Montag, 28. September 2020

#275

I STILL NEED YOU

but I don't want you (now)

 


Das Mädchen stampft mit einem Fuß auf und greift sich mit beiden Händen durch die Haare. "Oh Mann, aber im Erdgeschoss ist es scheisse kalt.", nörgelt sie mit schwerer Zunge. Das Bier, und der Rum und der Wein lässt sie langsamer sprechen, aber ganz bestimmt nicht weniger. Und außerdem ist es schon 5 Uhr morgens. 
"Komm, ich hab noch eine zweite Decke rausgelegt.", sagt der entschlossene Spieler und geht die Trepper runter vor. Die blonde Freundin vom Mädchen liegt bereits auf der Couch im Wohnzimmer und schläft. Und wie gern hätte sich das Mädchen dazu gelegt, würden nicht der entschlossene Spieler mit dem Kabarettist noch daneben sitzen, den Rotwein leer trinken und sich lautstark über die Witze dieser Welt unterhalten. 
Im Foyer ist es wirklich scheisse kalt. Der Boden ist gefliest. Es gibt keine Heizung. Die Tür zum Keller schließt nur halb. Und draußen regnet es in Strömen. 
"Komm leg dich hin." Er duldete keine Widerworte und das Mädchen gehorchte. Vielleicht hatte sie wieder einmal was falsch gemacht. Oder zu viel geredet. Wenn auch nur widerwillig, kuschelt sie sich auf das blaue Sofa, das der entschlossene Spieler eigentlich für den Kabarettist vorbereitet hatte. Und dass sie eigentlich an etwas ganz anderes erinnerte. Und während er die zweite Decke über sie ausbreitet und zudeckt, richtet sich das Mädchen noch einmal auf um etwas zu sagen, doch er kommt ihr zuzvor. "Gute Nacht." flüstert der entschlossene Spieler knappt und küsst das Mädchen auf die Stirn. 
Aber was hat sie dann gesagt? Was war es? Ich erinnere mich nicht mehr. Nur noch daran, dass der entschlossene Spieler beim Gehen noch leise lacht: "Musst du selbst beim Schlafen noch das letzte Wort haben?" - "Was für eine Frage.", murmelt das Mädchen und ist im nächsten Augenblick eingeschlafen. 

 . . .
 
"Was habe ich denn gestern, als du mich ins Bett gebracht
hast,
eigentlich noch geschimpft?"
"Ich hab nix gehört. Du bist eigenständig ins Bett
gegangen. Eventuell hast du noch über die blonde
Freundin geschimpft, weil sie so viel Platz
auf dem Sofa brauchte."
"Du hast mich nicht ins Bett gebracht?"
"Nein, du bist alleine gegangen. Hätte ich solle? ;-)"

. . .
 
Was war nun also echt und was nicht? Wie betrunken war ich, um mir diesen Kuss einzubilden? Oder was dachtest du, wie betrunken ich war, dass du darauf gepokert hast, ich würde es vergessen? 



Donnerstag, 30. April 2020

#274

PROBLEME MEINER FREUNDE WOLLTE ICH FÜR SIE LÖSEN

und am Ende war ich Teil des Problems


Wahrscheinlich muss ich morgen den Text nochmal tippen, weil ich nicht weiß, wo ich anfangen soll (und betrunken bin). Weil ich SO sauer bin. Wahrscheinlich habe ich kein Recht dazu, aber ich bin es. Weil ich diese Woche ständig verletzt wurde. Nein, weil ich mich verletzen habe lassen. Und du hast noch eines drauf gegeben. Ich habe versucht Hilfe zu suchen. Aber ich komme nirgens an. Ich bin zu blöd dazu. Aber dazu später, in ein paar Monaten wahrscheinlich, wenn das Leben weiter an mir vorbeigezogen ist. 

