Freitag, 28. März 2014

#122

ICH WAR LAUT, WAR SCHNELL, WAR SCHRECKLICH BITTER

in tausend Teile aufgesplittert

 


Jaja, manchmal ist die schwierigste Frage in deinem Leben, die Frage nach der richtigen Tinte mit der wir unsere Geschichten schreiben. Manchmal haben wir so eine blaue Tintenpatrone in den den Händen, wollen aber den Brief an dich in schwarzer Tinte schreiben, oder zumindest in roter. Und die größte Suche am Tag und in der Nacht, ist dann die Suche nach der Packung, die die schwarzen Tintenpatronen beinhaltet. Und während so der Zeiger deiner Uhr seinen Weg macht, verzweifelst du an der Suche nach der schwarzen Tinte, völlig vergessend, dass du deine Zeit verschwendest. Der Brief könnte längst schon im Kuvert sein. Du hättest längst schon deine Unterschrift darunter setzen können. Aber nein, du wolltest die blaue Tinte nicht verwenden und suchst stattdessen nach etwas, das du verloren hast. Jaja, und manchmal sind die größten Probleme in unserem Leben, eine kratzige Füllfeder. Manchmal ruht dein schlimmster Zorn daher, dass dein Füller eklige Geräusche macht und über das Papier schmiert. Du schüttelst die Feder und klopfst sie gegen die Tischkante, in der Hoffnung, dass sie dadurch wieder richtig funktionieren würde. Du studierst die feine Spitze der Feder und wischt sie sorgfältig mit einem sauberen Taschentuch ab, das sich schlagartig blau färbt, oder auch schwarz, oder rot, je nachdem welche Tinte du gefunden hast. Doch die Feder kratzt und kleckst immer noch und wutentbrannt wirfst du sie gegen das Bild deiner Freunde, das du auf dem Schreibtisch stehen hast, reißt die Seite Einzwei und versucht die Geschichte von Neuem zu schreiben. Doch der Füller kratzt noch immer. Manchmal versteifen wir uns darauf, die Fehler in unserem langjährig treuen Füller zu suchen und ihn notfalls auszutauschen. Das klappt vielleicht für einige Zeilen oder sogar Seiten ganz gut, bis die neue Füllfeder wieder über das Papier kratzt. Wir konzentrieren uns auf den Ärger über dieses dumme Schreibgerät und denken nicht im Entferntesten daran ein anderes Stück Papier zu verwenden. Wir erkennen nicht, dass es das Papier ist, das nicht für unsere Art zu Schreiben geschaffen ist. Und anstatt neuen Untergrund zu besorgen, entsorgen wir lieber unseren Füller, das direkte Verbindungsstück zwischen unserer Hand und unserer Geschichte.
Wir erkennen so vieles nicht, weil wir es ganz einfach nicht erkennen wollen oder nicht können. Wenn die Feder kratzt, ist es für uns selbstverständlich, dass sie daran Schuld hat, nicht unser grober Griff oder die harte Art, die wir uns über die Jahre aneigneten, die Feder über das Papier zu führen. Wir verkrampfen unsere Hände, versuchen mit aller Kraft unseren Brief festzuhalten, anstatt etwas Neues schreiben zu wollen, denn anfangen ist schwer. Anfangen ist mühsam. Ein einzelnes beschriebenes Blatt Papier sieht verloren aus. Doch mit welchen Gefühl lesen wir unsere Geschichte abermals durch, wenn wir sie denn Korrektur lesen. Ist es ein schlimmerer Anblick von hunderten vollgeschmierten Seiten oder ein einzelnes beschriebenes Blatt, dessen Schriftzug rein und schön ist?



















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