Sonntag, 9. Februar 2014

#110

AND I'LL HIDE FROM THE WORLD

Behind a broken frame

 

 

Das Mädchen sitzt am Tisch und ihr Blick schweift abwechselnd zwischen ihrer Mutter und ihrer Schwester hin und her. Sie kann das Gesicht nicht vergessen, das verrückte in den Augen ihrer Mutter, als sie sich zu ihr beugte und lachte und dabei rot anlief. Die Schreie ihrer Schwester hallen durch das Haus. Das Mädchen lässt sich nichts anmerken, tut so als würde ihr das alles nichts ausmachen. Die Schreie. Die Vorwürfe. Die Selbstmorddohungen. Der Finger, der auf ihre Fehler zeigt. Er kratzt an ihren Narben, zuerst kitzelte es nur, bis es schlißlich schmerzte und sie aufplatzen. Das Mädchen versucht nicht laut zu werden, schüttelt fassungslos den Kopf und verlässt als letzte die Küche. Sie ist das Letzte.
Sie schleicht sich in ihr Zimmer, aus Angst ihre Schwester könnte noch einmal auf sie losgehen. Doch sie lässt sich nichts anmerken, ihr Blick bleibt taub, ihre Bewegung sind langsam. Im Zimmer dann setzt sie sich auf ihr Bett und lauscht. Sie lauscht. Stille. Sie lauscht der Stille und jede Faser ihres Körper ist angespannt. Sie hat Angst. Angst davor, jemand könnte in ihr Zimmer stürzen und sie wieder anbrüllen. Alles macht sie falsch. Egal wie sie es macht. Sie will nicht mehr fühlen und dennoch fühlt sie diesen Schmerz in ihr. Er brennt. Er schreit nach Aufmerksamkeit. Sie fühlt, wie ihr Gesicht heiß wird und ihre Tränen in die Augen stoßen. Nein icht jetzt!
Schnell zieht sie ihre Hose aus, greift vertraut in ihre Schublade und holt die Klinge raus. Die Haut reißt mit einem ekligen Geräusch einzwei, und das Mädchen krümmt sich vor Schmerzen. Die Tränen sind weg. Der Schmerz IN ihrem Körper ist erstmal weg, denn der Schmerz AN ihrem Körper ist im Moment so viel wichtiger. 
Ein Blick auf die Uhr - in 30 Minuten kommt der schnelle Wolf und er soll nichts merken. Niemand soll etwas merken - nicht mal ich...

Und wenn ich mich jetzt und hier vor Augen erhängen würde, ihr würdet nicht mal mit den Schultern zucken! - Wie kannst du nur so etwas sagen? Denkst du gar nicht daran... - Wieso sollte ich!!!!!!!!



1 Kommentar:

  1. Liebes, das ist der falsche Weg. Blut ist nie der richtige Weg. Schnitte sind es nicht. Selbstmord noch weniger. Du hattest so positive Gedanken, Gedanken daran, dass du es schaffen willst. Gib die nicht auf. Gib dich nicht auf.

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