Freitag, 7. Juni 2013

#36

I AM YOUNG AND I AM NAIVE

tell me something I will belive



Sagt mal, schäme ich mich eigentlich nicht? Schäme ich mich nicht dafür, diejenige zu sein, die ich bin? Wie komme ich dazu, zu glauben ich wäre was Besonderes?
Ich meine, was fehlt mir schon? Genau, gar nichts. Vielleicht fehlt mir die direkte Liebe meiner Eltern. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die geschlagen wurden oder missbraucht. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die man in den Keller gesperrt hat oder die den ganzen Nachmittag alleine zu Hause waren. Ich gehöre auch nicht zu den Kindern, die man in Horten oder bei Babysittern abgeschoben hat, oder die einen Stiefvater haben. Ich gehöre nicht zu den Kindern, deren Eltern geschieden sind oder deren Geschwister auf tragische Weise verstorben sind. 
Nein. Meine Familie ist "in Takt",wenn man das so nennen kann, denn Streit und Eifersucht herrscht über mein Leben, seit ich denken kann. 
Nein, ich gehöre nicht zu den Kindern, denen man in der Schule Druck gemacht hat, es war immer ausreichend, wenn ich mit einer Vier nach Hause kam, auch wenn ich mehr gekonnt hätte. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die man dazu gezwungen hat das Essen aufzuessen oder das Zimmer aufzuräumen. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die man zu unzähligen Hobbies schleppte und zahlreiche Verpflichtungen aufhalste. Ich gehöre nicht zu den Kindern, deren Wünsche zu Weihnachten nicht erfüllt wurden und die immer warmes Essen am Tisch hatte. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die sich jahrelang ein Zimmer teilen müssen und in einer kleinen Wohnung leben. 
Wir haben einen riesigen Garten und bis vor einigen Jahren noch einen wunderschönen Bauernhof. Ich habe von früh morgens bis kurz bevor die Sonne unterging draußen getobt und gespielt.
Ich gehöre nicht zu den Kindern, die stets stumm außerhalb standen und den anderen beim Spielen zusahen. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die sich irgendwann mal ernsthaft verletzt haben oder unter einer Krankheit leiden. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die unter Armut zu leiden haben oder unter Gewalt.
Nein, ganz im Gegenteil, ich habe fast immer bekommen was ich wollte, obwohl ich so viele Geschwister habe. 
Ich gehöre nicht zu den Kindern, die eine Lernschwäche haben oder eine Brille tragen. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die sich nicht zu helfen wissen, wenn sie gemobbt wurden. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die bei den Lehrern unbeliebt waren. Ich gehöre nicht zu den Kindern, die kein Talent in irgendetwas zeigten. Ich gehöre nicht zu den Kindern, denen man keine große Zukunft zutraute. 
Aber ich gehöre auch nicht zu den Kindern, die von ihren Eltern und ihren Geschwistern ein 
"Ich hab dich lieb"
hören. 
Ich gehöre nicht zu den Kindern, die von ihrer Mutter umarmt werden. 
Ich gehöre nicht zu den Kindern, die von ihrem Vater verstanden werden und mit ihm herumtollen. 
Ich gehöre nicht zu den Kindern, die mit ihrer Familie in Urlaub fahren oder zumindest einen Tagesausflug verbringen. 
Ich gehöre nicht zu den Kindern, die Ehrlichkeit zu schätzen lernten.
Ich gehöre nicht zu den Kindern, auf die die Eltern stolz sind.
Ich gehöre nicht zu den Kindern, die von ihren Eltern und ihren Geschwistern ein 
"Ich hab dich lieb" 
hören. 
Und ich gehöre nicht zu den Kindern, die zu ihren Eltern und ihren Geschwistern sagen
"Ich hab dich lieb"
aus Angst keine Bestätigung zu bekommen. 

Ich hatte alles was mein Herz begehrte und trotzdem kann ich nicht aufhören mich selbst zu bemitleiden. Tausend Schimpfwörter würden mir jetzt für meine Wenigkeit einfallen, doch der Post ist schon wieder viel zu lange geworden....




3 Kommentare:

  1. manchmal sind die materiellen Dinge nunmal nicht alles. Manchmal würden drei, vier Worte glücklicher machen als jede Menge Wohlstand.
    Mein Vater hat mir meine ganze kindheit erzählt wie dick, fett etc. ich bin. In gewisser weise kann ich dich also mehr als verstehen. Pass auf dich auf, Liebes.

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  2. Du bist eine wundervolle Person, vergiss das nicht.
    ♥, Hoang Quynh.

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  3. Ich hab dir einen Blogaward verliehen, liebes.

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