Freitag, 11. Januar 2013

#18

STELL DIR VOR, DAS IST EIN ROLLENSPIEL.

woher willst du wissen, dass ich gerade keine Rolle spiel?

 

Letztens wurde ich auf meinen Schreibstil angesprochen. Ich freue mich immer sehr darüber, wenn man meinen Schreibstil schätzt. (:
Ich selber bin immer ziemlich im Zwiespalt, was meine Schreiberei angeht. Mal könnte ich mich in meine Worte verlieren und möchte einfach nur in sie eintauchen und mal wünschte ich mir, Worte wären nie erfunden worden, oder ich könnte zumindest nicht schreiben.
Die Schreiberei war für mich schon immer ein Ausdruck von Kunst. Schon in der Grundschule liebte ich es Geschichten zu schreiben. Zumeist Fantasiegeschichten. Oft lese ich mir heute noch mein Geschichtenheft durch und muss einfach nur darüber lachen. ;D

Mit ca. 12 Jahren habe ich mich Rollenspielen begonnen. Nicht so WoW-Verschnitt, sondern RICHTIGE Rollenspiele.
Wie so was funktioniert? Ganz einfach, würde ich behaupte. 

Andere User im Internet erstellen ein kostenloses Forum, dort meldest du dich an, unter einem Namen...den Namen des Charakters, den du verkörpern willst. 
So habe ich zum Beispiel mit "Pferde-Rollenspielen" begonnen, und mach es zeitweise immernoch. Im Moment spiele ich 5 verschiedene Pferde: Soulfly (ihn schreibe ich seit mehr als drei Jahren), Kýfar, Aváris, Rocky und Cýric. In zwei weiteren Foren spiele ich in den Rollen von Damian Veen, Aaron (Zottel) Steiner und Benjamin Jayronn. Fällt euch was auf?
Ich spiele immer nur männliche Rollen xD

Wenn man sich also für das Aussehen, den Charakter und der Geschichte einer Persönlichkeit entschieden hat, dann geht es los mit dem so genannten "In-Game"
Dabei trifft euer Charakter einen anderen und man schreibt die momentane Szene aus. Was machen die beiden? Wie reagiert mein Charakter auf das Verhalten des anderen?


Benjamin, den ich liebevoll Ben nenne, möchte ich euch vorstellen, den er hat mir nach einem langen Krea-Tief, wo ich keinen normalen Satz zu Stand brachte, wieder geholfen zu schreiben. 
Ben ist 24 Jahre alt, "lebt" in New York in einer kleinen, schäbigen Wohnung. Er hatte keine leichte Kindheit, eigentlich sogar eine übertrieben schlimme Vergangenheit. Jetzt jobbt er als Taxifahrer, arbeitet ab und an in einer Werkstatt und hilft dem ein oder anderen Verbrechen nach. ("Drive" war meine Inspiration)

Hier ist ein Playteil seiner momentanen Szene. Luna, die er manchmal von ihrem Therapeuten abgeholt hat, sucht ihn mitten in der Nacht auf, weil sie nicht schlafen kann und er erlaubt ihr, dass sie bei ihm übernachten kann und er sie morgen nach Hause fahren würde. Als sie ihn fragt, ob er neben ihr schlafen wolle, als Bruder und Schwester, ist er sichtlich überrascht. 

Und das hier ist er...geschrieben von mir.


Ryan Gosling verkörpert in dem Fall meinen Benjamin Jayronn.



