Dienstag, 27. November 2018

#260

I COME HOME SO DILL AND FEEL UNKNOWN.

Take a break? Foreign ground.


Ich sinke in mich zusammen. Rutsche an de Wand hinab auf den Boden. Die Hände um den Oberkörper geschlungen. Mich selbst festhaltend, denn ich hab schon so lange das Gefühl, dass niemand mich halten kann. Meinen Kopf zwischen den angezogenen Knien und die Augenlider fest aufeinanderpressend. Trotzdem dringen die Tränen durch und tropfen auf den eiskalten Fliesenboden. Woher kommt nur dieser ganzer Hass? Ich sollte doch glücklich sein. Warum kann ich verdammt nochmal nicht glücklich sein? Der Lieblingspiefke ist doch da, nun ja, er steht zumindest vor der Tür und klopft. Der Alkohol vernebelt meine Vernunft. Was hab ich mir in dieser Nacht nur gedacht? Als ich wieder zur Klinge griff - immerhin nur eine stumpfe. Doch rau genug um mir die Haut zu zerfetzen. So stolz war ich auf mich, dass ich mich endlich wieder mit der kurzen Hose raus traute, zum Baden ging im Bikini und mir die Blicke und Fragen egal waren. Denn die Narben waren schon lange verheilt. Bis Samstag Nacht. Ich höre auf zu Weinen. Der Schmerz bringt mich irgendwie zurück und ich sehe mich im Spiegel an. Was war aus mir geworden? Warum können diese Monster nicht endlich aus meinem Leben verschwinden? Warum kann ich nicht verschwinden? Panik steigt in mir hoch. Er darf das auf keinen Fall entdecken. Schnell die Pyjamahose angezogen. Verdammte scheisse - wie konnte das passieren? 


Freitag, 7. September 2018

#259

I GOT NO DISTANCE

left to run


Mein Talent ist, Dinge falsch zu machen. Wieder ein Fehlgriff. Wieder Schmerz, denn auch du spürst. Weil ich zu dumm bin. Und alles was ich will, ist mir einfach nur noch selbst weh zu tun. Bitte lass mich.  

 

Montag, 3. September 2018

#258


ALLES NEHMEN UND ALLES GEBEN

Wenn irgendwas gut ist, dann das hier!


Es ist dieser Moment der Stille, wenn man glaubt das Klirren zu hören. Diese Stille, die du mit deinem Schweigen formst. Diese Stille, mit der meine Nichtigkeit besiegelt wird. Der letzte Anker in meinem Leben lässt seine Leinen los. Ich drifte ab. Der Boden unter meinen Füßen. Er schwankt und kippt. Meine Seele wird seekrank. Ich will kotzen. Am liebsten will ich einfach all meine Sachen packen und davonlaufen. Aber ich kann nicht, denn ich gebunden. Festgebunden an dir mit meiner Liebe zu dir. Wie feste Stränge um meine Hände und um meinen Hals. Verdammt nochmal, wie konnte das passieren? Ich wollte doch nur einen Mensch an meiner Seite, der außnahmsweise nicht so fertig ist wie ich. Und jetzt nach fast zwei Jahren wache ich auf. Die Zukunft? Aus unseren Blicken je verschieden.
Wenn du jetzt redest flüsterst du. Von Traurigkeit übermannt. Soll ich dir glauben? Ich nehme deine Hand in meine und sehe dich an. Doch deine Augen suchen einen Punkt an der makaberen weißen Wand. Ich umarme dich. Will dir Zuversicht schenken. Aber warum? Warum werde ich immer in diese Rolle gedrückt? Warum liebe ich dich so?
Ich will weg, einfach nur weg. Alles zerbricht. Alles zerbricht in meinem kahlen Leben. Nichts, das bleibt. Nichts, das mir Halt gibt. Ich verkrieche mich mit Büchern im Bett und hoffe, dass dieses Leben da draußen einfach ohne mich weiter macht. Wenn es, denn so einfach wäre.
Denn nun, wo alles Wichtige in meinem Leben wegbröckelt, kommst nun auch du und nimmst mir das Letzte, was noch Hoffnung in sich barg. Warum immer ich?
Ich bin soweit. Ich wünschte ich hätte dich nie kennengelernt, um diesen Schmerz nicht mehr ertragen zu müssen. Nicht schon wieder. Es - tut - so - weh. Wer hilft mir? Warum ist da niemand? Woher...ich finde keine Worte mehr dafür. Ist das...ist das normal? Ein Ende...wo ist das Ende?


Sonntag, 29. Juli 2018

#257


AND IF THIS LIFE HAS TAUGHT ME ANYTHING
I forgot it long ago 


Kennt ihr diese Menschen, die neu in eine Gruppe kommen. Sei es ein Verein, eine Klasse oder das Arbeitsumfeld. Vielleicht stoßen sie aus Gründen auch einfach neu in euren Freundeskreis? Sie sind nett, offen und sympathisch. Vielleicht auch ein bisschen verrückt. Und sie haben sofort jeden auf ihrer Seite. Alle lieben diese Menschen und sie haben keine Schwierigkeiten damit sich zu integrieren, weil es ihnen leicht gemacht wird.

