Dienstag, 18. Juni 2013

#42

BIST BENEBELT VON DROGEN 

 hast keine wahren Freunde...

 


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"In zwei Wochen hat eine Freundin Geburtstag, ich hab keine Ahnung was ich ihr dieses Jahr schenken soll."
"Seid ihr gut miteinander befreundet?"
Ich zögere einen Moment "Wir sind quasi beste Freunde!"
"Na dann schenke ihr doch einen gemeinsamen Ausflug, davon hat man doch meistens viel mehr als von irgendeinen Geschenk"
"Womöglich hast du recht", sage ich und nicke dabei
"...nur leider versuche ich nun schon seit mehr als einen halben Jahr etwas mit ihr zu unternehmen...erfolglos." beende ich dann in Gedanken und schreibe an meiner Aufgabe weiter.  
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C l i v e  lacht und legt mir dabei seinen langen, muskelösen Arm um die Schulter. Er sitzt an meiner rechten Seite so nahe, dass ich spüren kann, wie er atmet. Jetzt atmet er unregelmäßig, denn er lacht. Ein amüsiertes, lautes, lautes Lachen. Seime perfekten weißen Zähne konnte man jetzt sehen, und die Lachfalten über seinen Mundwinkeln. Manchmal möchte ich ihn gerne küssen, weil er so schön ist, aber dann fällt mir wieder auf, wie hässlich seine Seele ist.
Allerdings hab ich in diesem Moment keine Augen für ihn, ich spüre zwar seinen schweren Arm, aber mein Blick war gebannt auf meine "beste Freundin" gerichtet. Alle lachten, es war einer dieser lustigen Abende. Mir allerdings war das Lach vergangen.
"Wieso?", hauchte ich und sah sie direkt an, sie versuchte meinen Blick auszuweichen. "Ich hab dich sooft gefragt ob wir zusammen schwimmen gehen, roller sakten gehen, und vieles mehr. Auch ob wir zusammen ins Kino gehen und nie hattest du Zeit für mich...aber mit den anderen kannst du dir scheinbar Zeit nehmen und ins Kino gehen, in den selben Film in den ich wollte...nur diesesmal ohne mich.", sagte ich ganz nüchtern und atmete völlig ruhig. Ich versuchte, dass man mir meine Enttäuschung und den Vorwurf in der Stimme nicht anmerken konnte. K. zuckte nur mit den Schultern und nuschelte irgendetwas.
C l i v e  lachte wieder, er fand das alles zu komisch und klopfte mir aufmunternd mit der anderen Hand auf die Schulter. Ich wandte meinen Blick von ihr ab, starrte auf den Hollunder-Schnaps der vor mir auf den Tisch stand und fiel dann wieder in das Lachen der anderen mit ein. Ich habe mit ihnen geprostet und das süße Zeug hinuntergekippt. Und noch eines, und noch eines.

Der Abend zog irgendwie vorüber. Ich hab mich betrunken und ließ mich auf eine Wette ein, für die sie mich jetzt alle auslachen. Doch das ist mir egal...bis auf eines - sie lacht mich auch aus. Meine "Schwester", die ich immer mehr geliebt hatte als all die anderen Tussis. Weil sie nicht irgendeine Tussi war, sie war eine besondere Tussi. Wir zwei waren unzertrennlich. Wir haben und gefetzt. Wir haben uns versöhnt. Wir haben verdammt nochmal so viel Scheisse zusammen durchgemacht.
Weißt du noch? Heute genau vor zwei Jahren habe ich für uns beide ein Medaillon aus Feinsilber anfertigen lassen. Auf der Vorderseite war der Adler der toten Hosen eingraviert mit dem Spruch:
"Nichts wird uns totkriegen - weil wir Freunde sind"
Und auf der Rückseite standen unsere Namen.
Weißt du noch vor einem Jahr, habe ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit wir zwei uns das Unplugged Konzert unserer Lieblingsband in Wien ansehen konnten.
Und dieses Jahr habe ich dir zu deinem zwanzigsten nur noch einen 10€ Gutschein von irgendetwas geschenkt, weil ich keine Ahnung mehr habe, was dir in deinem Leben wichtig geworden ist...ich bin es jedenfalls nicht mehr.
Weiß du noch, dass ich immer für dich da gewesen bin? Egal welche Scheisse du gebaut hast und in welchen Zusammenhang? Weißt du noch, dass ich immer hinter dir gestanden habe, auch wenn ich dich zuerst stets mit dir schimpfen musste? Ich habe dich nie alleine gelassen, egal was los war. Ich hab dich immer auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, egal wie scheisse du mich behandelt hast. Schlussendlich hattest du stets erkannt, was wirklich wichtig ist und hast mir gedankt, wenn auch nicht in Worten. Mit mir hast du dich stark gefühlt und ich war immer so was von fucking stolz darauf, dass ich mich deine beste Freundin hab nennen dürfen.
18 Jahre, 18 lange Jahre hat diese Beziehung gehalten...ja ich stelle eine Freundschaft auf den selben Stellenwert wie eine Liebebesziehung, vielleicht wäre sie sogar wichtiger, aber das kann ich nicht sagen, weil ich im Moment das Gefühl habe nie eine beste Freundschaft gehabt zu haben.
Nun ist es Alltag geworden, dass du dich bei mir nur dann meldest, wenn du Probleme mit deinem Arschloch von Freund hast und ich dich trösten muss, dich immer wieder versuche aufzubauen, in der Hoffnung, so egoistisch es auch klingen mag, dass du dir auch wieder mal Zeit für uns nimmst. Doch sobald es dir besser geht bleibt das Handy stumm. Wenn es dir besser geht, meldest du dich bei anderen Menschen, Menschen mit denen du deine Freude teilen willst. Mit mir kannst du nur den Schmerz teilen, damit es für dich leichter wird, weil du weißt, dass ich für dich da bin und dich auffange. Egal wie groß der Schmerz für dich ist, ich hab stets versucht ihn dir abzunehmen, dir versucht es leichter zu machen und dir Mut zu machen. Und dann, wenn der Schmerz erträglich geworden ist, verlässt du mich wieder und lässt mich zurück mit  s c h m e r z.

