Mittwoch, 4. September 2013

#71

ICH WOLLTE NICHT WIEDER ZURÜCKGEWIESEN WERDEN.

Wieso wieder? Du ziehst doch doch jedes Mal zurück.








Ich hatte mich schick gemacht, denn am ersten Tag sollte man doch einen guten Eindruck hinterlassen können. Es war ein sonniger Morgen, aber nicht zu heiß, und ich betrachtete meine Schuhe. Meine Doc Martens tagen mich selbst dann noch weiter, wenn meine Beine längst schlapp machten. Endlich war ich an der Bushaltestelle angekommen, die Kinder warteten bereits. M. so cool wie immer mit den Händen in der Hosentasche und einer mies gelaunten Mine. Die restlichen Kinder lachten und redeten durcheinander, ich zählte sie ab, ein Kind fehlte noch. In diesem Augenblick bog L. um die Ecke. Er war das letzte Monat in den Ferien scheinbar um einiges gewachsen und als er näher kam, konnte ich erkennen, dass er circa 20kg abgenommen hatte. "Meine Eltern haben mich auf ein Boot-Camp geschickt!", erzählte er. Alle waren total begeistert und einige erkannten L. zuerst gar nicht.
Der Wirbel um ihn war groß, darum konnte ich mich lautlos aus den Staub machen. Im Park gegenüber stieg ich über Büsche und lief unter Bäumen weiter. Nach Stunden, die mir aber wie Sekunden vorkamen, erreichte ich mein Ziel. Eine Bank, die gepolstert war, stand vor einem großen See und man konnte die Sonne untergehen sehen. Ich setzte mich dort hin und kuschelte mich unter eine mitgebrachte Decke. Meine Beine waren angewinkelt und ich blinzelte der roten Sonnen entgegen. Der Ruhmreiche war pünktlich und setzte sich neben mich, wir redeten nichts. 
Plötzlich meinte er, dass ihm kalt sei. Ich sah ihn daraufhinkange an und lachte. "Warum lachst du?", fragte er mich. "Na, ich würde dir ja gerne anbieten, dass du dich unter meine Decke kuschelst, aber ich wollte nicht wieder zurückgewiesen werden!" - "Wieso wieder? Du ziehst dich doch jedes Mal selber zurück!" Ich presste die Lippen aufeinander. "Was willst du eigentlich von mir?", presste ich dann hervor. "Weißt du das denn nicht?" - "Wieso küsst du mich dann nicht einfach?", und dann setzte er sich neben mich unter die Decke und küsste mich einfach. Mein Brustkorb schmerzte, weil mein Herz so heftig dagegen pochte. Ich musste lächeln, dann sprang ich auf und nahm ihn an der Hand. Wir liefen los, den vielen Menschen, die sich auf den Weg gemacht hatten, hinterher. 

Mittlerweile war es dunkel geworden und wir liefen Hand in Hand nebeneinander her. Wir waren glücklich. In diesem Moment liefen alle Menschen einfach panisch los. Geschrei. 
"Was ist hier los?", schrie er. Es war unheimlich laut. "Ich weiß, was los ist, komm mit!", rief ich und lief in die andere Richtung, als die in die Menschen liefen. Er lief mir hinterher. Schon bald waren wir an dem kleinen Holzhäuschen angekommen, doch es war verlassen, nur auf einem hinteren Tisch waren ein kleiner Käfig - leer. "Die Kaninchen", keuchte ich und hielt mich an dem Ruhmreichen fest. "Komm mit!", meinte er und wir liefen hinaus. Der Geländewagen war nicht abgesperrt und der Schlüssel steckt, also stiegen wir ein und fuhren los. Kurz vor einer Brückenunterführung bemerkten wir, dass in einer kleinen Wiese am Rand noch Jugendliche waren, die vor sich hin gammelten. Wir hielten an und brüllten sie an, dass sie verschwinden sollten. Sie waren verwirrt, doch ehe wir näher erklären konnten, ertönte ein Schuss und ein blondes Mädchen knickte zusammen. Die Aufregung war groß und der Ruhmreiche stieg aufs Gas und schoss davon. Angst machte sich breit - Ich war schuld.
Explosionen hinter uns. 
Wir kamen im Haus einer Freundin an, in dem wir uns versteckten. "Wo ist Tine?", fragte ich sie. "Die konnte mit ihrem Freund davonfahren, weil er nicht aus diesem Landskreis ist.", sie zitterte, "er greift nur Menschen aus diesem Ort an - aber warum?" Ich schluckte und wandte mich wieder ab. Ich war schuld. 
In dem Moment schoss er auf uns. Ein Teil der Wand wurde weggesprengt und ein Junge wurde zerfetzt. "Schnell raus!", rief die Mutter der Freundin. Wo war der Ruhmreiche?
Wir liefen über die Straße ins nächste Maisfeld. "Duck dich!", schrie der Ruhmreiche und zog mich nach unten. Ich konnte die feuchte Erde riechen und fühlen. 20m neben mir ging eine Explosion im Maisfeld hoch, ich zuckte zusammen, die Angst war dem Ruhmreichen ins Gesicht geschrieben...und mir auch. Ich war Schuld daran...

Dann schreckte ich hoch. Es war 2:17 und ich lag in meinem Bett. Alptraum - wiedermal ein Alptraum.
















1 Kommentar:

  1. Hey Nanouk :)
    Sind das alles erfundene Erzählungen oder Storys aus Deinem echten Leben (wahre Geschichten)??
    Ich liebe Deinen Blog jetzt schon, obwohl ich erst vor ein paar Tagen draufgestoßen bin.
    Liebste Grüße :*
    Scarlett

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