine. Das bedeutet aber nicht, dass sie jetzt schon zu Ende ist, dass sie kein Happy Ending hat, dass sie ein Happy Ending hat oder dass es kein neues Kapitel gibt.
Aber ich will dich nicht verletzten, das wäre das letzte auf dieser verlassenen Welt, das ich noch tragen könnte. Es liegt in deiner (meist kalten) Hand: entweder wir schalten jetzt mal einen Gang zurück (und das liegt nicht daran, dass ich treu sein möchte, das werde ich wohl sowieso niemals im Leben schaffen, weil ich ganz einfach den kindlichen Glauben daran verloren habe) oder wir halten generell für die nächsten Wochen/Monate (ich trau mich gar nicht Jahre schreiben) voneinander Abstand. Entscheide du, denn dir scheint, diese Situation jetzt viel mehr weh zu tun als mir.
Drittes Glas Wein und wieso spielen die auf FM4 Kabinenparty?
Entschlossener Spieler, du bist für mich der entschlossene Spieler, nur ein einziges Mal, hab ich dich als der (un)entschlossne Spieler erwähnt. Ich hab noch nie so einen Menschen wie dich getroffen. Du bist ein guter Mensch. Ich spüre das, auch wenn ich nicht weiß woher ich das weiß. Und eigentlich hab ich viel zu viel geschrieben und wahrscheinlich viel zu viel Mist und wahrscheinlich bin ich viel zu betrunken und stehe morgen verkatert im Geschäft und könnt mich ohrfeigen für diese E-Mail. Du weißt noch lange nicht alles von mir, aber ich hab das Gefühl ich weiß noch lange nicht alles von dir. Und trotzdem bist du für mich der schönste Mensch, den ich je gesehen habe, und ich hoffe, dass sich das nie ändern wird. (morgen früh verfluche ich uns wahrscheinlich schon wieder)
Ich hab dich lieb.
das Mädchen

PS.: Und vielleicht hast du schlussendlich recht, und sich lieben bedeutet wirklich einfach nur Schmerz. Aber dann lebe ich eben in Schmerzen.

PPS.: Ich freue mich auch schon aufs Kino morgen. =)

PPPS.: Ich will nicht, dass du weinst.

PPPS.: Ich mach die Augen zu und drücke auf senden -.-'
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Und dann schreibe ich meiner besten Freundin, dass ich sie brauche, dass sie die demnächst kommen soll. Dass ich mit ihr reden muss.
Ja das würde sie gerne tun. Doch sie muss noch lernen und auf diese eine wichtige Party gehen.
Okay, war vielleicht eine schlechte Idee reden zu wollen, tut mit Leid, dich gestört zu haben.
Es ist ein Fehler sich an andere zu wenden, wenn es dir beschissen geht. 
Außer du bist der entschlossene Spieler. 

 

Donnerstag, 14. August 2014

#141

SAG MIR DOCH DASS ES BESSER WIRD WENN ES ZEIT IST

Oder knall mich um einfach so

 


Sie lässt sich auf den Boden sinken. Die Kälte dieser Nacht kroch ihr immer weiter in die Knochen. Warum war es nur so furchtbar kalt? Es war August und es ist so furchtbar kalt? Das ist genauso sinnvoll, wie zu fragen, warum war sie nur so furchtbar traurig? Es ist doch alles gut, warum ist sie traurig?
Der entschlossene Spieler legt seine Hand auf ihre Schulter und geht auch in die Hocke. Sie schlägt die Hände vor ihr Gesicht, will ihn nicht ansehen. Das alles hatten wir doch schon einmal. Jahre zuvor, da gab es den entschlossenen Spieler noch nicht. Doch dieses Mal ist es anders. Dieses Mal will sie diese wichtige Person NICHT verlieren. Damals hat sie sich einfach umgedreht und ist gegangen. Für immer. Doch jetzt nicht. 
Selbst wenn sie wollte, könnte sie sich nicht umdrehen und gehen. Sie sitzt in der Falle. Sie sitzt in einer Ecke. Hinter ihr die Wände, vor ihr diese ganzen Menschen. Der entschlossene Spieler, der schnelle Wolf und viele mehr. Der Unterschied ist nur, dass der entschlossene Spieler über alles Bescheid weiß, die anderen nicht. 
"Lass es raus, manchmal ist es ganz gut zu weinen. Das hab ich die letzten Tage auch gemerkt.", sagt er dann und seine Hände ruhen nun auf ihren Knien. "Ich kann nicht weinen. Ich habe seit Wochen nicht geweint.", antwortet sie trocken, ohne zu lügen. Doch es kam ihr in den Sinn. Warum weint er? Weint er wegen ihr? Warum tut sie Menschen weh? Das alles drückt sie noch weiter in diese Ecke, bis sie das Gefühl hat zerquetscht zu werden. Nicht sie selbst. Aber ihre Seele. Dieser Druck. Er nimmt alles in ihr ein, bis sie sich nicht mehr fühlt. Sie ist weg. Alles was bleibt ist dieser Druck. Es tut nicht mal mehr weh. Es drückt einfach nur. Und das mit einer irrsehnig großen Kraft. "Ich kann nicht. Ich kann das alles nicht.", keucht sie und steht wieder auf. Die beiden umarmen sich und als er sie küssen will, bricht in ihr alles zusammen. Sie kann nicht. Sie kann nicht mehr. Gleich würde sie einfach inneinander fallen. Weg sein. Staub sein. Minuten später liegt sie alleine auf dem Boden ihrer Wohnung. Blut. So viel Blut. Doch der Druck war weg. Das Mädchen hatte schon fast vergessen, wie gut es sich anfühlt zu leben, ohne diesen Druck zu spüren. Selbst wenn es nur Minuten sind.