Montag, 7. Oktober 2013

#79

FÜHL MICH EINSAM UND ZU ALT FÜR JUGENDLICHEN LEICHTSINN

Doch kann Visionen höchstens mit dem Kugelschreiber zeichnen

 

 



"Du kannst mit der Schleimerei aufhören, ich werde nicht mit dir schlafen!", sage ich, bestimmt schon zum zwanzigsten Mal. Der entschlossene Spieler grinst mich an, lehnt sich zurück und blinzelt der Sonne entgegen. "Ich weiß!", murmelt er und sieht trotz allem siegessicher aus. Wir haben die Wege zueinander wieder gesucht und gefunden und stundenlange miteinander über alles und nichts geredet. Aber eigentlich gibt es nur zwei Themen, die wir ernsthaft besprechen. Seine Liebesgeschichten, die er neben seiner Freundin laufen hat und mein Leben, das er immer mehr und mehr versucht zu durchschauen. Ich hasse ihn und ich liebe ihn. Aber es ist ein anderer Hass und eine andere Liebe, als dieser eine Hass und diese eine Liebe. Ein weiteres Thema, das ihn so sehr interessiert bin ich. Ich. ICH. Mich. Ja er will mich. Er will mit mir schlafen. Vielleicht will er mich auch schlagen. Schlafen und schlagen. Nur ein einziger Buchstabe zum Unterschied. Er will mich küssen. Vielleicht will er auch, dass ich ersticke. Küssen und sticken. Er will mit mir Sex haben. Vielleicht will er auch gewinnen. Sex und gewinnen. Hier bleibt es gleich. Egal ob er Sex mit mir will oder gewinnen will, es macht keinen Unterschied, denn ich werde in beiden Fällen verlieren. Ich werde nicht mit ihm schlafen, obwohl ein Teil in mir es will. Ein Teil in mir will eine Hure sein. Eine hässliche Schlampe. Eine Schwanzgarage. Ich will es fühlen. Ich "es" in mir fühlen. Ich will sie. Ich will Sex um mich schlecht zu fühlen. Ich will mich nicht gut dabei fühlen. Ich will, dass es mir danach scheiße geht, dass ich zusammenbreche und schreiend um mich schlage. Ich will, dass Sex die Klinge ersetzt, denn es gibt keine größere Demütigung, als jene. Kein Schmerz wäre wohl größer, als mit dem entschlossenen Spieler eine Nummer zu schieben. Kein Verlust wäre so groß, als den entschlossenen Spieler über mich gewinnen zu lassen. Keine Narbe wäre hässlicher, als jene die bleibt, wenn der entschlossene Spieler diese Wunde in mich reißt. 
Ich folge seinem Blick - ich kann seine Gedanken lesen - ich folge meinen Gedanken. 
ich hasse mich...


1 Kommentar:

  1. Ich bin gerade ziemlich sprachlos. Ich glaube, weil ich diese Gedankengänge kenne.
    Seelenschwester
    http://regenwieapplaus.blogspot.de

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