ICH WAR LAUT, WAR SCHNELL, WAR SCHRECKLICH BITTER
in tausend Teile aufgesplittert
Jaja, manchmal ist die schwierigste Frage in deinem Leben, die
Frage nach der richtigen Tinte mit der wir unsere Geschichten
schreiben. Manchmal haben wir so eine blaue Tintenpatrone in den den
Händen, wollen aber den Brief an dich in schwarzer Tinte schreiben,
oder zumindest in roter. Und die größte Suche am Tag und in der
Nacht, ist dann die Suche nach der Packung, die die schwarzen
Tintenpatronen beinhaltet. Und während so der Zeiger deiner Uhr
seinen Weg macht, verzweifelst du an der Suche nach der schwarzen
Tinte, völlig vergessend, dass du deine Zeit verschwendest. Der
Brief könnte längst schon im Kuvert sein. Du hättest längst schon
deine Unterschrift darunter setzen können. Aber nein, du wolltest
die blaue Tinte nicht verwenden und suchst stattdessen nach etwas,
das du verloren hast. Jaja, und manchmal sind die größten Probleme
in unserem Leben, eine kratzige Füllfeder. Manchmal ruht dein
schlimmster Zorn daher, dass dein Füller eklige Geräusche macht und
über das Papier schmiert. Du schüttelst die Feder und klopfst sie
gegen die Tischkante, in der Hoffnung, dass sie dadurch wieder
richtig funktionieren würde. Du studierst die feine Spitze der Feder und
wischt sie sorgfältig mit einem sauberen Taschentuch ab, das sich
schlagartig blau färbt, oder auch schwarz, oder rot, je nachdem
welche Tinte du gefunden hast. Doch die Feder kratzt und kleckst
immer noch und wutentbrannt wirfst du sie gegen das Bild deiner Freunde, das du auf
dem Schreibtisch stehen hast, reißt die Seite Einzwei und versucht
die Geschichte von Neuem zu schreiben. Doch der Füller kratzt noch
immer. Manchmal versteifen wir uns darauf, die Fehler in unserem
langjährig treuen Füller zu suchen und ihn notfalls auszutauschen.
Das klappt vielleicht für einige Zeilen oder sogar Seiten ganz gut,
bis die neue Füllfeder wieder über das Papier kratzt. Wir
konzentrieren uns auf den Ärger über dieses dumme Schreibgerät und
denken nicht im Entferntesten daran ein anderes Stück Papier zu
verwenden. Wir erkennen nicht, dass es das Papier ist, das nicht für
unsere Art zu Schreiben geschaffen ist. Und anstatt neuen Untergrund
zu besorgen, entsorgen wir lieber unseren Füller, das direkte
Verbindungsstück zwischen unserer Hand und unserer Geschichte.
Wir erkennen so vieles nicht, weil wir es ganz einfach nicht
erkennen wollen oder nicht können. Wenn die Feder kratzt, ist es für uns
selbstverständlich, dass sie daran Schuld hat, nicht unser grober
Griff oder die harte Art, die wir uns über die Jahre aneigneten, die
Feder über das Papier zu führen. Wir verkrampfen unsere Hände,
versuchen mit aller Kraft unseren Brief festzuhalten, anstatt etwas Neues schreiben zu wollen, denn anfangen ist schwer. Anfangen ist
mühsam. Ein einzelnes beschriebenes Blatt Papier sieht verloren aus.
Doch mit welchen Gefühl lesen wir unsere Geschichte abermals durch,
wenn wir sie denn Korrektur lesen. Ist es ein schlimmerer Anblick von
hunderten vollgeschmierten Seiten oder ein einzelnes beschriebenes
Blatt, dessen Schriftzug rein und schön ist?
Eine wundervolle Metapher und total treffend <3
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