Samstag, 2. Januar 2016

#191

KEIN PLAN WO ICH BIN, WENN ICH NICHT BEI DIR BIN.

Denn bei mir bin ich nicht.

 

Diese Nacht ist es angenehm in der Bar. Jene, die sich zu Silvester ins Koma gesoffen haben, liegen wohl immernoch in ihrer eigenen Kotze. Die Menschen kommen um mir ihr Katerleiden zu raunzen und ich höre ihnen zu. Ein Gast erzählt mir von seinen Plänen im kommenden noch so jungen Jahr, ehe er mich fragt, was ich 2016 geplant hätte. Stotternd versuche ich Worte zu formen, aber da ist nichts. Nichts was mich wirklich weiter bringen würde. Es geht halt wieder so dahin, wie die letzten Monate. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann mal abzunehmen. Trostlos. 
Die Stunden vergehen wie im Flug. Nach 2:00 Uhr setze ich mich dann zu vier jungen Männern. Wir trinken Bier, rauchen Zigaretten und sie reden. Und reden. Und reden. Und erwähnen immer wieder die Philosophie...und die Musik...und Schopenhauer...und Schubert...und noch viele weitere. Und ich versinke in meiner Dummheit. Leerer Kopf. Leeres Herz. Kurz nach drei brechen sie dann auf und gehen nach Hause. Ich bleibe alleine zurück. Die Vernunft siegt und so gehe auch ich nach Hause und lege mich in mein Bett. Stille. Leere. Sie umarmen mich und füllen mich aus. 
In mir ist es kalt. Egal wie fest ich mich in die Decke einwickle. Egal wieviel heißen Tee ich trinke. In mir bleibt es kalt. Ich bin kalt. Kaltes Herz. Kalte Seele.
Ich fühle kaum mehr etwas und ich kann noch nicht einmal sagen, dass es mich auffrisst, denn es ist nichts mehr da, was man in mir fressen kann. Ich warte auf den Moment, der mich aus diesen Schlaf befreit. Als wäre ich Dornröschen. Schlafend, die auf einen Prinzen wartet. Nur ist das Leben kein Märchen und es kommt kein Prinz, höchstens vielleicht ein Kleinlaster. Und ich werde nicht wachgeküsst, höchstens mit einer Ohrfeige wachgerüttelt. Falls das helfen sollte. Meine Gedanken werden dunkler von Tag zu Tag und von Ort zu Ort. Ich habe Angst, dass ich Dinge tue, wenn ich sie schon denke, die mir keine Möglichkeit mehr geben ein Leben zu gestalten. Mein Leben irgendwie. Sollte es meines sein. Ich lebe von Tag zu Tag. Ich schiebe meine Verpflichtungen, um dann wieder gestresst zu sein. Ich denke an verletzte Menschen und schlagartig wird mir übel, weil das schlechte Gewissen mir seine langen Finger in den Rachen rammt. 
Ich weiß gar nicht mehr, was ich hier schreibe. Alles ist in schwarz getunkt und wie oft wollte ich hier schon alles ändern. Aber da sind keine Ideen. Keine Anzeichen an Wärme. Kein Interesse. An nichts. Ich fühle keine Euphorie. Keine Wut. Keine Enttäuschung mehr. Keine Liebe mehr. Ich freue mich schon irgendwie auf Dinge - Turbostaat veröffentlicht ein neues Album - aber doch auch nicht. Ich rede mir ein mich zu freuen, aber in Wahrheit ist da nichts. Aber woher kam dieses Nichts? Bin ich wahrlich schon so kaputt? So ein Scherbenhaufen? Ich verletzte mich selbst nicht einmal mehr. Manchmal sehne ich mich danach, weil es irgendwie die Leere füllte. Doch kaum denke ich an die Nähe einer Klinge, versagt die Motivation es zu tun. Selbst diese Tätigkeit füllt meine Leere nicht mehr. Soll ich das Gut heißen? Oder ist das schlechtes Zeichen? Ein sehr viel schlechteres?
Ich finde keine Ende. Ich erkenne kein Ende. Ich erkenne keine Zukunft. 

 

 

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