Fakt ist, dass ich zuerst in Schockstarre war. Und dann diese Leere in mir. Es war einfach zu viel. Eine SMS einer Freundin und ich beichtete ihr, dass "unser gemeinsamer Freund" mein Exreund ist, den ich immernoch treffe. Um Lasten los zu werden. Skandal (im Sperrbezirk) ich fühle mich mies. Aber irgendein Teil wusste, dass das provoziert war und ich spielte mit offenen Karten. Why not? Ich habe es SO SATT!
Aber dann ihre Worte. 
Der entschlossene Spieler redet mir ihr, wie mit jeder von uns Frauen. Vertraut. 
"Es gab nur eine für mich. Sie hieß Nanouk"
Nanouk - natürlich ein Synonym. Doch das was dahinter steht so offensichtlich. Außer für meine Freundin. Ich musste sie aufklären. (By the way, sie war ECHT überrascht) .Aber alles nebensächlich.
Fakt war doch, dass er offensichtlich Botschaften über eine gemeinsam bekannte Person schickte. Und was er nicht ahnte: Fakt war auch, dass seine Stimme einfach alle Frauen bezirzt. Ich bin keine Ausnahme, sondern die Regel. Oder wie es meine Freundin so schön beschrieb: "Der entschlossene Spieler weiß doch nicht mal selbst was er will."

Warum stört mich das so?
Weil du kein Geheimnis mehr bist. 
Weil ich ein Arschloch bin. 
Aber ey, jeder ist gut so wie er/sie ist. 


#273

LIVING IS EASY, WHEN YOU ARE DEAD INSIDE

You want to run, but you can't hide



Gestern habe ich versucht auszuweichen. Ich hatte schon so Bauchweh. Schon seltsam, dass Gefühle sofort den Körper angreifen. Wenn mich die Welt erdrückt, habe ich Schmerzen in der Brust. Und wenn ich in die Enge getrieben werde, schmerzt mein Bauch und ich habe keinen Hunger mehr. 
Heute frage ich, weil ich nett sein will. Weil ich versuche Konversation zu führen, und du antwortest so, dass ich fast kotzen muss. Wo ist der Kamillentee?
Ha. Du fragst, weil du's von mir wissen willst. Gern: Das ganze Grundgerüst der Geschichte passt sowas von. Du > Emmi < bist in einer festen "glücklichen" Beziehung. Hast aber trotzdem das Bedürfnis, mit mir > Leo < in Kontakt zu bleiben. Und ich, Single und scheinbar nicht fähig für dauerhafte Beziehungen, jage meiner unerreichbaren Traumfrau nach und spiel dabei manchmal den Unnahbaren ...
Noch mehr?

Ja, soll ich dich auch noch umbenennen? Aber dann kommt noch mehr. Jetzt zitierst du schon den Autor selbst. 

h) Mein Lebensmotto ist verwerflich: "Möglichst viele (interessante) Fauen sollen mich in ihrem im Herzen tragen" (Soll ich dir etwas verraten Emmi? Ich nehme auch die uninteressanten. Hauptsache möglichst viele.) - Alle sieben Wellen, Daniel Glattauer



#272

UND DIE FRAGE WAS DANN WIRD

will ich heute nicht klären


 Wir reden mir Absicht aneinander vorbei, oder? 
 
Herbst 2019: Das Mädchen schließt das Buch und hält inne. Es lauscht der Stille in ihrem Zimmer. In "ihrem Haus". Von draußen hört man den Wasserfall am Kraftwerk rauschen. Irgendwo huscht eine Amsel oder eine Ratte durch das trockene Gebüsch. In ihrem Kopf hallen die Stimmen der Geschichten. Sie überlegt das Buch, die (Liebes-)Geschichte dem entschlossenen Spieler zu schenken. Bücher sollen ja auf die Reise gehen. Einfach, weil sie gerade verletzlich ist und es sie so sehr an den rothaarigen Exfreund erinnert. Dann schüttelt sie den Kopf, stellt das Buch ins Regal. Es würde zu viel Staub aufwirbeln. 

April 2020: Sie treffen sich heimlich. Auf einer Parkbank. Gefühlt 200 Menschen gehen an ihnen vorbei. Soviel zu Corona. Neben Kaffee essen die beiden Kuchen und das Mädchen trinkt noch mehr Kaffee, so viel dass sie es morgen an ihrem Geburtstag bereuen wird. Der entschlossene Spieler Radler. Zuckerschock. Er steht gerade vor ihr. Regt sich furchtbar darüber auf, wie übel Mitmenschen seinen Gefühlen mitspielen. Er zeigt so viel Emotionen. Und sie liebt ihn dafür. Wenn er diese Art Wutausbrüche hat, würde sie am liebsten auf ihn zugehen, ihn in die Augen schauen und küssen. Da erinnert sie sich an das Buch.

