Montag, 29. Dezember 2014

#157

HELP ME BELIVE IT'S NOT THE REAL ME

I can't escape myself

 


Ich komme von der Feier nach Hause, die schon den ganzen Abend mein Herz bewegt hat. Ich habe wahrscheinlich dreimal Psychologe gespielt und immer wieder gehört, wie viel ich doch nicht weiß und wie sehr ich mir doch Mühe gebe und liebe. Dabei will ich doch einfach nicht, dass sich jemand streitet. Ich gebe ihm einen Gute-Nacht-Kuss und er schläft ein, endlich. Und dann Stunden später komme ich nach Hause. Schließe die Tür leise, wo ich sie doch zuknallen möchte. Ich möchte eine Bombe mitten im Haus zünden, obwohl ich gar keine Wut in mir verspüre. Ich will einfach nur, dass ihr alle wach werdet und zu mir stürzt. Ihr sollt auf mich eintreten und mich anschreien. Ich will, dass ihr mich beschimpft und mich demütigt. Ich will zusammengekauert am Boden liegen und in die Fliesen beißen, egal wie weh es tut, Hauptsache ich spüre eure Nähe, die mich zertrümmert. Ich will euren Hass spüren, lasst ihn mich spüren. Fickt mich so hart es geht, damit es mich innerlich in allen Poren zerreißt, solange ich spüre, dass ihr es seid, dich ich seit mehr als zwanzig Jahren an meiner Seite wissend sehe. Ihr macht mir das Leben so schwer, doch ein Leben ohne euch wäre nicht vorstellbar. Lieber will ich jeden Tag eure Schmerzen auf mich nehmen, als nur einen Tag ohne euch ein Sein zu sein müssen. Nehmt mich. Hasst mich. Verletzt mich. Natürlich sehne ich mich nach Liebe. Mein innigster Wunsch wäre Liebe. Nicht Liebe um zu küssen und nebeneinander zu schlafen. Sondern familiäre Liebe, die man sich nicht aussuchen kann, sondern in die man geboren wird. Doch die familiäre Liebe von euch ist so verstörend, doch ohne diese kann ich nicht. Ich will den Schmerz, den ihr mir zumutet, nur um mich mit Grund selbst zu verletzen. Welchen Grund hätte ich zu bluten, wenn es euch nicht gäbe. Diese Stille im Haus ist unerträglich. Ich will in eure Zimmer platzen und euch etwas an den Kopf werfen, nur damit ihr euch wie hungrige Tiger auf mich stürzt und in Stücke auseinander nehmt. Ich sehne mich so sehr nach Schmerz, dass ich mich frage, ob ich mich je nach Liebe gesehnt habe. Ob ich nicht denn genauso schlimm bin wie ihr. Ob nicht mein Tod, euer Friede sei. Schlagt mich. Hasst mich. Demütigt mich. Aber ignoriert mich nicht. Denn das lässt mich schweben in einer Unwissenheit, ob ich denn überhaupt noch bin, oder nur ein Traum war, den ihr euch vorgestellt habt. Ich weiß, dass ihr mich eigentlich lieb habt, doch ihr könnt mir das nicht beweisen. So beweist mir, dass ich anwesend bin. Egal wie. Hauptsache Aufmerksamkeit. Ich brauche keine Liebe und keine Zuneigung. Ich brauche Realität. 


Mittwoch, 24. Dezember 2014

#156

HERE COMES THE EMPTINESS

fill it up with a ton of aspirin



"Ich habe das Gefühl, dass deine Toleranzgrenze auch sehr niedrig ist. Du gehst doch auch gleich wegen Kleinigkeiten in die Luft. Ignoriere das doch einfach!"
Ja du hast Recht. Ich sollte meine Latte der Selbstachtung weiter nach unten legen und diese Toleranzgrenze, was ich mir gefallen lasse, nochmal um einen Meter nach oben verschieben. Ich erreiche sie zwar dann nicht mehr, um sie mir wieder zu holen. Aber was solls. Hauptsache ist doch, das mich niemand mehr anschreit. Mich niemand mehr hasst. Oder auch wenn sie es noch tun, sie es mir nicht mehr dauernd fühlen lassen. Ich will eigentlich nicht mehr fühlen. Die Liebe zu dir ist noch das, was die Flamme in mir lodern lässt. Sollte diese weg sein, werde ich eben zu einer eiskalten Hure. Wem interessierts...