there are spirits coming to find me


Der Schatten im anderen Haus bewegte sich nervös hin und her. Benjamin kniff die Augen zusammen um das zu Beobachtende genauer ins Visier nehmen zu können. Der Vorhang bewegte sich und ein fremdes Antlitz warf einen Blick hinunter auf die Straßen. Wenn Ben es nicht besser wüsste, würde er meinen sein „Nachbar“ würde jemanden erwarten. Niemand konnte ihn hier sehen, das Licht war aus und selbst der Schatten war in der Dunkelheit nur der Schatten seiner selbst. Unsichtbar, wenn man es so beschreiben will. Der oder die Fremde ging vom Fenster zurück, der Vorhang bewegte sich noch leicht, doch die Bewegung erstarb, als das Licht erlosch. Völlig dunkel und reglos lag der Betonblock wieder in der Nacht. Wie ein großes, schwarzes Rechteck, das nicht im geringsten an etwas erinnerte, das man bewohnen könnte. Das darin jemand ein ganzes oder zumindest halbes Leben verbringen könnte, ist schon fast unglaublich. Oft wunderte sich Benjamin ja selber, wie er es so lange schon in dieser kleinen, schäbigen Wohnung ausgehalten hatte.
In letzter Zeit machte sich in ihm jedoch wieder dieses Gefühl breit. Diese Gefühl, das ihm sagte, dass er weiter ziehen musste. Weiter um den sterbenden Gedanken in diesen vier Wänden entkommen zu können. Dieser Raum war voll. Voll mit Gedanken, die er hier abgelegt hatte. Abgelegt und verwahrlost. Er hat sie nie genährt oder zugedeckt. Er hatte sie abgelegt und verhungern lassen. Er hatte sie erfrieren lassen. Ging jeden Tag an ihnen vorbei, ohne ihnen eines Blickes zu würdigen. Ja, das war es, was er mit seinen Gedanken und Ideen machten. Denn lange schon hatte er aufgegeben sich eine Zukunftsperspektive zu errichten. Wozu denn? Um wieder von jemanden in den Dreck geschubst zu werden? Damit er sich wieder bespucken lassen kann, oder schlimmstenfalls ausgelacht wird, wenn er sich wo vorstellte.
Er hatte überlegt seinen Bruder im Gefängnis zu besuchen, doch wozu? Was sollte es bringen? Als sie ihn weggebracht hatten, sah er es ihm an. Er war nicht mehr der selbe Bruder, so wie Ben ihn gekannt hatte. Nein, er war über Nacht zu jenem Menschen geworden, den seine Eltern so lange heimlich herangezogen haben, ohne dass sie es selbst wussten, haben sie ihr Grab geschaufelt. Ihr eigenes, viel zu kleines Grab. Ihren eigenen Tod erzogen. Und nichts konnte ihn aufhalten, nicht mal sein Bruder. Nichts...
Und es war dieses Nichts, dass dem Vierundzwanzigjährigen so zu schaffen machte. Dieses Nichts. Kein Antrieb. Keine Motivation. Keine Zukunft. Ganz einfach nichts...
Dieses Nichts, das sich jetzt wieder über die Straßen legte. Gute Nacht Welt, leg dich schlafen. Aber das Nichts legt sich nie schlafen.
Ben sah zu Luna hinüber, wie sie vereinsamt und verletzt auf seiner Matratze saß. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit War es richtig von ihm, sie in eine Welt eintreten zu lassen, die sie lediglich noch mehr belasten würde? Er wusste nicht viel von ihr, nur dass sie es genauso wenig leicht hatte im Leben wie er. Woher nahm er sich also das Recht heraus, sie in seine Wohnung zu bitten, wo der Frust und die Depression nur in jeder Ecke lauerten um über Nacht sich gierig über deinen Körper und deiner Seele her zu machen?
Er schüttelte leicht den Kopf, zerdrückte die leichte Blechbüchse bei dem Gedanken daran, in seiner Hand wie Papier und schloss kurz die Augen. Er versuchte lautlos tief durchzuatmen und warf die Dose mit einer geschickten Bewegung in Richtung seines Mülleimers, der auf der anderen Seite des Raumes stand. Man konnte ihn nicht sehen, doch das Geräusch, das die Dose machte, als er sie warf, lässt vermuten, dass sie ihr Ziel verfehlte.
Lunas sanfte Schmetterlingsstimme riss Benjamin Jayronn wieder aus seinen Gedanken und überrascht sah er zu ihr hinüber. Hatte sie ihn gerade darum gebeten neben ihr zu liegen? Über ihren Schlaf zu wachen? Auf sie aufzupassen? Menschliche Nähe zu zeigen? Er?
Normalerweise würde er jetzt wortlos das Zimmer verlassen, sich in sein Auto setzten und die nächsten zwei Stunden durch die Straße hetzen. Verfolgt von seinen Ängsten. Doch wenn er Luna ansah, wie sie aufblickte mit ihren großen, dunklen Augen, die wie von selbst das Wort „Bitte“ formten, konnte er nicht gehen. Er wusste, sie wurde einst sehr verletzt. In ihrem Herzen, das konnte er durch ihren Blick sehen. Und irgendwas in ihm schob ihn in ihre Richtung. Irgendwas in ihm flüsterte ihm zu, dass sie ihn brauchte, und er konnte sie jetzt nicht in Stich lassen. Berührungsängste hin oder her.
Er sah sie mit einem ruhigen Blick an, seine Hände jedoch zitterten leicht und sein Herz presste sich gegen seine Brust. Er konnte jetzt nichts sagen, denn das würde ihn erst recht zum Weglaufen veranlassen. Also ließ er seinen Blick sinken und zog sich geschickt mit den Füßen die zwei Schuhe aus und warf sein Hemd über den Sessel. Er stand nur noch in schwarzen Socken, seiner Jeans und dem dunklen T-Shirt, das er unter dem Hemd trug trug da und ließ sich auf seine Matratze gleiten. Die gleiche ungemütliche Matratze wie immer. Ein Mädchen, das neben ihm lag, doch dieses Mal nicht um seine männlichen Lüste zu stillen, damit er sich nicht so einsam fühlte. Nein dieses mal war er derjenige, der da war, damit sich ein jemand anderes nicht so einsam fühlte. Der Unterschied dabei war, dass sie ihn dafür nicht bezahlte.
Er legte sich auf den Rücken, zu seiner Rechten war die kalte Mauer und zu seiner Linken saß nun Luna. Seine rechte Hand ruhte auf seiner Brust, die sich in langsamen Zügen hob und senkte und sein linker Arm lag offen über den Kissen. Einladend, dass er heute Nacht bei ihr sein wollte. Dass er heute Nacht auf sie Acht geben würde. Dass sie HEUTE Nacht, keine Angst mehr haben musste. 



Meine Inspiration war dieses Mal, dieses Lied.



"Rollenspiele zu schreiben, ist wie als würde ich ein Drehbuch für eine Serie schreiben. Ich bestimme den Handlungsort, die Zeit und die Charaktere. Doch im Grunde ist jeder Persönlichkeit sein eigener Charakter, der die Geschichte mitschreibt und beeinflusst. Ich bin der Drehbuchautor, doch die Schauspieler tragen die Geschichte!"
by Mina.

1 Kommentar:

  1. Dankeschön :3
    Ich finde es toll dass du es so ehrlich und genau beschrieben hast. Aber es ist schon verrückt dass du dich da selbst nicht genau verstehen kannst. Ist es den auch eine Art "Bestrafung" die du dir selbst zugefügt hast indem du dich geritzt hast? Oder hat es allein mit dieser Stimme zu tun die dir das gesagt hat?
    Ich finde es toll dass du es nie wieder machen willst! Auch wegen deiner Beziehung! Ich glaube dir auch dass es nicht leicht ist aber du weißt ja wofür du das machst :)

    Danke! Die Sachen sind echt toll!

    <3

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