April, eine Weile später 2020: Das Mädchen zweifel noch, als sie ihm das Buch in sein Geburtstagspaket einpackt. Doch dann schüttel sie wieder den Kopf und legt es in sein Paket. Sie denkt an den entschlossenen Spieler und seinen Emotionsausbruch wegen dieser Freundin aus Dresden. Und dieses lästige elektronische Briefe schreiben. "Gut gegen Nordwind" könnte ihm da auf die Sprünge helfen. 

Ende April 2020 - nur wenig später: Dieser Schuss ging nach hinten los.  

 

Samstag, 7. März 2020

#271

HOLD ON, HOLD THIGHT

show love, it's alright


Ich weiß, du bist Team Noel. Aber hättest du nicht einmal Liam für mich singen können? Wenn du nur in diesem einen Moment, genau diesen einen Song für mich über die Lippen gebracht hättest?  


Hätte es an der Situation damals nichts verändert...

 

Freitag, 21. Februar 2020

#270

 I STEP ONE STEP AFTER ANOTHER

to arrive where I don't want to go


Es ist schon irgendwie komisch, was einem für Gedanken durch den Kopf gehen, während man mit dem Schwamm über die Balkonfenster wischt. Die Sonne ist erstaunlich stark für Februar, doch der Wind lässt mich etwas frösteln. Und während ich mit dem Abziehdings das Wasser vom Glas ziehe, denke ich an meine letzten Jahre. Ich bin wahrscheinlich ein schlechter Mensch, wenn ich daran denke, was andere Menschen in meinem Freundeskreis haben, was ich haben wollte. Wieviel ich in den Hintergrund gerückt bin. Wieviel nicht funktioniert hat. Wie viele Pläne schiefgelaufen sind.
Wenn man Instagram oder Pinterest danach befragt, kommen immer irgendwelche erfolgreichen Menschen und schöne Stock-Fotos mit weisen Sprüchen. Like "Aufstehen, Krone richten, weitermachen." Was ist eigentlich mit den ganzen Menschen, die versagt haben. Wo sind ihre Memes und Sonnenuntergangsfotos. Hier könnte zum Beispiel stehen: "Ich habe beinahe alle meine Freunde verloren - ohne ersichtlichen Grund - aber ich kann trotzdem mein Glas Weißwein in der Abendsonne genießen." Auch gut wäre: "Auch wenn ich niemandem zum Reden habe - ich habe immer noch mich mit der ich Selbstgespräche führen kann und wahrscheinlich irgendwann verrückt werde, oder zumindest verbittert."
Ich denke daran, dass ich schon so viele Fehlentscheidungen getroffen habe. Das wirklich Bizarre daran ist, ich habe immer versucht mit meinem Herzen zu entscheiden. Und nun, da mein Kopf entschieden hat - so jetzt bleibste bei dem nächsten der daherkommt - funktioniert es besser. Vielleicht sollte man nicht mit dem Herz entscheiden. Im Endeffekt ist es doch nur ein Muskel, der den Körper mit Blut and so on versorgt. Mich am Leben erhält. Die Wege, die ich durch Vernunft eingeschlagen habe, waren mit größter Wahrscheinlichkeit besser - so im Nachhinein betrachtet. Ich liebe eben rational. Ich versuche meine Beziehung zu analysieren und mit Worten zu bessern, als dass ich nur meine Gefühle mit mir durchgehen lasse, auch wenn das immer wieder mal passiert. So wie gestern, wo ich heulend unter der Dusche gestanden bin. Als Entschuldigung bekam ich später nur ein "Es tut mir leid, weil..." Warum müssen sich Menschen immer rechtfertigen, wenn sie sich entschuldigen? Das ist doch dann keine Entschuldigung, sondern eine Ausrede. Aber ich liebe rational, also habe ich nichts mehr gesagt und mich meinen Lernunterlagen gewidmet.

Ich beginne das nächste Fenster mit Putzmittel einzusprühen. Die Nachbarin guckt vom Balkon her zu mir rüber und verschwindet wieder. Entscheidungen sollten mit dem Kopf getroffen werden. Würde ich mein Herz schon wieder den Weg suchen lassen, ich wäre so viel unglücklicher als jetzt. Mein Herz führte mich von einem Unglück in das Nächste, während mein Kopf die Sicherheit suchte. Mich in Sicherheit brachte. Ich sollte dankbar dafür sein. Aber warum tut dieser Gedanke dann so verdammt weh? Und warum tut das im Herzen weh...und nicht im Kopf?



