Donnerstag, 8. März 2018

#254

YOU KNOW I'LL FIGHT MY CORNER

And that tonight I'll call ya after my blood is drowning in alcohol

 

"Ha!", lacht das Mädchen und setzt sich neben ihn hin, als er ihr den Platz anbot. "Das ist ja ein Zufall, dass wir uns hier treffen." Sie grinst schelmisch. Maske auf. Er soll bloß nicht sehen, wie sehr sie zittert. Ihre viel zu laute Stimme überspielt das. Sie reden eine Weile, dann eine ungeschickte Bewegung und sie wirft sein Biermischgetränk um. "Verdammt!", flucht sie. Der Alkohol setzt ihr schon zu. Sie eilt zur Bar und bestellt ein Bier. Kein Mischgetränk, sondern ein gutes Bier. "Sorry, ich habs nicht mit Absicht umgeworfen. Dafür bekommst du jetzt etwas ordentliches zu trinken." Ihre Augen blitzen frech auf und in seinem Gesicht zeichnet sich sofort dieser typischer Grinser ab, den er immer hat, wenn sie ihn zu ärgern versucht. Sie genießt es so unfassbar, diese alte Zeit für eine Stunde zurück zu holen. Er lächelt sie an, nimmt das Bier dankend an und kommentiert ihre Aussage mit einem "Du schaffst es echt nicht, einmal nett zu sein, ohne es mit dieser gewissen Dreistigkeit zu würzen oder?" - "Tja, du kennst mich einfach noch zu gut." Der entschlossene Spieler nickt. Sie sehen sich an. Und das Mädchen weiß, was er denkt. Er weiß auch, was sie denkt. Wenn sie sich so angesehen haben, hat es nie viel an Worte gebraucht.
Das Mädchen löst sich beschämt aus diesen Blick. 
Später verabschiedet sie sich vom entschlossenen Spieler. Er steht auf und umarmt sie.  Es hat sich wie früher angefühlt, nur dass es kein früher mehr gibt.

Das Mädchen hat dieses zufällige Treffen, das auf gar keinen Fall so zufällig war, mit jeder Sekunde genossen. Sie wusste natürlich, dass der entschlossene Spieler an diesem Abend auf genau dieser Veranstaltung sein würde. Und sie wollte ihn einfach sehen, ihm zuhören, seine Augen sehen. Wissen, ob er gealtert wäre. Einfach eine Minute mit ihm verbringen können. In letzter Zeit wird sie wieder schweigsamer. Alle Versuche mit jemanden zu reden scheitern kläglich. Niemand scheint zu sehen, wie sehr sie gegen alte Gedanken zu ankämpfen versucht. Sie redet sich selbst, das wäre gar nicht schlimm. Nein, sie braucht das, um immer weiter zu machen. Voran zu gehen. Doch tief im Innern weiß sie, dass sie einfach jemanden zum Reden haben will. Jemanden, wie den entschlossenen Spieler, der einzige der ihr je wirklich zugehört hat. In ihrem Kopf lebt zumindest diese Vorstellung darüber.

 

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