Samstag, 2. November 2013

#84

"LASST MICH HIER BITTE LIEGEN! ICH WILL MICH ERSCHIESSEN!"

"Glaubst du wirklich du wirst mich so leicht los? Ich lass dich nicht alleine. Ich lass dich nicht los!"

 


 

Das Mädchen weiß nicht, ob er wirklich vorgehabt hätte den Balkon hinunter zu springen, aber ehrlich gesagt, wollte sie es gar nicht herausfinden. Alles was sie tun konnte, war zu versuchen seinen Tobsuchtsanfall aufzufangen. Ihn aufzufangen, bevor er überhaupt springen kann. Er schreit, Wut und Selbsthass blitzen in seinen Augen auf, aber auch Traurigkeit. Traurigkeit liegt in seiner Stimme. Er schreit das Mädchen an, dass er sie alleine lassen soll, doch sie packt ihn und hält ihn fest. Sie versucht ihn so fest wie es ihr möglich war zu halten. Der schnelle Wolf lässt seine Glieder sinken, lehnt sich an ihre Schulter und vergräbt sein Gesicht in ihren Haaren. Weint er? Sie weiß es nicht, sie will es auch nicht wissen. Zittert er, weil ihm kalt ist, oder weil gerade er gerade wieder mit sich selber in einer der vielen Schlachten, in seinem eigenen Krieg, kämpft? Sie will es gar nicht wissen. Sie will ihn jetzt einfach nur festhalten und ihm versichern, dass er jetzt nicht alleine ist. Er bäumt sich noch zwei oder dreimal auf, übergibt sich, doch sie lässt ihn nicht los. Er will sich losreissen, in der Dunkelheit erfrieren, doch sie lässt ihn nicht los. Will seine kalten Finger wärmen. Sie hält ihn mit ihrer letzten Kraft fest, nicht aus Angst ihn zu verlieren, sondern aus Angst, er könnte sich selber verlieren. Und irgendwann hat er aufgegeben und schläft erschöpft neben mir ein. Sie wollte weinen, doch sie kann nicht. Nicht mehr. Nicht schon wieder. Sie weiß, was zu tun ist, auch wenn es heißen wird, dass sie wieder in die Rolle des starken Mädchen gedrängt wird, obwohl sie das Gefühl hatte, sich ihre Haut vom Leib zu reißen. Sie musste es für ihn tun, Gebrochenes Lächeln. Wieder. Schon wieder. Wo ist das Vertrauen in den Menschen hin? Wo ist das Vertrauen in die Liebe hin? 
Wir verletzen Menschen, die uns lieben. Wir lieben Menschen, die uns verletzen. 
Schon wieder...




1 Kommentar:

  1. Das klingt nach einer schrecklichen Situation Liebes, aber ich glaube, ich hoffe, dass ihr euch gegenseitig Kraft geben könnt. Dass ihr es schafft beide mal schwach, mal stark sein könnt.

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