Sonntag, 2. März 2014

#114

KOMM UND LÜG MICH AN!

Gib mir dein Wort, gib mir eine Form in der ich leben kann

 

 Gerade eben, als die Milch zu köcheln begonnen hat, bricht in mir etwas zusammen. Ich möchte mich auf den kalten Fliesenboden legen und ganz fest mit den Händen um mich schlagen. Ich will schreien, so laut und so hässlich, dass niemand es überhören kann. Ich will, dass mich jemand tritt, so fest in den Bauch, dass ich mich übergeben muss. Doch ich tue das alles nicht. Alles was ich tue, ist die Temperatur der Herdplatte zurückzudrehen und in mein Zimmer zu gehen. Das Blut, dass durch die Spalten in meiner Haut rinnt, scheint das einzig menschliche an mir zu sein, so denke ich. Der Druck in mir wird weniger, ich kann wieder gerade gehen, ohne gegen die nächste Tür laufen zu wollen. Ich kann die Milch zu Ende kochen. Der Schmerz in meinem Oberschenkel begleitet mich. Kurz wird mir schwindelig, doch nichts passiert. Nichts passiert hier. Nichts verändert sich. Einmal geht es bergauf und dann wieder so steil bergab, dass ich mich nicht auf den Füßen halten kann. Und es scheint mit jeden Sturz ins Tal hinunter schlimmer zu werde. Es scheint jedes Mal schmerzvoller zu sein. Er wird intensiver. Es verlangt nach mehr und mehr, Ich kotze, ich schneide, ich ramme meinen Kopf gegen Wände und kratze mit die Arme blutig. 
"Das Pferd hat mich gegen die Wand gedrückt!" - "Hab mir versehentlich die Tür an den Kopf geschlagen." - "Ich hatte Magenkrämpfe und musste mich übergeben. Hab wohl was falsches gegessen."
Niemals sehe ich euch in die Augen, wenn ich euch belüge, aus Angst ihr könntet den Schmerz in meinen Augen sehen, den ich nicht verstehen kann. Ich bin wieder so weit unten. Da ganz unten am Boden, wo ich nicht hinwill. Ich will das doch alles gar nicht, doch ich kann nicht anders. Es ist wie im Kreis rennen und gegen den Wind spucken. Ich finde keinen Ausweg. Noch nicht.
Irgendetwas muss sich ändern. Schon wieder. Doch nichts passiert. 



1 Kommentar:

  1. Also erstmal: Manchmal, wenn ich nicht genau schaue, sondern nur überfliege wer gebloggt hat und nur die erste Zeile lese, fällt mir dein Blog immerwieder auf. Wegen deinem grandiosen (und mir so unglaublich ähnlichen) Musikgeschmack. Zumindest, was die Zitate angeht. Unglaublich, ich freue mich immer wieder.
    Ich würde mir wünschen, dass du einen Weg aus dem Mist herausfindest. Es ist ein schwieriger Weg, aber ich bin mir ganz sicher, dass du das schaffen kannst. Ich weiß, dass du stark bist. So stark, weil du dem ganzen Mist standhälst, weil du immernoch atmest. Du wirst das schaffen.

    AntwortenLöschen