Freitag, 21. Februar 2020

#270

 I STEP ONE STEP AFTER ANOTHER

to arrive where I don't want to go


Es ist schon irgendwie komisch, was einem für Gedanken durch den Kopf gehen, während man mit dem Schwamm über die Balkonfenster wischt. Die Sonne ist erstaunlich stark für Februar, doch der Wind lässt mich etwas frösteln. Und während ich mit dem Abziehdings das Wasser vom Glas ziehe, denke ich an meine letzten Jahre. Ich bin wahrscheinlich ein schlechter Mensch, wenn ich daran denke, was andere Menschen in meinem Freundeskreis haben, was ich haben wollte. Wieviel ich in den Hintergrund gerückt bin. Wieviel nicht funktioniert hat. Wie viele Pläne schiefgelaufen sind.
Wenn man Instagram oder Pinterest danach befragt, kommen immer irgendwelche erfolgreichen Menschen und schöne Stock-Fotos mit weisen Sprüchen. Like "Aufstehen, Krone richten, weitermachen." Was ist eigentlich mit den ganzen Menschen, die versagt haben. Wo sind ihre Memes und Sonnenuntergangsfotos. Hier könnte zum Beispiel stehen: "Ich habe beinahe alle meine Freunde verloren - ohne ersichtlichen Grund - aber ich kann trotzdem mein Glas Weißwein in der Abendsonne genießen." Auch gut wäre: "Auch wenn ich niemandem zum Reden habe - ich habe immer noch mich mit der ich Selbstgespräche führen kann und wahrscheinlich irgendwann verrückt werde, oder zumindest verbittert."
Ich denke daran, dass ich schon so viele Fehlentscheidungen getroffen habe. Das wirklich Bizarre daran ist, ich habe immer versucht mit meinem Herzen zu entscheiden. Und nun, da mein Kopf entschieden hat - so jetzt bleibste bei dem nächsten der daherkommt - funktioniert es besser. Vielleicht sollte man nicht mit dem Herz entscheiden. Im Endeffekt ist es doch nur ein Muskel, der den Körper mit Blut and so on versorgt. Mich am Leben erhält. Die Wege, die ich durch Vernunft eingeschlagen habe, waren mit größter Wahrscheinlichkeit besser - so im Nachhinein betrachtet. Ich liebe eben rational. Ich versuche meine Beziehung zu analysieren und mit Worten zu bessern, als dass ich nur meine Gefühle mit mir durchgehen lasse, auch wenn das immer wieder mal passiert. So wie gestern, wo ich heulend unter der Dusche gestanden bin. Als Entschuldigung bekam ich später nur ein "Es tut mir leid, weil..." Warum müssen sich Menschen immer rechtfertigen, wenn sie sich entschuldigen? Das ist doch dann keine Entschuldigung, sondern eine Ausrede. Aber ich liebe rational, also habe ich nichts mehr gesagt und mich meinen Lernunterlagen gewidmet.

Ich beginne das nächste Fenster mit Putzmittel einzusprühen. Die Nachbarin guckt vom Balkon her zu mir rüber und verschwindet wieder. Entscheidungen sollten mit dem Kopf getroffen werden. Würde ich mein Herz schon wieder den Weg suchen lassen, ich wäre so viel unglücklicher als jetzt. Mein Herz führte mich von einem Unglück in das Nächste, während mein Kopf die Sicherheit suchte. Mich in Sicherheit brachte. Ich sollte dankbar dafür sein. Aber warum tut dieser Gedanke dann so verdammt weh? Und warum tut das im Herzen weh...und nicht im Kopf?



Dienstag, 11. Februar 2020

#269

ADDICTION FILLS THE STREETS

Well these streets are still home to me

 

Das Mädchen schüttelt den Kopf. Es ist zwei Uhr morgens und noch immer brummt ihr Kopf und speiübel ist ihr auch. Der entschlossene Spieler lacht und schüttelt auch den Kopf. "Ist dir noch immer schlecht?" - "Ich komm aus meinem Rausch nicht mehr raus, sagenhaft. Jetzt werde ich bald so alt, wie du es bist." Er lacht wieder. Kaum zu glauben, dass einem nach drei Bier und zwei Whiskey so gnadenlos übel sein kann. Und das Schlimmste daran ist, dass das Mädchen ist nicht weniger betrunken als vor zwei Stunden. Trotz Kaffee und Wasser. Sie hüpft aufgeregt herum und blödelt. Überspielt ihre Unsicherheit. Genießt die lockere Stimmung - endlich. Dieses "zuhause-sein". Da kann man machen was man will, in diesen verregneten Straßen fühlt sie sich auch nach so langer Zeit noch am Wohlsten. Sie denkt an letzte Woche, als sie auf der Firmenfeier krampfhaft versucht hat mit anderen Kollegen zu reden. Und es doch wieder vergeigt hat. Konversation - so kompliziert wie das Wort selbst.
"Ach, was bedeutet es schon Zuhause zu sein? Ist doch nur eine Hausnummer.", denkt sie bei sich. Zuhause sein. Wann fühlte sie sich das letzte Mal schon Zuhause? Ein Gefühl, das vor Jahren schon verloren ging. Redet sie sich ein. Vielleicht will sie es auch gar nicht wahrhaben, wo sie wirklich Zuhause ist. 
"Es ist wie in diesem Wanda-Song." - "Welcher Wanda Song?" - "Na in dem wo er singt; Immer wenn'st bsoffen bist, wüst zruck zu mir." - "Sicher, dass der so geht?" 
Dann wird sie weggezogen. Zeit nach Hause zu gehen. 





#268

WHY AM I LIKE THIS?

I got my mistakes on loop inside my head.


Und alle sechs Monate sitze ich hier und tippe Geschichten in meinen längst vergessenen Blog. Immer wieder kehrt diese Dunkelheit zurück. Es ist, als wäre ich hier irgendwann zwischen den Buchstaben verloren gegangen. Als stecke hier irgendein wichtiger Teil noch fest und kam nicht mit auf die Reise der letzten Jahre. Ich weiß auch nicht, was ich hier schreibe.
Menschen fragen mich, wo ich mich in 5 Jahren sehe. Ich weiß noch nicht einmal. wo ich mich in einem Jahr sehe. Ich melde mich wieder für ein Studium an - einfach nur damit ich irgendetwas habe, an dem ich mich festhalten kann. Fixe Termine, wo ich weiß, dass es passieren wird. Andernfalls fühlt sich mein Leben an wie im offenen Meer. Als könnte ich die Zügel nicht selbst fassen. Ha, lustige Metapher. Ich war nie eine Angstreiterin. Jetzt bin ich es. Aber nicht, dass ihr glaubt ich habe Angst vom Pferd zu fallen. Ganz im Gegenteil. Ich habe verdammte scheiss Panik, dass ich schon wieder etwas falsch mache...und irgendwie nimmt mich keiner deswegen ernst. Die will halt Aufmerksamkeit. Eh klar.
 Ich habe keine Ahnung mehr, was ich hier eigentlich mache.
Und ich kann diesen ganzen Postings in den Social Media Kanälen nicht mehr sehen. "Liebe dich selbst, wenn es sonst keiner tut." Nun ja, wenn dich sonst keiner liebt, vielleicht bist du dann einfach ein Arschloch? Vielleicht bin ich eben das Arschloch.
Das ist doch das Gleiche, wie wenn dir jeder sagt, du seist kein schlechter Mensch - aber du weißt, dass das gelogen ist. Vor allem dann, wenn sie über Menschen herziehen, die dieselben Fehler machen wie du. Mich eingeschlossen. Ich bin doch kein Deut besser.