Mittwoch, 3. Juli 2013

#50

MIT ZERISSENEN JEANS UND BLUTIGEN KNIEN

liegen wir hier und können diese Luft nicht mehr atmen

 




Sie frisst und frisst und frisst. Ja, denn essen kann ich das nicht nennen, das sie da tut. Ich sehe ihr aus sicherer Entfernung zu, aus Angst, dass sie auch mich noch verspeisen will. Ihr Blick ist wütend und sie ist in Rage. Sie hat da etwas in ihren Augen...dieses Funkeln. Ich würde es als irre und verstörend nennen. Als ob man ein Tier eingesperrt und verängstigt hätte. Doch diese Angst versteckt sie gekonnt unter einer Maske aus Mascara und Lipgloss. Sie versteckt sie hinter einer Sonnenbrille und langen Hosen. Und jetzt seht sie euch an, wie sie da sitzt, gerade eben diese Brötchen vertilgt, schlingt sie noch zwei Brote mit einer Zweicentimeterschicht Nutella hinunter. Sie scheint nicht mal mehr zu kauen. Vielleicht weil sie nicht will, vielleicht weil sie so müde und kaputt ist, dass sie keine Kraft mehr hat ihren Mund richtig zu bewegen. Sie starrt dem Fernsehbildschirm entgegen, doch sie nimmt nicht wahr, was sich darin abspielt.
Ich ekel mich vor ihr, ich kann sehen wie ihr fetter Bauch wächst und wächst. Und ich bin nicht die einzige, die sie so anstarrt. Alle anderen werden es auch tun. Woher hat sie vor zwei Tagen den Mut genommen sich im Bikini zu zeigen?
Ich kann ihre Gedanken lesen. Ich weiß, warum sie heute wieder so drauf ist. Immerhin war ich dabei, hab ihr aus dem Spiegel entgegengeblickt, als sie beim Frisör gesessen ist. Danach war sie noch Haarpflege, Duschpflege und ein Müsli einkaufen. Kurzerhand hat sie zu einer Tafel Schokolade gegriffen. Nein, nein, sie war sehr ordentlich, denn sie hatte dabei nicht an sich gedacht. Nein, an ihre Mutter hatte sie gedacht, denn es war die Lieblingsschokolade ihrer Mutter.
Doch was war das? Sie wischt sich eine Träne weg, bevor sie sich etwas Nutella weg vom Mundwinkel wischt. Freudig hat sie ihrer Mutter die Schokolade gegeben - ein Fehler. Nur unwirsche Predigt über Geldausgaben prallten ihr statt einem Danke entgegen. Nicht dass sie sich je Körperkontakt erhofft hätte. So was erhält sie von ihren Eltern schon lange nicht mehr. Wozu auch? Wozu braucht man Körperkontakt? Wozu braucht man Umarmungen? Wozu küsst man sich? Wozu sagt man sich wie gern man einander hat? Sie hat dahinter nie einen Sinn gesehen. Vielleicht wollte sie ihn auch nie sehen.
Wenn ich könnte, würde ich am liebsten zu ihr hingehen und ihr mit der flachen Hand ins Gesicht schlagen. Sie anschreien, dass sie sich zusammenreißen soll. Dass sie endlich aufstehen soll und ihr Leben in Ordnung bringen soll. Aber nein, sie sitzt nur da und bemitleidet sich selber.
Dabei ist sie doch selber schuld, dieses törichte, fette Stück Etwas. Sie schenkt jemanden etwas, um sich selber gut zu fühlen und positive Aufmerksamkeit zu erhalten. Egoistische Schlampe. Geh dich doch ritzen, du naives Emo-Kind.
Wir hassen dich alle.


3 Kommentare:

  1. erstmal danke für dein kommentar.<3
    der text ist unglaublich traurig, als ich ihn gelesen hab, hab ich angefangen zu weinen.
    du bist ganz sicher eine wundervolle person, das weiß ich.
    ein lächeln an dich.
    xo,e.

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  2. Nein, nein. Niemand hasst dich. Und deine Mutter sollte gehasst werden. Wenigstens Dankbarkeit wäre angebrahct, wenn schon das Wort "Liebe" oder gar das Gefühl das dazu gehört, nicht unbedingt zu ihren Themen zählt.
    Mach dir deshalb keine Vorwürfe. Darin siehst du das gute Herz von dir selbst. Du denkst an andere. Jaa, du denkst an jemandem, der dir offensichtlich nie genug zuneigung gezeigt hat.
    Und deshalb musst du sicherlich nicht dich nicht fertig machen. Und lass das Blut vorallem da wo es hingehört.
    Sicherlich siehst du wunderschön in deinem Bikini aus. Und noch viel schöner, wenn du auch daran glauben würdest.
    Pass auf dich auf, ich denk an dich.

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  3. Hey Nanouk, du hattest unseren Musikblog Marsmädchen über Bloglovin abonniert, der jetzt allerdings eine neue URL hat: www.marsmaedchen-musikblog.blogspot.com.
    Beeindruckende Texte hast du übrigens!

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