Samstag, 14. September 2019

#265

WO KANN MAN DAS KAUFEN? 

Eine Hand voll Vertrauen.


Und natürlich versetzt du mich wieder. Und natürlich muss ich so tun, als würde er mir nichts ausmachen. Ich könnte mich auch nicht entscheiden, was bescheuerter ist: du kommst noch und bis übelst genervt, oder ich bleib einfach alleine. 
Es ist als lebten wir nebeneinander her, nicht miteinander. Und es ist, als würden wir das bevorzugen. Eigentlich wollte ich das nie mehr, aber du hast mich so erzogen. Und eigentlich wollte ich das nie mehr, aber vielleicht tauge ich auch nicht zu mehr. Zu mehr Loyalität. Zu mehr Begeisterung. Vielleicht muss ich mich mit dem was ich habe zufrieden geben.
Wie gerne würde ich dir sagen: Reiss dich zusammen und sei einmal ein Mann. Aber dann wäre ich wieder die Zicke und ich würde dir glauben. Wir erfüllen das Klischee. 
Also geh ich alleine. Emanzipation. Immer wieder Emanzipation. Gefangen in meinen Gedanken, weil du sie nicht verstehen willst. Dir nicht einmal die Mühe machst. 
Also gehe ich alleine. Schon wieder. Besser so. Und wir sehen uns dieses Wochenende wieder nicht. Besser so? 





Freitag, 13. September 2019

#264

KOMM MIT, ICH HOL DICH AB

wir steigen hoch auf's Dach.

  
Wir setzen uns mit Eistee an die Salzach und schauen hinaus auf den Fluss. Die Stadt spiegelt sich darin. Schwarzes Wasser. Schwarzer Himmel. Es ist ist schon ganz witzig mit dir. Du bist der Einzige mit deinem Namen, den ich gut leiden kann. Und du bist der einzige Arbeitskollege, von den vielen die ich hatte, den ich wirklich gerne mochte. Auf den ich nicht verzichten mag. Zumindest von Zeit zu Zeit. Und bald bist du noch viel weiter weg, als nur 65 Kilometer. Viel mehr so ca 650km - eher sogar mehr. Es ist witzig mit dir, weil ich mit die lachen und genauso gut schweigen kann. Wir sitzen einfach da und schauen den Menschen bei ihrem nächtlichen Treiben zu. Dort drüben sitzen Jugendliche und wir lachen uns über ihren Slang kaputt. In der Luft liegt der süße Duft von Marihuana. In dieser einen Stunde holen wir so viel nach. Du erzählst vom Alltag, deiner Jugend und deinem gebrochenen Herzen. Ein Pärchen geht an uns vorüber und du musst schmunzeln. "Ein französischer Akzent, da wird mein Herz schwach." Deine Gedanken schweigen ab, ich stupse dich an. "Komm schon, stell dir vor, du und deine Französin hätten ein Kind bekommen. Das hätte dann mit französischen Akzent geheult - bekommste die Krise." Ich versuche den französischen Akzent nachzuahmen - du weißt: ich spreche kein Wort französisch. Du lachst dich scheckig. 
Ich sehe dich kurz an. Du bist einfach so schön. Aber du erinnerst mich an den entschlossenen Spieler. Vielleicht sehe ich in dir etwas, was du gar nicht bist. Vielleicht liegt es auch diesem treuen Hundeblick, wenn du mich ansiehst - immer eine halbe Sekunde zu lange. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch so erhitzt vom Konzert bin und mein Eisprung fällig ist, aber ich stelle mir vor wie du nackt aussehen würdest. Wie sich wohl deine Haut anfühlen könnte. Wie du ganz nah bist, wenn du lachst. Ich schüttle mich. Liegt sicher am Eisprung, denn alles was ich je gesucht habe, habe ich schon - und du suchst noch danach. Bald in einem fernen Land. Ich verspreche dich zu besuchen.
Zum Abschluss drückst du mich wieder. Wie jedes Mal einen Moment länger und einen Tick fester, als man es bei einer einfachen Freundin macht. Es fühlt sich so gut an und darum auch so falsch. Belügen wir uns nicht selbst: wir werden uns wahrscheinlich niewieder sehen.