Donnerstag, 18. Dezember 2014

#155

GEFÜHLE BLEIBEN LEISE

gehen nie...




Dies sollte doch ein positiver Post werden. Ein Schreiben, dass euch mit Hoffnung und Zuversicht überschüttet. Hier sollte erzählt werden, wie ich an zwei Tagen, zwei Konzerten, eine Band, 4 Stunden und über 60 Liedern den Schmerz loslassen konnte. Dass ich geschrien habe, lauter als all die anderen und ich fühlen konnte, wie all die schlimmen Gedanken einfach herabgefallen sind. Dass ich im Pit auf ihnen rumgetrampelt bin. Ihnen das gegeben habe, was sie verdient. Dass ich den jungen Filmemacher umarmt habe, obwohl wir völlig nassgeschwitzt waren.
Und heute liege ich im Bett, zusammengekrümmt und leidend. Ich hasse mich dafür, dass ich meine Mutter angeschrien habe. Ich hasse mich dafür, dass ich dachte, ich könnte mal wichtig sein. Ich hasse mich dafür, dass ich dachte, jemand hätte Interesse an den letzten zwei Tagen gehabt. Ich hasse mich. Ich hasse mich. Ich hasse mich. Und die Gedanken, der Schmerz und die Wut sind zurück und haben mich gefesselt. Ich hatte mir gewünscht zumindest noch zwei Tage von ihnen befreit zu sein. Ich will alles verlassen.


Montag, 15. Dezember 2014

#154

UND DU VERGISST, WAS DU GELERNT HAST

Du vergisst, wer du mal warst.

 

 

"Nicht schwanger...Und zuhause regiert Streit und Hass... Was sagst du dazu? JUHU"

Ich sage dazu:  Da vorne ist ne Insel - doch dich verlässt der Mut.
Und ich fühle, wie es mir das Herz zerreist. Wie sehr es mir leid tut. Wie sehr mich das runter zieht. Wie groß die Angst wieder wird. Und ich will mich am Boden zusammenrollen und so tun, als wär ich gar nicht da. Als würde mich das alles nichts mehr angehen. Als gehöre ich da gar nicht dazu. 


Donnerstag, 4. Dezember 2014

#153

MEIN PLATZ IST HIER

neben den Schuhen ist mein Platz

 

 

Wir liegen in seinem Bett. Er umschlingt mich mit seinen Armen und Beinen. Er drückt meinen Kopf an seine Brust und streicht mit seiner Hand über meine Haare und über meinen Rücken. Er hält mich fest, so als befrüchte er, wenn er loslassen würde, könnte das nur ein Traum sein. Wir sagen nichts, bis zu dem Moment, als sein Radio anfängt Shy zu spielen. Ich hebe kurz meinen Kopf und muss grinsen, als der entschlossene Spieler anfängt mitzusummen und mit seinen Füßen zu wippen. "...Vielleicht bin ich glücklich. Vielleicht ist das auch egal..."
Er mag das Lied. Ich mag das Lied. Und dann sagt er zu mir: "Ich mag das Lied, weil ich denke, dass es zu uns passt." Ich höre wie sein Herz schlägt. "Warum denkst du, dass es zu uns passt?", frage ich dann im Flüsterton und er singt leise mit. "...ich gehöre nicht dazu..." Seine Stimme klingt traurig und ich drücke mich fester an ihn, höre das Lied zu ende und warte bis das nächste beginnt. Ich denke nach und richte ich mich etwas auf, sodass ich in der schwachen Dunkelheit sein Gesicht sehen kann. "Du hast schon immer dazugehört, auch wenn dir das nicht bewusst ist." Er lächelt. Oh, er lächelt so wunderschön. Und es fühlt sich so wunderbar an, wenn er mich anlächelt. Dieses Gefühl ist beinahe noch schöner, als wenn er mich küsst.