Und kennt ihr dann noch diese Menschen, die für jedes bisschen Akzeptanz kämpfen, werben und sich anstrengen müssen? Die neu in eine Gruppe kommen, versuchen nett, sympathisch und hilfsbereit zu sein? Die Erfahrung hat sie zwar vorsichtiger gemacht, aber irgendwann ist die Verzweiflung so groß, dass sie sich weit unter Wert verkaufen und jeden Scheiß mitmachen, nur um ein bisschen dazuzugehören? Ja?

Ich gehöre zu der zweiten Gruppe. Wenn ich so an meine Jugend und mein junges Erwachsenenalter zurückdenke und eines zieht sich wie ein roter Faden durch. Es war immer das Gleiche. Ich musste mich immer in eine Gruppe hineinarbeiten. Egal ob es in der Schule, im Sportverein oder bei meinem Freundeskreis war. Nie wurde ich einfach aufgenommen und akzeptiert. Immer war ein Kampf dahinter, wahnsinnig große Anstrengung und vor allem: sehr viele Enttäuschungen. Ist es das wirklich wert? 

Es war zum Beispiel so, dass ich in der Schule mit 16 ein Mädchen kennen lernte. Wir wurden Freundinnen auf Augenhöhe - dachte ich damals, heute sehe ich das anders. Und ich war so glücklich, endlich eine gute Freundin zu haben. Im nächsten Jahr bekamen wir eine neue Mitschülerin und ich war plötzlich der Dorn im Auge. Ich war kein Teil mehr und so sehr ich mich auch bemühte, ich stieß immer nur vor verschlossenen Türen. Ersetzt. 

Und so war es immer und wird es immer sein. Ich bin ein ersetzbarer Mensch. Und wenn ich jetzt gehe, so bräuchtet ihr nicht einmal traurig sein - ihr habt mich doch längst alle ersetzt. Ich war immer nur kleines Stück, das kein Gewicht hatte. Keine Bedeutung. Ihr werft mir vor wie nervig ich sein kann, und zugleich so eifersüchtig und verbittert. Was glaubt ihr warum ich so bin? Denkt ihr nicht, ich wäre so viel lieber glücklich? Aber die Menschen haben mir gezeigt, dass der Versuch Glücklich sein bestraft wird.

Aber ich lächle ja. Lieber etwas Zeit mit Menschen zu verbringen, denen ich kaum was bedeute, als völlig zu vereinsamen. Doch ich fühle mich so allein (gelassen). Egal wieviele Menschen sich um mich befinden. Ich fühle mich so verdammt einsam. 


Freitag, 20. Juli 2018

#256

I wanna talk tonight 

Until the mornin' light 'Bout how you saved my life


Ich lasse meinen Kopf auf den Thresen meiner Lieblingsbar sinken, als Oasis in der Musikbox erklingt. Muss das jetzt wirklich sein? Der betrunkene Übersetzer lacht und legt mir seine Hand auf meine Schultern. Ich schütte mir den Rest meines Weißweines in die Birne. Warum ist mein verficktes Hirn auch so wahnsinnig töricht? 
Du wirst wohl nie aus meinem Kopf verschwinden, oder? Egal wie es mir geht. Ob ich froh und glücklich auf unsere Zeit zurück sehe oder ob ich dich voller Schmerz und Tränen vermisse? Wie konnte ich nur so dumm sein und dich gehen lassen? Wir merken: ich mache gerade wieder die altbekannte Schmerz, Tränen, Vermissen und in den Arsch beißen Phase durch. 
Dabei glauch ich nicht mal daran, dass ich dich vermisse, sondern vielmehr die Stunden,die wir zusammen verbracht haben. Die langen Gespräche auf unserer Parkbank, das gemeinsame Frühstücken und verzweifelt sein über diese Politik und die neckischen Scherze. Dein Lächeln, wenn ich dich wieder aufgezogen habe. Ich werd es nie vergessen. Und deine Küsse? Wohl auch nicht. Warum sonst, sollte ich mitten in der Nacht aufwachen, weil ich von dir geträumt habe. Wie du mich an dich heranziehst und mich küsst. So wie du es immer getan hattest.
Nein, wirklich, ich liebe meinen neuen Freund. Aber du, der entschlossene Spieler, du wirst auf ewig etwas Besonderes sein. Und vielleicht habe ich irgendwann den Mut und die Sehnsucht ist groß genug geworden, dass ich zu dir zurück kehre.
Ach - hättest du mir damals nur etwas mehr Zeit gelassen. I wanna talk tonight...

