Donnerstag, 20. November 2014

#152

JEDES MAL STELLST DU DEINEN KRAGEN AUF

aber jedes Mal haut's ihn wieder zaum

 


"Dann machen Sie sich bitte mal bis auf die Unterwäsche frei." Ich erstarre kurz und seh mit aufgerissenen Augen in seine Richtung. Der Arzt wendet den Blick nicht vom PC-Bildschirm ab und fragt nach einer mir unendlich scheinenden Sekunde: "Oder wo sind denn diese Muttermale, die sie meinten?" Jetzt sieht er mich an und ich kann erleichtert aufatmen. "Sie befinden sich am Rücken und am Bauch.", meine ich dann und ich brauche mich nur oben rum frei machen. Aber ich mein Herz rast immer noch. Ich war noch nie damit konfrontiert, dass jemand meine Beine sieht, der nicht mit mir schläft. Er ist scheinbar ein sehr beschäftigter Arzt und er hat wenig Zeit, sodass ihm die frischen Kratzwunden an meinem Arm gar nicht auffallen. 

Wieder draußen atme ich die kalte Luft ein. Ich fühle mich befangen und leer. Die Nacht war lange, mir ist übel und ich fresse was das Zeug hält Nächste Station Supermarkt, Süßigkeitenabteilung. Danach Apotheke die vorgeschriebenen Medikamente und Mullbinde kaufen. Dann, mein Handy klingelt. Ich hole es aus dem Rucksack und öffne eine SMS. Eigentlich schreibt nur der entschlossene Spieler SMS. Alle anderen nerven mich auf Whats App. Wissen immer, wenn ich online war und wissen doch nicht, wer ich bin und was ich wirklich mache Wichtig scheint nur die Zeit, die man am Handy verbringt. Er wählt liebe Worte, ich muss lächeln und gleichzeitig schmerzt dieses Lächeln. Er mag es, dass ich gestern Abend so lustig und fröhlich war, schreibt er. Ich habe ihm nicht gesagt, dass das nur am Alkohol lag und sobald er mir den Rücken zugedreht hatte, ich mir mit der Faust gegen den Kopf geschlagen habe. 
Am Straßenrand sitzen Bettler. Die einen Kinder, lachen das andere aus. Die ältere Frau plagt sich mit ihren lahmen Bein. Was hab ich eigentlich für ein Problem? 
Ich muss versuchen mich wieder aus diesem Loch zu ziehen. Ich muss aufhören zu graben. Ich muss aufhören andere und mich selber zu belügen. Und ich muss, ich muss, ich muss...und was will ich eigentlich? Glücklich sein. Ich sein. Echt sein.


Dienstag, 18. November 2014

#151

ICH MERKE, WENN ICH EINSAM BIN

ich kann mich selbst nicht mehr ausstehn.

 

 

Das Gefühl zu versagen ist ein Gefühl, dass dich vielleicht nicht jede Minute verfolgt und an dir nagt, aber in Momenten, in denen sich herauskristallisiert, was wirklich wichtig ist, siehst du ein, wie sehr du wieder mal gegen deinen eigenen Willen verloren hast. Du willst etwas gänzlich anderes, aber du stehst dir selber so im Weg mit deiner Naivität und Dummheit. Immer wieder versuchst du dein Lebe zu ordnen, aber was nützt es dir, wenn du den Rohbau immer wieder vernachlässigst und er von selbst zerfällt? Wenn du anschließend mit einem Vorschlaghammer alles einreißt, musst du eh wieder nur von vorne anfangen. 
Ich will hier gar nichts schön reden, ich will von niemanden mehr Mitleid. Aber ich bin ein Versager. Ich habe das Talent dazu mich immer als das arme Schaf hinzustellen, dem schreckliche Dinge widerfahren, anstelle mal aufzustehen, meinen Arsch hochzukriegen und mein Leben so zu Leben, wie andere das auch schaffen. Wieso kann ich nicht einfach konzentriert lernen? Wieso kann ich nicht einfach regelmäßig zur Uni gehen? Wieso kann ich nicht einfach sparen? Ich verstehe das einfach nicht mehr, ich will ja, aber wieso schaffe ich es nicht? Wieso hänge ich stundenlang vor dem Internet? Wieso räume ich nie mein Zimmer auf? Wieso stopfe ich mir immer wieder viel teure Schokolade rein? Und vor allem: wie kann ich das auch noch alles genießen?
Habe ich nie gelernt, ein Leben ordentlich zu leben? Wie konnte das, die letzten einundzwanzig Jahre gut gehen? Wie soll das irgendwann weiter gehen? Wieso schreibe ich hier, anstelle zu lernen, meine Planungen nachzugehen, Wäsche zu waschen und mein Zimmer aufzuräumen. 
Ich bin ein fauler Mensch, der viel zu viel Glück im Leben hatte, und irgendwann werde ich die Rechnung dafür präsentiert bekommen, und dann ist es zu spät einen Sprung zu wagen.
Ich bin der Mensch, der ich nie sein wollte und den ich eigentlich nicht mag. Ich mag mich nicht. 
Ich belüge mich selbst. Ich betrüge mich selbst. Ich rede mir selbst alles schön. Und in Wahrheit bin ich verdorben, verrottet und falsch. Niemals wünsche ich jemanden, wie mich als Freundin. 
Ich finde keine Worte mir für das, was ich alles falsch gemacht habe. Und noch weniger dafür, warum ich so viel Liebe verdient hätte? Kann ich mich nicht einfach umtauschen? 



Freitag, 7. November 2014

#150

LASS DIE DEPPEN SCHREIEN 

Das ist auch mein zuhause!

 

 

Ich bin harmoniesüchtig. Alles was ich mir wüsche, ist eine funktionierende Familie...wie im Film.