Dienstag, 11. Februar 2020

#269

ADDICTION FILLS THE STREETS

Well these streets are still home to me

 

Das Mädchen schüttelt den Kopf. Es ist zwei Uhr morgens und noch immer brummt ihr Kopf und speiübel ist ihr auch. Der entschlossene Spieler lacht und schüttelt auch den Kopf. "Ist dir noch immer schlecht?" - "Ich komm aus meinem Rausch nicht mehr raus, sagenhaft. Jetzt werde ich bald so alt, wie du es bist." Er lacht wieder. Kaum zu glauben, dass einem nach drei Bier und zwei Whiskey so gnadenlos übel sein kann. Und das Schlimmste daran ist, dass das Mädchen ist nicht weniger betrunken als vor zwei Stunden. Trotz Kaffee und Wasser. Sie hüpft aufgeregt herum und blödelt. Überspielt ihre Unsicherheit. Genießt die lockere Stimmung - endlich. Dieses "zuhause-sein". Da kann man machen was man will, in diesen verregneten Straßen fühlt sie sich auch nach so langer Zeit noch am Wohlsten. Sie denkt an letzte Woche, als sie auf der Firmenfeier krampfhaft versucht hat mit anderen Kollegen zu reden. Und es doch wieder vergeigt hat. Konversation - so kompliziert wie das Wort selbst.
"Ach, was bedeutet es schon Zuhause zu sein? Ist doch nur eine Hausnummer.", denkt sie bei sich. Zuhause sein. Wann fühlte sie sich das letzte Mal schon Zuhause? Ein Gefühl, das vor Jahren schon verloren ging. Redet sie sich ein. Vielleicht will sie es auch gar nicht wahrhaben, wo sie wirklich Zuhause ist. 
"Es ist wie in diesem Wanda-Song." - "Welcher Wanda Song?" - "Na in dem wo er singt; Immer wenn'st bsoffen bist, wüst zruck zu mir." - "Sicher, dass der so geht?" 
Dann wird sie weggezogen. Zeit nach Hause zu gehen. 





#268

WHY AM I LIKE THIS?

I got my mistakes on loop inside my head.


Und alle sechs Monate sitze ich hier und tippe Geschichten in meinen längst vergessenen Blog. Immer wieder kehrt diese Dunkelheit zurück. Es ist, als wäre ich hier irgendwann zwischen den Buchstaben verloren gegangen. Als stecke hier irgendein wichtiger Teil noch fest und kam nicht mit auf die Reise der letzten Jahre. Ich weiß auch nicht, was ich hier schreibe.
Menschen fragen mich, wo ich mich in 5 Jahren sehe. Ich weiß noch nicht einmal. wo ich mich in einem Jahr sehe. Ich melde mich wieder für ein Studium an - einfach nur damit ich irgendetwas habe, an dem ich mich festhalten kann. Fixe Termine, wo ich weiß, dass es passieren wird. Andernfalls fühlt sich mein Leben an wie im offenen Meer. Als könnte ich die Zügel nicht selbst fassen. Ha, lustige Metapher. Ich war nie eine Angstreiterin. Jetzt bin ich es. Aber nicht, dass ihr glaubt ich habe Angst vom Pferd zu fallen. Ganz im Gegenteil. Ich habe verdammte scheiss Panik, dass ich schon wieder etwas falsch mache...und irgendwie nimmt mich keiner deswegen ernst. Die will halt Aufmerksamkeit. Eh klar.
 Ich habe keine Ahnung mehr, was ich hier eigentlich mache.
Und ich kann diesen ganzen Postings in den Social Media Kanälen nicht mehr sehen. "Liebe dich selbst, wenn es sonst keiner tut." Nun ja, wenn dich sonst keiner liebt, vielleicht bist du dann einfach ein Arschloch? Vielleicht bin ich eben das Arschloch.
Das ist doch das Gleiche, wie wenn dir jeder sagt, du seist kein schlechter Mensch - aber du weißt, dass das gelogen ist. Vor allem dann, wenn sie über Menschen herziehen, die dieselben Fehler machen wie du. Mich eingeschlossen. Ich bin doch kein Deut besser.