 

Montag, 19. März 2018

#255

YOU ARE LIKE A HURRICANE

There's calm in your eye.


Das Mädchen zieht an ihrer Zigarette und geht mit raschen Schritt um die Kurve. Ein Pärchen mit Hund kommt ihr entgegen und murmelm eine leise Begrüßung. Sie grüßt die beiden nicht zurück, denn mittlerweile ist es dunkel geworden und sie kann nicht einmal ihre beiden Gesichter erkennen. Stur bläst sie den Rauch gegen die Laufrichtung wieder aus, als sie ihn auf der Brücke erkannte und auf ihn zugeht. "Na du? Da ist aber eine große Parkpank.", begrüßt das Mädchen in einer ihm vertrauten Dreistigkeit. Der entschlossene Spieler lächelt und umarmte das Mädchen

Und da sitzen die beiden alten Freunde nun seit Stunden. Die Nacht war über ihnen hereingebrochen und das Mädchen zittert fürchterlich, während sie sich die gefühlt 20igste Zigarette anzündet. Normalerweise raucht sie nicht so viel. Meistens gar nicht. Doch diese ihr nicht ganz unangeneheme Situation macht sie nervös. Sie ist sich auch nicht sicher, macht es sie nervös, weil sie ein Treffen mit dem Rothaarigen als Unangenehm empfindet, oder weil sie es genießt, so wie früher stundenlang zu reden, zu zerreden, über zusammen Erlebtes zu lachen und das hätte-hätte-Fahrradkette Spiel zu spielen. 
"Wenn wir damals einfach nur ehrlich zueinander gewesen wären.", seufzt der entschlossene Spieler. "Das hätte nichts genützt. Erinnerst du dich nicht, wie beschissen es mir zu dieser Zeit ging? Ich wollte und konnte niemanden an mich ranlassen. Nicht einmal dich. Ich habe zwei Jahre Zeit gebraucht um dir wieder in die Augen sehen zu können.", erwidert das Mädchen streng und zieht an ihrem Glimmstängel. "Ja, aber warum konnten wir danach nicht einfach Freunde bleiben? Vielleicht wäre das ein Weg zurück gewesen?", murmelt er und nimmt einen Schluck aus seiner Bierflasche. "Wie denn? Du hattest ja kurz danach deine jetzige Freundin kennen gelernt. Und ich...", sie stockt kurz und atmet tief ein, "...ich war so verletzt, wie schnell du mich ersetzt hattest." Sie fühlt sich so dumm bei diesen Worten, denn immerhin hat sie ihn damals verlassen, nicht er sie. Trotzdem hatte irgendein Teil von ihr gehofft, er würde noch etwas länger auf sie warten. Nur ein bisschen. Das Gegenteil war der Fall. Kaum hat sie sich vor ihm versteckt, suchte er händeringend nach Zuneigung und Zärtlichkeit. Selbst bei seiner Exfreundin, die er nie wirklich geliebt hatte. Das Mädchen konnte ihm deswegen nicht Mal böse sein. "Ja, aber hätte ich..", beginnt der er neben ihr wieder. "Hätte, hätte, Fahrradkette.", unterbricht ihn das Mädchen und lächelt ihn milde an. 

Als die Kälte nicht mehr auszuhalten war, ging das ungleiche Paar in der Dunkelheit zurück zu ihrem Auto. Das Mädchen hatte mindestens schon drei Versuche angestellt, sich von ihm zu verabschieden. Doch sie merkte, er wollte nicht gehen. Wollte nicht, dass sie geht. Sein Handy klingelt. Aber er geht nicht ran. Werthers Original lutschend stehen das Mädchen und der entschlossene Spieler sich gegenüber, während er ihr versucht zu erklären, dass sie eigentlich keinen Platz mehr in seinem Leben hat. Dass sie sich nicht einfach melden kann, wann sie Lust hat. Seine Freundin würde das merken, "...und ich will nicht in alte Muster zurückfallen", stammelt er unsicher. Das Mädchen muss grinsen. "Tust du das nicht gerade?" Er sagt nichts mehr. "Pass auf dich und auf sie auf. Verschwende ihre Zeit nicht.", gibt sie ihm einen letzten Rat. "Ich war noch nie in jemanden so sehr verliebt, wie ich in dich verliebt bin." - "Du meinst warst." - "Nein, ich bin immernoch in dich verliebt." Mit seiner ernsten Miene sieht er alt aus. "Wie ging die Geschichte des entschlossenen Spielers eigenlich aus?", fragte er sie dann. Sie lächelte: "Wer sagt, dass sie bereits ein Ende gefunden hat?" Das Mädchen umarmt ihn und verabschiedet sich, als das Handy vom entschlossenen Spieler erneut klingelt. Sie steigt in ihr Auto und fährt gedankenverloren und Neil Young hörend in die Nacht davon. 

Und gegen jede Prognose, hat er ihr zuerst geschrieben. Am nächsten Morgen.