Freitag, 12. Februar 2016

#201

UND DU ERZÄHLST MIR, WIE GLÜCKLICH DU BIST

da freue ich mich ja mal so richtig für dich


Es ist so verdammt heiß hier drin. Das Mädchen schwitzt am ganzen Körper. Alle Menschen hier drin schwitzen, wie in einer Sauna und das Mädchen ist sich gar nicht sicher, ob der Schweiß an ihrem Körper der eigene ist oder das meiste schon von den anderen tanznden Menschen um sie rum. Auch wenns eklig ist, ist sie gerade glücklich. Ihre Freundin hat sie nach dem letzten Lied aus den Augen verloren, weil alle Menschen mehr oder weniger über sich hergefallen sind. Lachende Gesichter. Felix auf der Bühne erzählt wieder irgendwas. Der Junge neben ihr nutzt diese Pause und will sich die Schuhe zubinden. Das Mädchen gibt ihm Platz und Schutz, sie passt auf, dass niemand auf ihn drauffällt. Er steht wieder auf und will sich anscheinend bedanken, als sie sich erkennen. Ein Moment der Sprachlosigkeit, ehe sie von der tanzenden Menge wieder auseinandergerissen werden.

 
 Ok, dann schreib ich dir die Nachricht. Ich versuche mich kurz zu halten - ist wohl besser. Es hat heute ziemlich sehr weh getan dich zu sehen, vor allem mit ihr. Versteh mich bitte nicht falsch: Ich mag dich, darum freue ich mich für dich. Ihr passt zusammen - scheinbar - und ich wünsche dir, dass sie das große Los ist für dich.
Aber ich will auch das große Los - irgendwann. Und das finde ich nicht, wenn ich jeden verdammten Tag an dich denken muss. Ich will nicht, dass wir uns wiedersehen oder uns wiederhören oder wiederanunsdenken. Ich will endlich loskommen von dir. Ich mag dich...immernoch...zu sehr. 
Das muss einfürallemal aufhören.
Darum: D. alias Sam - ich wünsche dir für deine Zukunft und für dein Leben bis du 131 wirst alles Gute, was einem Menschen passieren kann. Gesundheit, Gscheidheit, gute Räusche, frohe Weihnachten, einen guten Rutsch für die kommenden Jahre, einen Haufen Kinder und alles Gute zu deinen kommenden Geburtstagen.
Der Brief ist doch wieder zu lange. Lange Rede - kurzer Sinn. Lebewohl...
das Mädchen (Sus')

An der Bar sprichst er sie dann plötzlich an. Kurz zögert sie. Die Vernunft sagt nein, das Herz eigentlich auch, aber das Bier und seine Augen habe es betäubt und irgendwie ist heute etwas anders. Wenig später merkt sie es. Er ist betrunken. Später gehen sie gemeinsam zum Bus, als er sie plötzlich festhält und von den anderen Mädchen wegziegt. Er sieht sie an und sagt: "Ich will reden. Über uns." Das Herz des Mädchen hämmert, aber irgendwie war heute etwas anders. Sie konnte darüber lachen. Über ihren Schmerz. Über ihre Enttäuschung. Über ihre Fehler. Er will mit ihr "'nur' befreundet sein, doch ihr Selbstschutz ist stärker. Sie will nicht mehr. Sie will sich nicht mehr selbst weh tun. Sie will frei sein. Sie will endlich frei sein. Frei von ihm. Frei von anderen Menschen. Frei von Schuld. Frei von Liebe. Sie will nur noch sie selbst sein und bereit sein, wenn der Mensch, der sie ergänzt ihren Weg kreuzt. Er fragt wieder nach dem Warum. Das Mädchen ist schon ein bisschen genervt, liegt aber wahrscheinlich daran, dass sie durch den Alkohol zu viel erzählt, zu viel von sich preis gibt. Wieder fängt er an und hält sie dabei an der Schulter fest: "Ich glaube nicht an Schicksal. Sieh doch: wir haben uns an einem Kraftklub-Konzert kennen gelernt und jetzt wo wir nichts mehr von uns wissen wollten, sehen wir uns wieder...auf einem Kraftklub Konzert." Das Mädchen ist sich nicht sicher, was er damit meint. Er ist glücklich. Er hat eine Freundin. Er will trotzdem den Kontakt zu ihr. Verbittert sieht sie an ihm vorbei, bevor sie dann zitiert: "Und du erzählst mir, wir glücklich du bist. Da freue ich mich ja mal so richtig für dich!" Der betrunkene Blick wird traurig. "Mein Leben ist ein Arschloch.", flüstert der Grazer und lässt meine Schulter los...


1 Kommentar:

  1. oh gott. sowas kommt auch immer falsch. Also zu falschen Zeitpunkten, im falschen Leben, was weiß ich. Ich glaube es ist wirklich besser den Kontakt abzubrechen, als dich zu quälen. Ich wünsche dir, dass du das vergessen kannst. Ich wünsche dir, dass nicht diese was-wäre-wenn gedanken aufkommen. Ich wünsche dir nur das beste. Und du wirst deine bessere Hälfte finden. Und ich werde mich jeden Tag darüber freuen, dass du dann glücklich bist. Da bin ich mir sicher. Der Tag wird kommen

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