C l i v e begleitet mich nach Hause Er lacht noch immer, er fand es einfach nur urkomisch. Er beschreibt mir immer wieder, wie ich sie angestarrt habe. Er erklärte mir ganz genau, wie es in mir klirrte, als ob ein Spiegel zerbräche. Er malte sich die Wut und die Enttäuschung aus, die ich wohl verspüren musste und fuchtelte wild mit seinen Armen in der Dunkelheit, während er neben mir her ging. Ich vergrub meine Hände, die ich zu Fäusten geballt hatte, tiefer in meiner Jackentasche und ging stur gerade aus weiter, ohne auf seine Hänselein einzugehen.
Auf wiedersehen K., vielleicht waren wir einmal die besten Freunde - vielleicht hast du mir aber auch mein ganzes Leben lang etwas vorgemacht.
Auf wiedersehen, du warst die letzte an die ich glauben konnte - doch nichts ist für immer. Es gibt kein für immer, das hat es nie gegeben und wird es auch nie geben.
Auf wiedersehen und Happy Birthday. 
Das hier ist ein
.  s   c   h   l   u   s   s   s   t   r   i   c   h  .
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5 Kommentare:

  1. Der Text ist so berührend. Vor allem finde ich die Idee mit Clive sehr interessant. Wenn der ganze Text wahr ist, dann wünsche ich dir, dass du eine "bessere" Freundin findest, die auch für dich da ist. Menschen kommen und gehen, daran müssen wir uns wohl alle gewöhnen. Aber es ist gut, dass du diesen Schlussstrich setzt und jetzt nach vorne schaust! Und lass den Clive doch machen. ;)

    x, Hoang Quynh.

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  2. Oh ich kenne sowas, ich kann es verstehen .... den Schmerz ... Sei für Dich stark, sei Dir selbst Dein bester Freund und plötzlich öffnen sich ganz andere Türen ♥

    Yafe

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  3. Ich hasse es wenn Freundschaften kaputt gehen, vorallem welche, die so ewig lang sind. Der Schlussstrich ist eine gute Entscheidung, denke ich. Auch wenn es weh tut, aber es gibt noch soviele, viele Menschen. Irgendwo ist deine Seelenverwandte. Die, die dir alle Wünsche von den Augen ablesen kann, ohne dass du ein Wort sagen musst.

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  4. Danke :3 Wo wohnst du den?

    Achso ok... hach manchmal ist alles so schwierig aber ich finde es toll dass du für die Beziehung gekämpft hast! Viele geben da viel zu schnell auf.

    Das tut mir leid! Wenn ich sowas lese denke ich dass ich vielleicht doch froh sein kann keine Freunde und damit solche Probleme nicht zu haben. Ich kann mir vorstellen dass sowas sehr weh tut aber sie hat dich offenbar nicht verdient. Es ist schrecklich wenn Leute nur ankommen wenn sie was wollen oder brauchen. Auf sowas kann und sollte man wirklich verzichten.

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  5. Der Schmerz ist endlos unendlich. Du bist damit nicht allein. Lasse dich nicht ausnutzen für dein gutes Herz. Warum Menschen tun, was sie tun, kann ich nicht erklären, aber nicht jeder will dir etwas Schlechtes oder nur dein Bestes.

    Bleibe stark.

    Liebe Grüße
    Emaschi

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